DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-09-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 06.09.2017 um 10.30 UTC



Unbeständig und herbstlich; häufig Niederschläge, zeitweise windig, vor allem am
Montag eventuell auch in den Niederungen markante Böen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 13.09.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Samstag, befindet sich Deutschland im
Einflussbereich eines Höhentroges mit Drehzentrum über der Nordsee unterhalb
einer südwestlichen Höhenströmung. Im Tagesverlauf erweist sich der Trog
zunächst als wenig progressiv und weitet sich stattdessen über Frankreich hinweg
nach Süden aus. Somit kommt ein sich quer von Südwest nach Nordost über
Deutschland hinweg erstreckendes schleifendes Frontensystem tagsüber kaum nach
Osten voran, so dass es vor allem im Südwesten des Landes auch mal längere Zeit
regnen kann. In den äußersten Südosten gelangt dabei vorderseitig noch einmal
recht warme Luft subtropischen Ursprungs (über 10 Grad in 850 hPa), innerhalb
derer es im Tagesverlauf zu Gewittern kommen kann, ansonsten setzt sich von
Westen her subpolare Meeresluft (um 6 Grad in 850 hPa) durch.
Bis zum Abend überquert die Kaltfront auch den Südosten, dabei kann es dort in
der Nacht zum Sonntag vor allem Richtung Alpen länger anhaltend regnen.
Am Sonntag tropft der Trog über Italien ab, das nördliche Trogresiduum überquert
Deutschland mit einzelnen Schauern rasch von West nach Ost, gleichzeitig kommt
es über den Britischen Inseln zu einem erneuten Trogvorstoß. In der Nacht zum
Montag erreicht das Drehzentrum des Troges bereits wieder die Nordsee.
Das korrespondierende Bodentief zieht vom nahen Ostatlantik bis Montagfrüh zur
mittleren Nordsee. Das zugehörige okkludierende Frontensystem greift
Sonntagabend mit schauerartigen Regenfällen auf das Vorhersagegebiet über und
erreicht Montagfrüh auch den Südosten. Vor allem im Norden und Westen bis in die
mittleren Landesteile kann es dabei starke bis stürmische Böen, auf den Bergen
Sturmböen aus Süd bis Südwest geben.
Im Laufe des Montags greift der Trog auf Mitteleuropa über, das
korrespondierende Bodentief zieht bis Dienstag, 00 UTC nach Süddänemark. Im
Einflussbereich labil geschichteter Meeresluft subpolaren Ursprungs (4 bis 8
Grad in 850 hPa) entwickeln sich verbreitet Schauer oder kurze Gewitter, vor
allem im Nordwesten sowie in den Staulagen der westlichen Mittelgebirge kann es
am Montag und in der Nacht zum Dienstag auch mal länger schauerartig verstärkt
regnen. Dabei weht lebhafter, auf West drehender Wind mit starken bis
stürmischen Böen, im Bergland Sturmböen.
Dienstag verlagert sich der Trog allmählich Richtung Nordeuropa bzw. östliches
Mitteleuropa, gefolgt von einem flachen Höhenrücken, der in der Nacht zum
Mittwoch das Vorhersagegebiet von Westen her erreicht.
Am Dienstag dominiert somit meist noch windiges Schauerwetter, wobei weiterhin
auch kurze Gewitter mit stürmischen Böen auftreten können. Nur langsam beruhigt
sich das Wetter mit dem Vorstoß eines Azorenhochkeils von Frankreich her nach
Süddeutschland.
Mittwoch schwenkt der Höhenrücken rasch über Deutschland hinweg ostwärts,
gefolgt von einem weiteren Höhentrog, der in der Nacht zum Donnerstag bereits
auf die Nordsee und das westliche Mitteleuropa übergreift. Bereits im Laufe des
Mittwochs greift von Westen her das Frontensystem eines zur mittleren Nordsee
ziehenden Tiefs auf den Westen Deutschlands über und überquert bis
Donnerstagfrüh den größten Teil des Vorhersagegebietes mit schauerartigen
Regenfällen und vor allem im Norden und Westen erneut starken bis stürmischen
Böen südostwärts.


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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die beiden Trogvorstöße nach West- bzw. Mitteleuropa am Samstag und am Montag
wurden auch von den Vorläufen ähnlich simuliert, selbst bzgl. der Lage und
Zugbahnen der jeweils korrespondierenden Bodentiefs ergeben sich nicht allzu
große Differenzen.
Erst zum Dienstag hin kommt es zu einer leichten Phasenverschiebung im aktuellen
Lauf, was den nachrückenden flachen Höhenrücken betrifft. Dieser wird im
aktuellen Lauf etwas progressiver simuliert, wodurch es wohl zu einer etwas
rascheren Wetterberuhigung am Dienstag kommt, als noch gestern vorgesehen. Vor
allem der gestrige 12 UTC-Lauf hatte am Dienstag noch einen über das
Vorhersagegebiet hinwegschwenkenden flachen Kurzwellentrog auf der Karte,
ähnlich der gestrige 00 UTC-Lauf.
Der Höhenrücken wird im aktuellen Lauf auch etwas markanter ausgeprägt
simuliert, während den erneuten Trogvorstoß am Mittwoch bzw. in der Nacht zum
Donnerstag wieder alle Läufe ähnlich auf der Karte haben.
Insgesamt kann dem aktuellen Lauf des ECMWF somit eine gute bis sehr gute
Konsistenz bescheinigt werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Für das Wochenende simulieren alle vorliegenden Modelle eine ähnliche
Wetterentwicklung. Unterschiede ergeben sich eigentlich nur im Detail, die
Niederschlagsmengen und die Windentwicklung betreffend. Alle Modelle zeigen eine
ähnliche räumliche Verteilung der Niederschläge, ICON simuliert allerdings
sowohl am Samstag im Südwesten als auch in der Nacht zum bzw. am Sonntag im
äußersten Südosten etwas höhere Mengen als ECMWF und GFS. ECMWF hat am Samstag
einen etwas markanteren Bodentrog und dadurch vermehrt Böen Bft 7 bis 8 im
Norden und in der Mitte auf der Karte.
Zu Wochenbeginn simuliert ECMWF eine kräftigere und weiter südlich positionierte
Tiefdruckentwicklung über der Nordsee als ICON bzw. GFS, welches die nördlichste
Variante auf der Karte hat. Auch zeigt das ECMWF eine progressivere Variante,
zum Dienstag, 12 UTC Termin befindet sich das Tief bereits über Südschweden,
nach GFS dagegen vor der Südwestküste Norwegens, nach ICON über dem Skagerrak.
Das hat vor allem Auswirkungen auf die Windvorhersagen. Mit der ECMWF-Variante
wäre in etwa von Montagmittag bis Dienstagmittag recht verbreitet mit starken
bis stürmischen Böen, im Bergland und an der Nordsee vorübergehend auch mit
Sturmböen zu rechnen, die GFS-Variante hätte dagegen kaum warnrelevante Böen auf
der Karte.
Eine noch weiter südlichere Variante als das ECMWF fährt das kanadische GEM,
wonach das Tief über den Ostausgang des Ärmelkanals nach Nordwestdeutschland
ziehen soll. In dem Fall wären die stärksten Böen (durchaus auch bis Bft 8 in
den Niederungen) eher im Südwesten und Süden zu erwarten.
Die räumliche Verteilung der Niederschläge ist bei allen Modellen ähnlich, wobei
ECMWF die größten Mengen simuliert. Den erneuten Trogvorstoß am
Mittwoch/Donnerstag zeigen ebenfalls alle vorliegenden Modelle, allerdings
leicht phasenverschoben.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Trotz der relativen Einigkeit der deterministischen Modelle untereinander bzw.
der guten Konsistenz der letzten drei ECMWF-Läufe verteilen sich die
Ensemblemitglieder des aktuellen Laufes im Zeitraum 72 bis 96 h (Samstag und
Sonntag) auf 6 Cluster. Bzgl. der Wetterentwicklung in Mitteleuropa sind aber
kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Clustern erkennbar.
Immerhin noch 5 Cluster zeigt der nächstfolgende Zeitraum (Montag bis Mittwoch).
Alle Cluster haben am Montag/Dienstag die recht weit südlich verlaufende
Tiefdruckentwicklung über der Nordsee auf der Karte, ähnlich wie der Hauptlauf,
der sich in Cluster 1 befindet. Unterschiede ergeben sich dann ab Mittwoch:
Cluster 1 bis 3 zeigen zum Termin Mittwoch, 00 UTC einen markanten Trogvorstoß
über dem nahen Ostatlantik und eine recht weit südlich verlaufende Frontalzone,
die insgesamt zonal orientiert bleibt.
Cluster 4 fährt dagegen eine zunehmend meridionale Variante mit einem zum
Mittwoch hin über Mitteleuropa hinwegziehenden Höhentrog und einem markanten
Höhenrücken über den nahen Ostatlantik, Cluster 5 hat den Rücken ähnlich wie
Cluster 4, nur weiter westlich auf der Karte.
Die recht große Einigkeit der Ensemblemitglieder bzgl. der Wetterentwicklung
über Mitteleuropa bis Dienstag kommt auch in den Rauchfahnen zum Ausdruck. Dabei
verläuft die Temperatur in 850 hPa der Einzelmember eines beliebigen, in etwa
über der Mitte Deutschlands gelegenen Gitterpunktes bis einschließlich Dienstag
in einem sehr engen Spread zwischen etwa 3 und 7 Grad mit leicht zurückgehender
Tendenz.
Die zahlreich vorhandenen Niederschlagssignale unterstreichen die Zyklonalität
des Wettergeschehens eigentlich über den gesamten Mittelfristzeitraum hinweg.
Erst ab Mittwoch, eher noch zum Donnerstag hin wächst der Spread erheblich an,
am Donnerstag gibt es 2 bis 3 Ensemblevarianten mit einem markanten Vorstoß
subtropischer Luftmassen (12 bis 17 Grad in 850 hPa) nach Mitteleuropa. Das Groß
der Member bewegt sich allerdings eher zwischen 3 und 9 Grad.
Die erweiterte Mittelfrist (192 bis 240 Stunden, also Donnerstag bis Samstag)
ist kaum vorhersagbar, die Ensemblemitglieder verteilen sich auf 6 Cluster, die
teilweise komplett unterschiedliche Varianten fahren.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bereits für den Samstag deutet das ECMWF eine etwas stärkere Windentwicklung an
mit markanten Böen (Bft 8) auf exponierten Gipfeln und eventuell auch im
Nordseeumfeld. Die probabilistischen Verfahren geben allerdings kaum Signale
dafür.
Sowohl ECMWF-EPS als auch COSMO-LEPS zeigen schwache Signale für Dauerregen an
den Alpen im Zeitraum Samstag, 12 UTC bis Sonntag, 12 UTC.
Für den Montag gibt EFI Hinweise auf eine relativ zum Modellklima markante
Windentwicklung in weiten Teilen des Landes. COSMO-LEPS und ECMWF-EPS zeigen
recht hohe Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 8 im Westen und in der Mitte des
Landes, an der Nordsee und im Bergland auch für Sturmböen (Bft 9).
Schwache Signale für Dauer-/Starkregen sind vor allem im Nordwesten für die
Nacht zum Dienstag auszumachen.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff