DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
09-08-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.08.2017 um 10.30 UTC
Summa summarum wechselhaft mit antizyklonal geprägten Zwischenphasen, vor allem
am Dienstag sehr warm bis heiß.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 16.08.2017
Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Samstag befindet
sich Deutschland auf der Rückseite eines Höhentiefs, das von Oberitalien via
Balkan südostwärts abzieht. Dahinter greift die im Sommer typischerweise nur
schwach bis mäßig ausgeprägte Frontalzone allmählich auf den Vorhersageraum
über, wodurch sich die Höhenströmung zonalisiert. Im Bodendruckfeld arbeitet
sich ein schwacher Azorenhochkeil bis zu den Alpen respektive Süddeutschland
voran, während es der Nordwesten mit einer Okklusion bzw. Kaltfront eines über
die Norwegische See nordwärts ziehenden Tiefs zu tun bekommt. Sie führt einen
Schwall subpolarer Meeresluft in den Norden, in der die 850-hPa-Temperatur auf
5°C oder sogar etwas darunter zurückgeht, während das thermische Niveau im
großen Rest des Landes tagsüber bei 6 bis 9°C liegt - wohlbemerkt in rund 1500 m
Höhe freie Atmosphäre.
Am frühen Sonntag erreicht die Front den zentralen Mittelgebirgsraum, den sie
nach dem heutigen 00-UTC-Modelllauf knapp überschreitet, bevor sie über dem
nördlichen Süden (grob im Bereich zwischen Oberfranken und Pfalz) quasistationär
wird. Dabei nimmt ihre ohnehin schon nicht überdimensional ausgeprägte
Wetterwirksamkeit weiter ab, weil der Luftdruck von Süden her beginnt zu
steigen, was zu einer merklichen Verbreiterung bzw. Ausdehnung des
Azorenhochkeils nach Norden führt. Hinzu kommt leichtes Absinken, was eine
schwache Inversion etwa zwischen 850 und 800 hPa zur Folge hat, die etwaige
Niederschlagsprozesse weitgehend unterdrücken sollte. Von daher verwundert es
etwas, dass IFS doch relativ breit gestreut leichte Regenfälle zwischen 0,1 und
maximal 3 mm innert 12 h simuliert. Offensichtlich wird reichlich
niedertroposphärische Feuchte unterhalb der Inversion gerechnet, die sich in
Form sich stratiform ausbreitender Bewölkung widerspiegelt, aus der dann wohl
der leichte Regen fallen soll - fraglich das Ganze.
Tatsache ist, dass sich thermisch ein klassisches Süd-Nord-Gefälle aufbaut, in
dem die 850-hPa-Temperatur am Abend von rund 4°C an den Geburtsorten von "Flens
und Jever" bis zu 11°C über alpennahen Biergärten reicht.
Der Beginn der neuen Woche gestaltet sich vergleichsweise antizyklonal. Dabei
sorgt eine sich über dem nahen Ostatlantik vollziehende Austrogung nicht nur für
ein leichtes Rückdrehen der Höhenströmung, es wölbt sich zudem ein flacher
Rücken auf, der Deutschland langsam ost-nordostwärts überquert. Dabei spaltet
sich aus dem Azorenhochkeil ein eigenständiges Bodenhoch ab, das sich noch etwas
auf über 1025 hPa verstärkt und sein Zentrum relativ zügig via Nordpolen gen
baltische Staaten verlagert. Dadurch kommt Deutschland in den Genuss der "warmen
Schulter" des Hochs oder - etwas formeller formuliert - wir gelangen auf die
Westflanke, auf der mit niedertroposphärisch südlichen Winden Warmluft nach
Norden verfrachtet wird. Unterstützt durch Absinken steigt die Temperatur in 850
hPa bis zum Tagesende auf 6°C an der Grenze zu unseren dänischen Nachbarn und
knapp über 16°C in Südbaden.
Am Dienstag verkürzt sich die Wellenlänge zwischen dem sich weiter aufwölbenden,
mittlerweile vom östlichen Mitteleuropa bis nach Skandinavien reichenden
Höhenrücken und dem sich dem europäischen Festland nähernden Trog. Vorderseitig
des Troges setzt Druckfall ein, der über Westeuropa die Bildung einer Rinne
begünstigt. Rinne und Höhentrog zeigen sich allerdings nur zaghaft progressiv,
so dass große Teile des Landes tagsüber noch antizyklonal geprägt sind und einen
sehr warmen bis heißen Sommertag mit reichlich Einstrahlung erleben dürften. Zum
Abend hin muss aber im äußersten Westen, vielleicht auch an den Alpen mit ersten
vereinzelten Gewittern gerechnet werden.
Am Mittwoch ist der antizyklonale Spaß dann schon wieder vorbei, wenn nämlich
der Höhentrog unter Amplitudenverlust nordostwärts über den Vorhersageraum
hinwegschwenkt und dabei eine Kaltfront vor sich hertreibt. Sie gehört zu einem
Tief, das aus der Rinne heraus entsteht und vom Ärmelkanal über die Nordsee
hinweg in Richtung Südnorwegen zieht. Dabei kommt es nicht nur zu schauerartigen
Regenfällen und teils kräftigen Gewittern, zudem wird die zuvor
wetterbestimmende Warmluft durch einen Schwall moderat temperierter Atlantikluft
ersetzt, die von Westen her rasch unter Zwischenhocheinfluss gelangt.
Schon im Laufe des Donnerstags (Beginn der erweiterten Mittelfrist) rücken uns
der nächste Trog nebst Bodentief auf die Pelle, die uns die Fortdauer
wechselhaften Wetters mit einem Auf und Ab der Temperatur (erst Vorder-, dann
Rückseite) garantieren.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des IFS-Modells vom ECMF kann auch heute als gut bis sehr gut
bezeichnet werden. So fügt sich der heutige 00-UTC-Lauf überaus
zufriedenstellend in die Spur der jüngsten Vorläufe ein, substanzielle
Abweichungen sind zumindest bis Mitte nächster Woche nicht erkennbar. Einzig das
Übergreifen eines neuen Höhentroges von Westen her am kommenden Dienstag wird
nun (wie auch schon im gestrigen 12-UTC-Lauf) etwas verzögerter simuliert. Zudem
soll die am Wochenende von Nordwesten eindringende Kaltfront nach heutiger Facon
geringfügig weiter nach Süden vorstoßen als gestern noch angenommen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Erfreulicherweise liefern die einschlägigen Globalmodelle ein der IFS-Version
sehr ähnliches Bild ab, was gestern auch schon der Fall war. Nach wie vor hat
ICON am kommenden Sonntag an der alternden Front kaum noch Regenfälle im
Portfolio, während GFS die Schauer gegenüber gestern nun etwas weiter nördlich
sieht. Am Dienstag ist GFS dann geringfügig progressiver mit der Annäherung des
Höhentroges als IFS und ICON.
Interessante Abweichung beim kanadischen GEM zum Ende hin: Am Mittwoch schwenkt
der Höhentrog deutlich langsamer durch, so dass die vorgelagerte Kaltfront ins
Schleifen gerät und in einem breiten, von Südwest nach Nordost reichenden
Korridor für teils ergiebige Regenfälle und kräftige Gewitter sorgt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Was die deterministischen Modelle können, können die Ensembles auch, und so
verwundert es nicht, dass die ECMF-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher
Städte bis einschließlich Dienstag einen ziemlich homogenen Verlauf ohne größere
Streuung offerieren. Es fällt allerdings auf, dass die meisten Ensemblelösungen
die Kaltfront von Dienstag zu Mittwoch zumindest im Norden und Westen
(Referenzstationen Hamburg und Essen) etwas eher durchgehen lassen als der
Haupt- und Kontrolllauf (Letzterer ist noch langsamer als der Hauptlauf). Im
Süden hingegen (Freiburg, Ulm) gehört die deterministische Lösung zu den
flottesten, was zu dem Schluss führt, dass die Front nach Süden hin zurückhängt
und möglicherweise sogar leicht ins Schleifen kommt.
Ab Mittwoch nimmt die Streuung allgemein zu bei tendenziell abnehmendem
Potenzial (500 hPa), zunehmenden RR-Signalen und dem schon oben erwähnten Auf
und Ab der Temperatur (850 hPa).
Die geringe Streuung der EPS-Prognosen spiegelt sich auch sehr schön in der
Clusterung wider, die für die Tage von Montag bis Mittwoch (T+120...168 h)
lediglich eine einzige Lösung anbieten. Ganz anders die erweiterte Mittelfrist
T+192...240 h (Donnerstag bis Samstag), die gleich mal sechs verschiedene Cluster
auspackt (15+HL, 9+KL, 8, 8, 6, 5 Fälle). Bezogen auf unsere Region zeigen alle
Cluster einen Potenzialverlust, allerdings mit unterschiedlichem Timing und
unterschiedlichen Intensitäten. Zum Ende hin (Samstag) ist das Strömungsregime
in allen Clustern aber weitgehend zyklonal konturiert.
Die Rauchfahnen von GFS-EPS zeigen im Großen und Ganzen das gleiche Bild wie
ECMF-EPS. Auch hier ist das letzte Wort über das Timing der Frontpassage von
Dienstag zu Mittwoch noch nicht gesprochen. Trotzdem lässt sich als FAZIT
festhalten - auch vor dem Hintergrund der Modellkonsistenz und des gutmütigen
Modellvergleichs -, dass das Vorhersagegerüst auf vergleichsweise festem Boden
steht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Sowohl das kommende Wochenende als auch der Start der neuen Woche werden sich
warntechnisch sehr wahrscheinlich ruhig gestalten. Wenn man denn ein Haar in der
Suppe finden möchte, könnte man für Montag und Dienstag über dem Bergland
vereinzelte HITZEGEWITTER ansprechen, deren Auftreten aber mit geringer
Wahrscheinlichkeit tituliert werden muss und für die es aus numerischer Sicht
heute kaum Hinweise gibt. Wie es dann ab Dienstagabend (oder vielleicht doch
schon -nachmittag) aussieht, wenn Trog und Kaltfront auflaufen, bleibt
abzuwarten. Rein aus synoptischen Überlegungen heraus dürfte es dann aber an der
einen oder anderen Stelle zur Sache gehen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit ECMF-EPS und Modellmix.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann