DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
16-08-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 16.08.2017 um 10.30 UTC
Am Wochenende Troglage, dabei wechselhaft und kühl. Danach zeitweise
Hochdruckeinfluss und wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 23.08.2017
Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Samstag macht der
Sommer - zumindest der wie man ihn bei uns landläufig versteht - eine Pause. Als
"Spielverderber" entpuppt sich ein veritabler Höhentrog, der von Westen her auf
Deutschland übergreift und am Tagesende den gesamt Vorhersageraum überdeckt. Ein
bis in die obere Troposphäre reichendes, zum Mittagstermin knapp vor der
norwegischen Küste positioniertes Tief lenkt dabei einen Schwall hochreichender
Meeresluft polaren Ursprungs zu uns, in der die 850-hPa-Temperatur auf 5°C oder
sogar etwas darunter (vereinzelt sogar nahe 0°C), die 500-hPa-Temperatur
verbreitet auf etwas unter -20°C zurückgeht.
Bevor die maritime Polarluft das ganze Land flutet, hat der äußerste Süden und
Südosten (insbesondere der Alpenrand) zunächst noch mit den Resten feuchter und
instabiler Warmluft sowie einer schleifenden Front über den Alpen zu kämpfen,
die das Geschehen in der Kurzfrist (vor allem am Freitag) beherrschen. Oder mit
anderen Worten, es regnet dort noch längere Zeit, teils ergiebig mit der Option
eingelagerter Gewitter. Ansonsten arbeiten sich Schauer und kurze
Kaltluftgewitter von der Nordsee und den Benelux-Staaten allmählich landeinwärts
voran.
Am Sonntag verlagert sich der Trog unter deutlicher Amplifizierung und
Verkürzung seiner Wellenlänge langsam ostwärts, wobei sich am Ende des Tages
über dem nördlichen Balkan eine Abtropfung andeutet. Auf der anderen Seite
manifestiert sich über Westeuropa ein Höhenrücken, der seine Existenz zu einem
Großteil dem ehemaligen Tropensturm GERT verdankt. Mittlerweile zu einem Tief
der mittleren Breiten mutiert erreicht er Sonntagmittag das Seegebiet
südwestlich von Island. Auf seiner Vorderseite wird bereits vorher reichlich WLA
generiert, die zum Aufbau des besagten Höhenrückens führt.
Wie auch immer, Deutschland liegt am Sonntag zwischen den Stühlen unter einer
nordwestlichen Höhenströmung, während bodennah der Luftdruck von Westen her
steigt, was zu einer Kräftigung des zuvor eher zaghaft gen Süddeutschland
gerichteten Azorenhochkeils führt. Trotzdem, die große Hochdrucknummer wird es
nicht geben, weil sich in der eingeflossenen kühlen Meeresluft trotz beginnender
Stabilisierung noch einige Schauer, vielleicht auch ein kurzes Gewitter
entwickeln.
Am Wochenanfang wird der begonnene Abtropfprozess abgeschlossen und das
resultierende Höhentief zieht ab in Richtung Griechenland. Bei uns steigt das
Potenzial an, indem der Höhenrücken gaaanz allmählich von Westeuropa und der
Nordsee her übergreift. Dabei kräftig sich der Bodenhochkeil noch etwas, um sich
schließlich abzuspalten und als eigenständige Hochparzelle zum östlichen
Mitteleuropa zu wandern. Die Temperatur steigt gesamttroposphärisch an und auch
die Sonnenanteile nehmen gegenüber dem Wochenende wieder zu. Allerdings nähert
sich das o.e. Tief schottischen Gewässern mit dem Nebeneffekt, dass die
zugehörige Warmfront den Rücken ein Stück weit überläuft und den Vorhersageraum
zumindest mit einigen Wolkenfeldern und im Norden möglicherweise sogar mit ein
paar Tropfen Regen/Nieselregen traktiert.
Am Dienstag wandert langsam aber sicher ost-südostwärts ab und wir kommen
unweigerlich in den Dunstkreis des hochreichenden Tiefs, das knapp nördlich an
Schottland vorbei in Richtung Skagerrak zieht. Betroffen davon ist zunächst wohl
nur der äußerste Norden und Nordwesten, während sich in den übrigen Regionen
noch leichter Hochdruckeinfluss hält. Mit der auf südliche Richtungen drehenden
Grundströmung wird Warmluft nach Norden advehiert, die die 850-hPa-Temperatur
bis Mittwoch 00 UTC zumindest im Süden und in der Mitte auf 15-17°C steigen
lässt. Ihr geht es am Mittwoch an den Kragen, wenn wir gänzlich auf die Südseite
des Tiefs gelangen und von Nordwesten her eine Kaltfront mit schauerartigem
Regen und vorlaufenden Gewittern südostwärts schwenkt. Postfrontal macht sich
eine Portion erwärmter Meereskaltluft breit (T850 grob zwischen 5 und 10°C), die
im erweiterten Mittelfristzeitraum für wechselhaftes Wetter sorgen würde.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der heutige 00-UTC-Lauf des IFS vom ECMF zeigt im Vergleich zu den vergangenen
Läufen einige Abweichungen in den Grundstrukturen. Entgegen der gestrigen
Ergebnisse von Dienstag 00 UTC wird der zyklonale Einfluss am Wochenende
wesentlich stärker betont und der nachfolgende Höhenrücken entschleunigt.
Und auch in der kommenden Woche hat sich der Hochdruckeinfluss auf dem Papier
inzwischen deutlich abgeschwächt, was vor allem an dem deutlich weiter südlich
simulierten Höhentrog (-tief) liegt, der unseren Raum zur Wochenmitte beehren
soll. Es scheint sich also eine alte Weisheit zu bewahrheiten, wonach die
Modelle immer dann Schwierigkeiten bekommen, wenn ein ehemaliger Tropensturm an
der Zirkulation der mittleren Breiten beteiligt ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Diese Aussage wird nicht zuletzt dadurch untermauert, dass auch die
verschiedenen Globalmodelle sowohl im Vergleich untereinander als auch in der
modelleigenen Konsistenz keinen ganz klaren Kurs erkennen lassen. Ohne an dieser
Stelle ins letzte Detail abzugleiten fällt auf, dass das kanadische GEM und auch
UKMO (nur bis 144 h vorliegend) der IFS-Lösung am nächsten kommen. ICON hingegen
setzt deutlich stärker auf den zu Wochenbeginn heranrückenden Höhenrücken,
sprich nachhaltigeren Hochdruckeinfluss. GFS wiederum hält davon nur wenig und
setzt schon recht früh und markant auf den nächsten Trog (Tief).
FAZIT: Besonders ab Wochenanfang wird die Vorhersage aus deterministischer Sicht
immer unsicherer, wobei das High-Pressure-Influence-Szenario des ICON eine
Außenseiterstellung einnimmt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Angesichts der Erfahrungen mit den deterministischen Modellen verwundert es
nicht, dass auch die probabilistischen Vorhersagen so ihre Schwierigkeiten mit
der Entwicklung der nächsten Tage haben. Zunächst mal lässt sich aber
konstatieren, dass die Trogpassage am Wochenende unstrittig ist, auch wenn
ECMF-EPS mit drei verschiedenen Clustern aufwartet. Es ist mit dem bloßen Auge
nicht erkennbar, wo die Unterschiede - insbesondere auf Mitteleuropa bezogen -
liegen.
Für den Zeitraum T+120...168h (Montag bis Mittwoch) erhöht sich die Clusterzahl
auf sechs (14+HL, 13+KL, 7, 7, 6, 4 Läufe). Dabei finden sich durchaus die oben
geschilderten Grundmuster wieder, allerdings wird die spielentscheidende
"Anderthalbwelle" (bestehend aus abziehendem Trog nebst Cut-Off-Tief,
Höhenrücken und nachfolgendem Trog (bzw. Tief)) sowohl hinsichtlich der der
Amplituden respektive der Wellenlänge als auch in Bezug auf das Timing
unterschiedlich bewertet. Es ist also durchaus möglich - und bei genauem
Hinsehen spricht sogar die Mehrheit der Ensemblelösungen dafür -, dass der
nachfolgende Trog entweder später und/oder nur in abgeschwächter Form auf
Deutschland übergreift (dann vor allem auf den Norden), was ein Stück weit die
ICON-Lösung unterstützen würde.
In der erweiterten Mittelfrist T+192...240h (Donnerstag bis Samstag) stehen fünf
Cluster auf der Karte (144+HL/KL, 12, 10, 9, 6 Fälle), aus der sich keine klare
Linie ableiten lässt.
Die Ergebnisse der Clusterung spiegeln sich - eigentlich erwartungsgemäß - auch
in den Rauchfahnen einiger ausgewählter deutscher Städte (HH für Nord, OF für
Mitte, UL für Süd) wider. Danach liegen bis Montag noch einigermaßen gebündelte
Kurven vor, bevor der Spread merklich zunimmt. Auffallend dabei: der Hauptlauf
treibt sich im Laufe der nächsten Woche sowohl in OF als auch in UL am unteren
Rand der Kurvenschar herum (T850 und Pot500), was stärkeren Hochdruckeinfluss
und auch ein höheres Temperaturniveau zur Folge hätte. Übrigens, auch der
GFS-Hauptlauf markiert eher den unteren Rand der Kurvenschar (auch im Norden).
FAZIT: Die Ensembles zeigen zwar ab Montag größere Unschärfen, als Quintessenz
lässt sich aber festhalten, dass die zyklonale Variante von GFS schon am Montag
und von IFS ab Mittwoch wohl etwas zu aggressiv ausfällt, der Norden aber
insgesamt anfälliger ist als der Süden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Samstag besteht an den Alpen über weite Strecken des Tages noch die Gefahr
von markantem, lokal sogar ergiebigem (Unwetter) DAUERREGEN. Dabei kann auch ein
GEWITTER eingelagert sein (Gefahr von STARKREGEN). Mit der einfließenden
Höhenkaltluft nimmt von Nordwesten her die Wahrscheinlichkeit kurzer
KALTLUFTGEWITTER (lokal mit stürmischen Böen) zu, die auch am Sonntag noch
auftreten können.
Danach beruhigt sich das Wetter vorübergehend. Wie lange, ist derzeit noch offen
(siehe oben). Die Wahrscheinlichkeit signifikanter oder gar extremer Ereignisse
kann aber eher als gering eingestuft werden, was nicht bedeuten soll, dass es
nicht irgendwo ab Wochenmitte mal stärker "kracht".
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit MOS-ECMF und ECMF-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann