Thema des Tages
07-09-2017 14:40
Windige Zeiten
Im Thema des Tages vom gestrigen Mittwoch wurde auf den sehr starken
und extrem gefährlichen Hurrikan IRMA in der Karibik eingegangen,
dieser zieht zwar auch am heutigen Donnerstag unverändert stark seine
Kreise, im Thema des Tages widmen wir uns aber dem Wetter bei uns vor
Ort.
Beim Blick auf die heutige Karte der Luftdruckverteilung über Europa
und dem Ostatlantik erkennt man gleich eine Vielzahl an
Tiefdruckgebieten, die für anhaltende Südwest- bis Westwinde über
Deutschland sorgen. Über der südlichen Ostsee liegt das
Tiefdruckgebiet PERRYMAN II, das unser gestriges Wetter ausgesprochen
windig gestaltete. An dieser Stelle sei ein kleiner Rückblick auf die
Spitzenböen des Mittwochs gestattet. Am windigsten war es, vom
Brocken mit 100 km/h einmal abgesehen, an der Nordseeküste. Dort
wurden verbreitet 62 bis 90 Kilometer pro Stunde (Bft 8 bis 9)
gemessen, örtlich wie an der Station Leuchtturm Alte Weser mit 94
km/h sogar schwere Sturmböen, also Bft 10. Aber nicht nur an der
Küste, auch im Binnenland war es insbesondere in Verbindung mit
Schauern und Gewittern windig oder stürmisch. Im Norden, Nordosten
und der Mitte Deutschlands wurden verbreitet starke Böen,
gebietsweise auch stürmische Böen registriert. In Hannover gab es mit
77 km/h sogar eine waschechte Sturmböe (Bft 9). Etwas niedriger waren
die Windgeschwindigkeiten in Süddeutschland, für starke Böen reichte
es aber dennoch stellenweise.
Dies führte zu einer deutlich überdurchschnittlichen Stromerzeugung
durch Windkraft. Zum Höhepunkt am Nachmittag um 16 Uhr wurden rund
26,6 Gigawatt durch Windkraft erzeugt, dies entsprach nach
vorläufigen Zahlen knapp 37 % des zu diesem Zeitpunkt vorliegenden
Stromverbrauchs.
Beim weiteren Studium der Luftverteilung fallen zwei Tiefdruckgebiete
auf dem Atlantik ins Auge, eines nordöstlich von Island mit dem Namen
PERRYMAN I und ein anderes zwischen Island und den Britischen Inseln,
getauft als QUASIMODO. Eben dieses letztgenannte Tief ist es, welches
uns nach kurzer Beruhigung am heutigen Donnerstag bereits am morgigen
Freitag wieder eine Windzunahme beschert. Betroffen hiervon sind vor
allem die Westhälfte Deutschlands sowie die Nord- und Ostseeküste.
Verbreitet muss mit starken Böen, exponiert, sowie in höheren Lagen
und an den Küsten mit stürmischen Böen gerechnet werden.
Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle die nur langsam
vorankommende Kaltfront von QUASIMODO, die im Westen des Landes für
teils anhaltende Regenfälle sorgt, welche vor allem in den
Südweststaulagen der Mittelgebirge zu 30 bis 50 Liter Regen pro
Quadratmeter in 24 Stunden führen. Örtlich können auch noch etwas
größere Regenmengen bis Samstagvormittag zusammenkommen.
Größere Fragezeichen gibt es noch für die Windentwicklung am Samstag.
Einige Modelle zeigen eine deutliche Beruhigung, es gibt aber auch
Modellösungen, die besonders in der Nordwesthälfte weiterhin beste
Bedingungen für Drachenflieger zeigen. Am Sonntag besteht dann wieder
Einigkeit, dass wir von starken Böen verschont bleiben. Doch schon
zum Wochenbeginn nimmt die Isobarendrängung mit Annäherung eines
neuen atlantischen Tiefdruckgebiets wieder zu. In der Westhälfte und
an der Nordsee kommt es dann wahrscheinlich wieder zu stürmischen
Böen. Der Blick auf die mittelfristige Wetterentwicklung zeigt keine
durchgreifende Wetteränderung. Vom Altweibersommer ist nichts zu
sehen, stattdessen dominieren weiterhin kräftige Tiefdruckgebiete das
Wettergeschehen in Deutschland.
MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.09.2017
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