DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-10-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 09.10.2017 um 10.30 UTC



Am Donnerstag noch meist wechselhaft und vor allem im Norden und Osten windig.
Ab Freitag zunehmend Hochdruckeinfluss und nach Nebelauflösung vor allem in der
Mitte und im Süden "goldenes" Oktoberwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 16.10.2017


Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag liegt Deutschland zunächst auf der
Vorderseite eines Kurzwellentroges über der Nordsee. Er schwenkt relativ rasch
über den Norden des Landes hinweg und erreicht bereits am Nachmittag die
südliche Ostsee und Polen. Mit dem Trog verbunden ist ein Sturmtief, das sich
Donnerstagfrüh mit einem Kerndruck von 995 hPa über Südschweden befindet und im
Tagesverlauf unter allmählicher Abschwächung ostwärts Richtung Baltikum zieht.
Durch den erhöhten Druckgradienten weht vor allem im Norden und Osten in Böen
starker Wind aus westlichen Richtungen, an den Küsten und im höheren Bergland
erreicht er Sturmstärke. Die Kaltfront des Tiefs greift bereits in der Frühe von
Nordwesten auf Deutschland über und bringt vor allem in der Nordhälfte zeitweise
etwas Regen. Richtung Süddeutschland gelangt die Front allerdings zunehmend
unter den Einfluss eines Hochs mit Schwerpunkt über West- und Südwesteuropa,
sodass sie kaum noch Wetteraktivität aufweist. Rückseitig der Kaltfront gelangt
in den Norden und die Mitte Deutschlands ein Schwall etwas kühlerer Meeresluft,
sodass dort die Höchstwerte im Vergleich zum Vortag leicht zurückgehen.

Nach Abzug des Troges gelangt Deutschland ab Freitag von Westen zunehmend unter
einen kräftigen Höhenrücken, der sich vom Süden Europas bis nach Skandinavien
erstreckt. Dessen Einfluss bleibt uns bis zum Ende der Mittelfrist am kommenden
Montag erhalten. Dadurch gestützt wird auch im Bodendruckniveau ein
umfangreiches Hochdruckgebiet, das auch hierzulande zunehmend an Einfluss
gewinnt und vor allem in der Mitte und im Süden nach teils zäher Nebelauflösung
für "goldenes" Oktoberwetter sorgt. Nicht ganz so golden wird es im Norden, der
in der Nähe der Frontalzone liegt. Dort sorgen Tiefausläufer zeitweise für mehr
Bewölkung. Durch die auf südliche Richtungen drehende Strömung ist insgesamt
milde Luft wetterbestimmend, wobei ja nach Modell gegen Ende des
Vorhersagezeitraums die plus 15 Grad-Isotherme in 850 hPa über uns zu finden
ist.

Aus heutiger Sicht wird das goldene Oktoberwetter auch in der erweiterten
Mittelfrist in weiten Teilen des Landes anhalten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC Laufs des EZMW kann als sehr gut bezeichnet
werden. Kleinere Abweichungen im Strömungsmuster haben keinen signifikanten
Einfluss auf die Wetterentwicklung in Deutschland.

Größere Unterschiede ergeben sich erst im Laufe des Montags. Grund ist eine
derzeitige Tiefdruckentwicklung über dem subtropischen Atlantik etwa 1200 km
südwestlich der Azoren. Dieses Tief soll sich in den kommenden Tagen zu einer
tropischen Zyklone entwickeln, langsam nordostwärts ziehen und nach dem heutigen
00 UTC Lauf des EZMW schließlich am Montag als außertropisches Sturmtief vor der
Biskaya liegen. Bekanntermaßen bringen ehemalige tropische Tiefs die Vorhersagen
der Wettermodelle gerne durcheinander. Letztendlich entscheidet diese
Entwicklung darüber, ob bereits am Montag auf den Norden Deutschlands ein
Frontensystem übergreift oder nicht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Modellvergleich zeigt erst ab Sonntag signifikante Unterschiede. Während
nach dem EZMW weiterhin der Höhenrücken unser Wetter dominiert, nähert sich nach
ICON und GFS von den Britischen Inseln ein Höhentrog. Dieser ist insbesondere
nach GFS deutlicher ausgeprägt. Er greift am Montag auf den Norden Deutschlands
über. Damit verbunden ist die Passage eines meist nur schwach ausgeprägten
Tiefausläufers.

Das im vorherigen Abschnitt beschriebene Sturmtief vor der Biskaya ist bei GFS
und ICON nicht zu finden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne von Offenbach zeigt nach einem vorübergehenden Absinken am
Donnerstag einen deutlichen Anstieg von Temperatur und Geopotential im
mittelfristigen Vorhersagezeitraum. Dabei ist der Spread auch vergleichsweise
gering. Erst ab Montag nehmen die Unsicherheiten zu mit vereinzelten
Niederschlagssignalen. Der Trend in der erweiterten Mittelfrist deutet auf ein
erneutes Absinken der Temperatur und des Geopotentials hin, insgesamt verbleibt
die Mehrheit der Member aber auf einem relativ hohen Niveau.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum von t+72 bis 96 Stunden zwei
Cluster. Dabei ist der Höhenrücken in Cluster 2, in dem sich auch der
deterministische Lauf befindet, etwas kräftiger ausgeprägt. Signifikante
Änderungen für die Wetterentwicklung ergeben sich dadurch aber nicht.
Von Samstag bis Montag sind drei Cluster vorhanden. Haupt- und Kontrolllauf
befinden sich in Cluster 1, das auch die meisten Member beinhaltet und das den
breiten Rücken über weiten Teilen Europas zeigt. Auch in Cluster zwei ist ein
gut ausgeprägter Rücken über uns zu erkennen. Cluster drei hingegen zeigt für
Montag einen schwach ausgeprägten Trog über der Nordsee, der somit die Versionen
von ICON und GFS beinhaltet. Allerdings besitzt Cluster drei die geringste
Memberanzahl.

In der erweiterten Mittelfrist deuten drei von vier Clustern auf eine Fortdauer
des Hochdruckwetters hin.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag frischt der Wind vor allem im Norden und Osten auf. Dann weht dort
in Böen starker Wind (Bft 7), an den Küsten und in höheren Lagen der
Mittelgebirge treten Sturmböen Bft 8 bis 9, auf dem Brocken auch schwere
Sturmböen Bft 10 aus westlichen Richtungen auf. Spätestens in der Nacht zum
Freitag lässt der Wind wieder deutlich nach.

Nachfolgend sind keine weiteren signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger