Thema des Tages

05-09-2017 14:40

Wettervorhersage bei MeteoSchweiz: Ein kurzer Einblick

Beim nationalen Wetterdienst der Schweiz MeteoSchweiz arbeiten ca.
350 Mitarbeiter, was im Vergleich zu den ca. 2500 Beschäftigten beim
Deutschen Wetterdienst zunächst recht überschaubar klingt. Aber wie
heißt es so schön? "Alles ist relativ" ? und das trifft wohl auch
hier zu, wenn man die ebenfalls recht überschaubare Größe der Schweiz
bedenkt, die flächenmäßig noch etwas kleiner ist als Niedersachsen.
Von den 350 Mitarbeitern erstellen ca. 40 Prognostiker (so werden die
Vorhersage-Meteorologen genannt) Wettervorhersagen und ?warnungen für
die Schweiz an drei verschiedenen Standorten (Zürich, Genf und
Locarno).

Ähnlich wie beim Deutschen Wetterdienst, wo es zweimal täglich
Telefonkonferenzen zwischen der Zentrale in Offenbach und den
Außenstellen in Hamburg, Potsdam, Leipzig, Essen, Stuttgart und
München gibt, um sich bzgl. der erwarteten Wetter- und Warnlage
abzusprechen, erfolgen solche Abstimmungsgespräche auch bei
MeteoSchweiz. Dabei klingt nach einem "Grüezi" aus Zürich ein
"Bonjour" aus Genf und ein "Buongiorno" aus Locarno ins Telefon, denn
jeder Prognostiker spricht und schreibt in seiner Sprache. Da (neben
Rätoromanisch) Deutsch, Französisch und Italienisch offizielle
Landessprachen sind und auch die Homepage www.meteoschweiz.ch auf
diesen drei Sprachen (plus Englisch) verfügbar ist, bedeutet das
natürlich viel Übersetzungsarbeit: Beispielsweise schreibt der
Meteorologe aus Genf den Vorhersagetext für die Westschweiz auf
französisch, der anschließend vom Kollegen in Zürich auf deutsch und
vom Kollegen in Locarno auf italienisch übersetzt wird.

Grundsätzlich arbeiten die Prognostiker der MeteoSchweiz ähnlich wie
wir Meteorologen beim Deutschen Wetterdienst um Vorhersagen zu
erstellen, beispielsweise schauen wir auf die gleichen
meteorologischen Parameter und benutzen dasselbe meteorologischen
Arbeitsplatzsystem NinJo. Es gibt aber auch einen wesentlichen
Unterschied: So sind die Meteorologen in Zürich seit ein paar Jahren
sowohl für die Aviatik, als auch für die breite Öffentlichkeit
zuständig, während das beim Deutschen Wetterdienst zwei getrennte
Verantwortungsbereiche sind.

Auch fachlich bzw. meteorologisch gibt es Unterschiede, denn Wetter
und Klima in der Schweiz sind stark durch die Alpen bestimmt, die als
markante Wetter-/Klimascheide zwischen der Nord- und der Südschweiz
wirken. Das mediterrane Klima der Südschweiz unterscheidet sich von
dem des Nordens vor allem durch deutlich mildere Winter. Das
Hochgebirge schirmt die inneralpinen Täler gegen
Niederschlagsaktivitäten sowohl aus Norden als auch aus Süden ab.
Neben der auch bei uns typischen Westströmung sind in der Schweiz die
Bise sowie Nord- und Südföhn typische Wetterlagen.

Wenn Sie das nächste Mal in unserem schönen Nachbarland sind und
wissen möchten, ob Sie sich über Föhn freuen können oder doch eher
Gummistiefel und Regenjacke angebracht sind, schauen Sie doch mal in
die MeteoSchweiz-App. Die wurde übrigens von derselben Firma wie die
WarnWetter-App des DWD entwickelt. Und wer hat?s erfunden? Die
Schweizer!

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.09.2017

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