DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-08-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 22.08.2017 um 10.30 UTC



Zunächst warm und steigende Gewitterneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 29.08.2017


Am Freitag liegt eine Luftmassegrenze über dem Süden unseres Landes, die sich
auf der Vorderseite einer Tiefdruckzone über Westeuropa langsam nach Norden
verlagert. Sie trennt schwülwarme Luft im Süden von mäßig warmer und trockenerer
Luft im Norden und der Mitte. Bei überlagert antizyklonaler Höhenströmung hält
sich im Norden Hochdruckeinfluss, während sich vor allem im frontalen Bereich im
Tagesverlauf Schauer und Gewitter bilden, lokal sind diese auch weiter im Süden
zu erwarten.
Am Samstag und Sonntag kommt die sehr warme Luft vorübergehend bis in den Norden
voran, während gleichzeitig die Vordergrenze kühlerer Meeresluft in Form einer
Kaltfront den Nordwesten erreicht. Stromab eines Troges über Westeuropa wölbt
sich am Samstag ein Rücken stärker auf und beschert der der Mitte und dem Süden
einen teilweise sonnigen Spätsommertag, lokal sind aber schon starke Gewitter
nicht ausgeschlossen, während am Sonntag mit Annäherung des Troges die
Gewitterneigung von Westen her deutlich zunimmt.
Nach dem der Trog zur Iberischen Halbinsel abgetropft ist, überquert uns der
Resttrog zu Wochenbeginn. Dabei wird mäßig warme bis warme Luft aus Westen nach
Mitteleuropa gesteuert, durch den Trog werden aber schauerartige, örtlich von
Gewittern begleitete Regenfälle ausgelöst.
Nachfolgend zonalisiert die Strömung mit weiteren Frontpassagen. Dabei wird in
den Norden kühlere Luft gelenkt, während der Süden teilweise unter dem Einfluss
sehr warmer Luftmassen verbleibt.
Am Dienstag soll dabei ein Sturmtief über die Nordsee und Südskandinavien nach
Osten ziehen, das im Norden für Sturmböen, an den Küsten für schwere Sturmböen
gut sein könnte. Diese Entwicklung ist allerdings neu im aktuellen Lauf.
In der erweiterten Mittelfrist greift ein Trog auf Mitteleuropa über, wobei zum
Ende kühlere Meeresluft ganz Deutschland fluten könnte. Insgesamt ist die
Wetterentwicklung mittelfristig aber sehr unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS lässt mittelfristig sehr zu wünschen übrig. Lediglich im
Großen und Ganzen wechselhaftes Wetter dürfte als halbwegs sichere Aussage übrig
bleiben. Der Wetterablauf im Einzelnen wird von Lauf zu Lauf jeweils mit zum
Teil größeren Unterschieden gerechnet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Während GFS und IFS wenigstens halbwegs gut im letzten Lauf übereinstimmen,
lediglich die Kaltfront überquert uns im GFS am Sonntag rascher von Nordwesten,
die Zonalisierung danach passt dann wieder, obwohl GFS nichts vom Sturmtief am
Dienstag wissen will. Dagegen liefert ICON teilweise deutlich abweichende
Ergebnisse. Der Trog tropft im ICON nicht ab und greift stark amplifiziert am
Sonntag von Westen her über. Dabei könnte in den Südosten nochmal Heißluft vom
Mittelmeer mit T850 hPa über 20 Grad gelangen. Danach soll sich der Trog über
Frankreich regenerieren. Fazit auch hier: Die mittelfristige Entwicklung ist
unsicher; die ICON Variante eine unwahrscheinliche Außenseiter-Lösung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensemblevorhersagen stützen die bisher getroffenen Aussagen. Wiederkehrende
Niederschlagssignale deuten den mittelfristig leicht wechselhaften
Wettercharakter an. Dazu wird der Spread in den Temperaturkurven 850 hPa (ab
Samstag) und der Geopotentialkurve 500 hPa (ab Montag) deutlich größer und
spricht damit auf die prognostischen Unsicherheiten an.
Die beiden Cluster für Freitag und Samstag unterscheiden sich kaum für
Mitteleuropa.
Danach werden bis +168h 6 Cluster gebildet, wobei der Hauptlauf im kleinen
Cluster 5 (6 Member) liegt. Allerdings zeigt auch der größte Cluster 1 (auch nur
12 Member) Anflüge der Zonalisierung. Ansonsten scheint mittelfristig fast alles
möglich, von einer neuerlichen Troglage bis hin zum Aufwölben eines Rückens über
Mitteleuropa. Auch für die erweiterte Mittelfrist lassen sich kaum verwertbare
prognostische Aussagen treffen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Hinweise auf die Sturmentwicklung am nächsten Dienstag lassen sich in den
Ensembles nicht finden, so dass diese entsprechend unwahrscheinlich ist. Die
steigenden Werte von CAPE Shear im EFI deuten für das Wochenende, vor allem am
Samstag und Sonntag auch die Möglichkeit einer markanten Gewitterlage an.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Aufgrund der großen Modellunsicherheiten sind für die mittelfristige Prognose
wohl am ehesten Mos Mix und das Ensemblemittel geeignet.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner