DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-09-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.09.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft und mäßig warm. Zum Wochenende zunehmend windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 10.09.2017


Im Verlauf der Mittelfrist etabliert sich zwischen der Grönland- und Barentssee
ein kräftiger Zweig des stratosphärischen Polarwirbels, was sich zum Ende der
Woche in der Troposphäre durch einen kräftigen und umfangreichen
Tiefdruckkomplex zwischen Island und Schweden äußert. Von daher muss die
Mittelfrist über mit einer Fortdauer der wechselhaften und nur mäßig milden
Witterung gerechnet werden.

Zum Beginn der Mittelfrist, am Mittwoch, überquert eine Kaltfront Deutschland
von West nach Ost. Dabei geht die Temperatur in 850 hPa um rund 5 Kelvin zurück,
was auf einen deutlichen Luftmassenwechsel hindeutet. Diese Front wird in der
Höhe durch eine Kurzwelle rasch ostwärts gedrückt und erreicht zum Abend auch
den Südosten Deutschlands. Bei Frontdurchgang kann es für mehrere Stunden
regnen, bevor postfrontal ein rascher Wechsel von etwas Sonnenschein, dichten
Wolkenfeldern mit zahlreichen Schauern und einzelnen Gewittern erwartet werden
kann. Im Südosten können sich entlang der Kaltfront einzelne kräftige Gewitter
entwickeln, da hier noch eine labil geschichtete Luftmasse lagert. Zum Abend
nimmt die Niederschlagsneigung im Westen rasch ab. Der Wind weht mäßig, über der
Deutschen Bucht auch stark böig bis stürmisch aus West bis Nordwest mit
einzelnen Sturmböen auf exponierten Berglagen. Die Höchstwerte liegen zwischen
17 und 21 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag überquert die Kurzwelle den Nordosten Deutschlands
unter Verstärkung. Die Kaltfront ist überall ostwärts abgezogen, nur am direkten
Alpenrand schleift sie noch und sorgt für anhaltende Niederschläge, die im
direkten Alpenstau auch kräftig ausfallen können. Sonst entwickeln sich in der
gesamten Ost- und Nordhälfte zahlreiche Schauer, vereinzelt auch ein kurzes
Gewitter. Im Westen und Südwesten bleibt es hingegen trocken und dort lockert
die Wolkendecke zeitweise auf. Bei einem schwachen bis mäßigen, auf exponierten
Berggipfeln zeitweise auch noch stürmischen Westwind geht die Temperatur auf 15
bis 6 Grad zurück, wobei es im Küstenumfeld am wärmsten bleibt.

Im Verlauf des Donnerstags sorgt schwache niedertroposphärische
Kaltluftadvektion für ein seichtes Bodenhochdruckgebiet, während in der
mittleren Troposphäre eine weitere Kurzwelle von West nach Ost über Deutschland
geführt wird. Von daher lockert die Wolkendecke tagsüber deutschlandweit
zeitweise auf mit den geringsten Sonnenstunden am Alpenrand und im Nordosten.
Dort regnet es bis weit in den Tag zeitweise, bevor es zum Abend hin immer
trockener wird. Sonst entwickeln sich wiederholt Schauer, im Südwesten fällt die
Niederschlagswahrscheinlichkeit allgemein am geringsten aus. Die Höchstwerte
liegen zwischen 16 und 21 Grad und der Wind weht schwach bis mäßig aus West.
In der Nacht zum Freitag baut sich rückseitig der Kurzwelle ein schwacher
Höhenkeil auf, der das sich zögernd ostwärts verlagernde Bodenhoch überlagert.
Zum Ende der Nacht weist die Strömung im Bodendruck über dem Nordwesten eine
zunehmend zyklonal geprägte Strömung auf und deutet die Annäherung einer
Warmfront aus West an. Somit verläuft die Nacht deutschlandweit ruhig und
besonders im Süden und Osten meist auch klar. Im Verlauf der Nacht verdichten
sich die Wolken im Nordwesten, Niederschlag beschränkt sich aber vorerst nur auf
das Nordseeumfeld. Die Tiefstwerte liegen zwischen 14 und 5 Grad und der Wind
weht schwach aus West bis Südwest.

Am Freitag weitet sich der Tiefdruckkomplex über Nordwesteuropa zunehmend aus
und das macht sich auch über Deutschland in Form einer zyklonal geprägten
Höhenströmung bemerkbar. In diese eingebettet erfasst eine Warmfront den
äußersten Norden Deutschlands. Besonders im Nordwesten regnet es zeitweise,
wobei sich der Niederschlag bis zum Abend allmählich ostwärts ausbreitet und die
Ostsee erreicht. Sonst überwiegt noch schwacher Hochdruckeinfluss und es bleibt
trocken. Dabei lockern die Wolken besonders im Süden und zeitweise auch im Osten
stärker auf und die Sonne kann längere Zeit scheinen. Am Alpenrand ist es
sonnig. Die Höchstwerte liegen zwischen 17 und 21 Grad. Der Südwestwind weht
mäßig, über der Deutschen Bucht auch stark böig mit einzelnen Sturmböen auf
exponierten Berglagen der Mittelgebirge.
Im Verlauf der Nacht zum Samstag kommt die Front nur zögernd nach Südosten
voran, da strömungsparallel ausgerichtet und wellend. Besonders im Westen,
Nordwesten und Norden Deutschland regnet es länger anhaltend und teils auch
kräftig. Im Süden und Osten bleibt es zwar stark bewölkt mit kurzen
Auflockerungen am Alpenrand, Niederschlag wird jedoch keiner erwartet. Bei einem
schwachen bis mäßigen Wind aus Südwest, der im Umfeld der Deutschen Bucht stark
böig und auf exponierten Berggipfeln zeitweise auch stürmisch weht, gehen die
Temperaturen auf 13 bis 8 Grad zurück.

Am Samstag weitet der Tiefdruckkomplex seinen Einfluss immer weiter ostwärts
aus. Zudem bildet sich an seinem Südrand über dem Ärmelkanal ein Randtief.
Dieses sorgt über Mitteleuropa für eine vorübergehende Verstärkung der
Warmluftadvektion, die die südostwärts ziehende Kaltfront überläuft bzw. die
Front in ihrem Westbereich (über Nordostfrankreich und Luxemburg) in eine
Warmfront umwandelt. Es verwundert nicht, dass die wellende Front daher im
Tagesverlauf nur sehr zögernd nach Osten und Südosten vorankommt. Im gesamten
Westen, der Mitte und dem Norden regnet es daher länger anhaltend und besonders
im Westen teils auch kräftig. Der Südosten bleibt noch von den Niederschlägen
verschont und die Wolkendecke lockert vorübergehend auf. Die Höchstwerte liegen
zwischen 17 und 21 Grad und das bei einem mäßigen bis frischen Südwestwind. Über
der Deutschen Bucht und auf exponierten Berggipfeln sind Sturmböen wenig
wahrscheinlich.
In der Nacht zum Sonntag verstärkt sich das Randtief über Benelux unter dem
linken Auszug eines kräftigen Höhenjets. Dieses Szenario würde für weite
Bereiche Deutschlands länger anhaltenden Regen bedeuten, der besonders im Westen
und Nordwesten ergiebig ausfällt. Einzig der Südosten würde noch bis zum Ende
der Nacht von einer leicht föhnigen Strömung profitieren, sodass es dort trocken
bleiben würde. Allerdings muss zu diesem Szenario gesagt werden, dass die
Unsicherheiten innerhalb der Modellläufe von EZMW, innerhalb der Einzelmember
und auch der Globalmodelle noch sehr groß sind. Im Zuge dieser Entwicklung würde
der Südwestwind im Westen stark böig auffrischen und auch sonst mäßig wegen.
Sturmböen auf exponierten Berglangen wären wahrscheinlich und das bei
Tiefstwerten zwischen 14 und 9 Grad.

Am Sonntag verlagert sich das Randtief zügig nach Nordosten und erreicht zum
Abend Südschweden. Die dazugehörige Kaltfront überquert weite Bereiche
Deutschlands, wird jedoch im Zuge einer weiteren Kurzwelle über Frankreich im
Südwesten Deutschlands wieder rückläufig. Häufige und teils länger anhaltende
Regenfälle wären das Ergebnis bei Höchstwerten zwischen 17 und 22 Grad und einem
mäßigen Wind aus Südwest. Sturmböen auf exponierten Berglagen wären
wahrscheinlich, sollte diese Randtiefentwicklung mit dieser Intensität
eintreten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Beim Blick auf die vergangenen EZMW-Läufe zeigen sich bei den unzähligen
Kurzwellen Phasenverschiebungen in unterschiedlicher Ausprägung. Dies hat zwar
Auswirkungen auf den Beginn und die Dauer der einzelnen Niederschlagsereignisse,
allerdings zeigen alle Läufe einen wechselhaften und nur mäßig warmen
Witterungsabschnitt. Zum Wochenende ist EZMW in den letzten Läufen von einer
markanten Trogstruktur abgewichen und zeigt eine deutlich zonaler geprägte
Strömung, die vom Atlantik über den Ärmelkanal bis nach Mitteleuropa reicht.
Dieses Szenario wiederum wäre günstig für eine Randtiefentwicklung, die auch in
den beiden letzten Läufen (02.09. 12 UTC und 03.09. 00 UTC) über dem Ärmelkanal
gut zu erkennen ist. Deren Intensivierungsrate und Zugbahn werden jedoch noch
sehr divergent vorhergesagt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ein ähnliches Verhalten wie bei EZMW ist auch innerhalb der anderen
Globalmodelle zu erkennen. Zunächst werden die Kurzwellen mit Phasen- und
Intensitätsunterschieden gezeigt, bevor sich in der Folge dann ein großräumiger
Tiefdruckkomplex über Nordwesteuropa etabliert. Hier lässt sich allerdings
erkennen, dass die Modelle nun allesamt zunächst eine Zonalisierung der Strömung
über dem Ärmelkanal bis nach Mitteleuropa unterstützen. Erst zum Sonntag weicht
ICON in Form einer markanten Trogbildung vor England vom ansonsten zonal
geprägten Grundmuster ab. Alle Modelle deuten aber zum kommenden Wochenende eine
kräftige Frontalzone über West- und Mitteleuropa an, in der Randtiefs
eingebettet sein können.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Zum Beginn der Mittelfrist werden 3 Cluster gezeigt (klimat. Regime "blocking"),
die relativ gleichmäßig besetzt sind. Der Kontroll- und der det. Lauf befinden
sich allerdings beide im 3. Cluster, der eine geringfügig niedrigere Memberschar
aufweist. Alle Cluster zeigen über Mitteleuropa tiefes Geopotential, wobei die
eingelagerten Kurzwellen unterschiedlich vorhergesagt werden. Der 3. Cluster hat
die am stärksten ausgeprägte Kurzwelle im Gepäck. In der Folge verbleibt die
Clusteranzahl bei drei, das klimat. Regime wechselt jedoch über "negative NAO"
zur "positiven NAO". Die Verteilung des Kontroll- und det. Laufs bleiben gleich
(im 3. Cluster), der zusammen mit den 2. Cluster die geringste Memberschar
aufweist. Der größte Unterschied ist die Handhabung des umfangreichen
Tiefdruckkomplexes über Nordwesteuropa, der im 3. Cluster eine zonale, im 1.
Cluster einer eher meridionale Strömung für West- und Mitteleuropa hervorruft.
Da allerdings auch der 2. Cluster eine zonale Grundströmung bevorzugt wird
dieser Entwicklung momentan mehr Gewicht beigefügt.
Beim Blick auf die Meteogramme zeigen alle einen mäßig warmen und wechselhaften
Wetterabschnitt an. Besonders zum Wochenende, mit Annäherung der Frontalzone,
nehmen die Niederschlagswahrscheinlichkeiten überall deutlich zu und einzelne
Member deuten für Hamburg bereits einen stärkeren Südwestwind an. Die Spreizung
der Rauchfahnen (z.B. 850 hPa Temperatur) nimmt allerdings zum Wochenende
deutlich zu und ist auf die zunehmende Dynamik in der Troposphäre zurückzuführen
(Randtiefbildung oder keine). Zwar ist bei den ENS von GFS ähnliches zu
erkennen, doch besonders im Nordwesten zeigt sich doch eine geringfügige
Verschiebung der Wind- und Niederschlagsspitzen im Zuge einer zeitlich und
räumlich etwas anders verlaufenden Randtiefentwicklung (weiter nördlich
angesetzt).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mit Blick auf eine mögliche Randtiefentwicklung zeigt der EFI im Westen und
Südwesten Deutschlands eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit für stärkere Böen
an. Gleiches spiegelt sich beim Niederschlag wider, wo über dem Westen und
Nordwesten im Zuge der Randtiefentwicklung geringfügig höhere
Wahrscheinlichkeiten für den Samstag gezeigt werden.
Innerhalb der Ensembles zeigen COSMO-LEPS und EZMW-EPS für den Zeitraum von
Mittwoch 06 UTC bis Donnerstag 06 UTC geringe Wahrscheinlichkeiten für
Dauerregen am Alpenrand. Die höchsten Werte liegen dabei im Berchtesgadener Land
(LEPS mit 25% für mehr als 30 l/qm in 24 Stunden). Ähnliche Wahrscheinlichkeiten
sind beim EZMW-EPS zwischen Samstag 18 UTC und Sonntag 18 UTC im Schwarzwald zu
erkennen, wo sich im Zuge des Randtiefs Dauerregen (verstärkt durch die
Orografie) einstellen kann.
EZMW-EPS deutet am Mittwoch über der Deutschen Bucht mit Wahrscheinlichkeiten
von 25-30% Böen Bft 8 an und dann wieder am Sonntag besonders im Nordwesten und
Westen Deutschlands sowie auf exponierten Berggipfeln.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy