DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-08-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.08.2017 um 10.30 UTC



Zunächst vor allem im Südosten sehr warm und Gewitterneigung. Zum Wochenende
landesweit wieder Abkühlung. Dauerregenlage nicht ausgeschlossen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 20.08.2017


Am Mittwoch, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, zieht nach dem EZMW-IFS ein
Trog und mit ihm die Kaltfront eines Nordmeertiefs aus Deutschland ab. Es fließt
im Norden mäßig warme, im Süden weiterhin warme Luft aus Westen ein, die rasch
unter Hochdruckeinfluss gerät, zumal auch in der westsüdwestlichen Höhenströmung
ein flacher Keil Deutschland erreicht. So ist der Tag in der Südosthälfte noch
von abziehenden schauerartigen Regenfällen und letzten Gewittern geprägt,
während sich in der Nordwesthälfte zunehmend ruhiges Wetter einstellt und die
Bewölkung auflockert.
Die ruhige Phase währt aber nicht lange: Am Donnerstag ist das Hoch schon wieder
ostwärts abgezogen und hat sich einem Russlandhoch angegliedert. Deutschland
gelangt auf die zyklonale Vorderseite eines umfangreichen atlantischen Troges.
Die am Vortag abgezogene Kaltfront wird an einem neuen Tief rasch wieder
nordwärts geführt und bringt sehr warme und instabile Luft bis in die Mitte des
Landes zurück, bevor die Kaltfront wieder zurückkommt. In diesem Zusammenhang
dürfte sich über der Südosthälfte und bis in die Mitte hinein ein
gewitterreicher Tag einstellen. Mit der Nordverlagerung des Tiefs gelangen
kräftige schauerartige Regenfälle in der Nacht auch in den Norden Deutschlands.
Am Freitag zieht dann der atlantische Trog Richtung Nordsee, ebenso wie das
zugehörige kräftige Bodentief. Dessen Okklusionsfront erreicht in der
südwestlichen Höhenströmung Deutschland schleifend, dürfte aber bis zum Abend
die Mitte erreichen. Damit ist wieder unbeständiges und im Nordwesten auch
windiges Wetter zu erwarten. Während es im Südosten noch recht warm bleibt, wird
es im Nordwesten kühler.
Am Samstag liegt der Trog über der Nordsee und seine Achse erreicht im
Tagesverlauf Deutschland. Die Okklusion zieht nach Osten durch. Dort regnet es
anfangs kräftig, später herrscht unter dem Einfluss von Höhenkaltluft überall
Schauerwetter mit Gewittern. Überall kühlt es merklich ab. Im Norden ist es
weiterhin windig.
Bereits in der Nacht zum Sonntag zieht der Trog ostwärts ab und am Sonntag setzt
sich in westlicher Höhenströmung ein flacher Rücken durch. Er stützt ein Hoch,
das sich aus dem Azorenhoch ablöst. Das dürfte dem Süden unter Absinken sonniges
Wetter bringen, dort wird es auch wieder etwas wärmer. Im Norden schleifen
dagegen Fronten von Nordmeertiefs. Dort bleibt es kühler und regnerisch,
allerdings lässt bei deutlich schwächerem Gradienten der Wind wieder nach.
In der erweiterten Mittelfrist zeigt sich am Montag ein markanter Trog, dem am
Dienstag ein kräftiger Rücken folgt. Insgesamt scheint sich eine mäandrierende
Westlage einzustellen, in der sich Tröge und Rücken rasch abwechseln.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs mit seinen beiden Vorgängerläufen ist
nur mäßig. Zwar stimmen die Modellläufe bis Samstag grob überein, allerdings
sind in den Details der Frontenlage sowie der Lage der Tröge und Lage und Stärke
der Tiefs durchaus Unterschiede auszumachen. Der Sonntag, der in den jüngeren
beiden Läufen antizyklonal geprägt ist, wurde im gestrigen 00-UTC-Lauf noch eher
trogvorderseitig geprägt gezeigt. Diese Trogvorderseite blieb uns im gestrigen
00-UTC-Lauf auch noch bis in die erweiterte Mittelfrist hinein erhalten. Die
beiden jüngeren Läufe zeigen dagegen eine mäandrierende Westlage mit dem recht
flotten Durchzug markanter Tröge und Rücken.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Donnerstag stimmen die Modelle weitgehend überein. Danach kommt es zu
Unstimmigkeiten, die mit dem Verhalten des am Freitag heranrückenden Troges
zusammenhängen. ICON lässt diesen Trog etwas stärker nach Süden vorstoßen als
EZMW. Dann kommt es am Sonntag zu einem Abtropfprozess über Nordostdeutschland.
GFS und GEM lassen den Trog noch wesentlich stärker nach Süden vorstoßen und
bereits in der Nacht zum Samstag über Benelux abtropfen. Er zöge dann nach GFS
bis Sonntagabend bereits zum Balkan. Dies könnte vor allem in Südostdeutschland
kräftige Regenfälle zur Folge haben. Bei GEM erreicht er bis Sonntagabend nur
Südostmitteleuropa. In diesem Zusammenhang könnte sich am Samstag eine Vb-artige
Tiefdruckentwicklung ereignen. Sehr große Regenmengen werden in diesem
Zusammenhang von Baden-Württemberg über Bayern bis nach Sachsen simuliert, was
auch synoptisch absolut nachvollziehbar ist. Das andere Extrem zeigt UKMO, das
den Trog noch flacher simuliert als EZMW und damit am stärksten zur Westlage
tendiert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das Ensemble des EZMW verteilt sich im Zeitraum Freitag, 00 UTC bis Sonntag, 00
UTC auf 5 Cluster. C1 bis C3 (37 Mitglieder, Kontrolllauf, Hauptlauf) zeigen
dabei grob die Variante des Hauptlaufs, wobei leichte Unterschiede bezüglich der
Stärke und Geschwindigkeit des Troges auszumachen sind. Bei C4 (7 Mitglieder)
ist die gesamte Lage mit etwas höherem Potenzial antizyklonaler aufgestellt. Der
Trog schwenkt ebenso durch, ist aber deutlich schwächer, dementsprechend wäre
auch weniger Abkühlung zu erwarten. Noch antizyklonaler ist C5 (ebenso 7
Mitglieder). Demnach würde sich eine Hochdruckbrücke aufbauen und von dem Trog
bliebe nur eine leichte Schwachstelle in dieser. Das massive Abtropfen nach
GFS/GEM ist nirgends zu sehen. In der erweiterten Mittelfrist sind alle 3
Cluster von Westlagen geprägt, wobei diese zu recht hohem Potenzial tendieren.
Betrachtet man die Rauchfahnen des EZMW für den Südosten (München) so zeigt sich
nach der warmen Phase (um 15 Grad in 850 hPa) bei fast allen Mitgliedern des
Ensembles ein kurzer Einbruch der Temperatur auf etwa 7 Grad am Wochenende,
danach aber wieder ein deutlicher Anstieg. Beim Potenzial geht die Mehrheit der
Mitglieder auf 575 gpdam zurück, danach steigen sie sogar noch höher an als
aktuell (585 gpdam). Deutliche Niederschlagssignale konzentrieren sich auf die
Nacht zum Samstag. Im Nordwesten (Bremen) ist das Temperaturniveau insgesamt
geringer, in der zweiten Wochenhälfte 7 bis 12 Grad in 850 hPa, danach ein
Rückgang auf 6 Grad am Wochenende. Das Geopotenzial geht dabei bis unter 560
gpdam zurück, steigt aber danach wieder deutlich an. Niederschlagssignale sind
wiederholt zu finden, konzentrieren sich aber auf Donnerstag bis Samstag. Bei
den GFS-Ensembles lassen sich für Bremen keine großen Unterschiede zu EZMW
finden. Ganz anders in München: Nach Temperaturen zwischen 11 und 16 Grad in der
zweiten Wochenhälfte gehen fast alle Mitglieder in 850 hPa am Wochenende auf 4
bis 6 Grad zurück. Beim Potenzial geht die Mehrheit der Mitglieder unter 570
gpdam zurück, viele sogar auf 560, was zumindest für einen stärkeren Trog, eher
aber für einen Abtropfprozess spricht. Zudem treten von Donnerstag bis Montag
wiederholt starke Niederschlagssignale auf. Am kommenden Sonntag gibt es einen
Ausreißer mit 105 mm, der Median liegt aber deutlich unter 10 mm.
Somit ergeben sich auch aus den Ensembles keine eindeutigen Signale für das
kommende Wochenende. Allerdings wird EZMW mehr Vertrauen geschenkt und deswegen
heute für die Prognose benutzt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt keine Signale.

Cosmo-LEPS zeigt von Mittwoch bis Freitag wiederholt hohe Wahrscheinlichkeiten
für erhöhte CAPE-Werte vor allem Richtung Südosten. Die Auslösung von Gewittern
ist bei der prognostizierten Wetterlage an allen Tagen wahrscheinlich. An den
Folgetagen prognostiziert das EZMW-EPS nur noch geringe Wahrscheinlichkeiten für
höhere CAPE-Werte.
Am Freitag werden von EZMW-EPS und Cosmo-LEPS an der Nordsee geringe
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen simuliert. Am Samstag werden vom
EZMW-EPS geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen in ganz
Nordwestdeutschland simuliert.
Cosmo-LEPS zeigt am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch geringe
Wahrscheinlichkeiten für Starkregen im Nordwesten Deutschlands (durch die
Gewitter). Von Donnerstag- bis Freitagmittag tauchen dann erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen (30 mm in 24 Stunden) an den Alpen auf. Am
Samstag zeigt auch EZMW-EPS dort erhöhte Wahrscheinlichkeiten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann