DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
30-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 30.07.2017 um 10.30 UTC
Südwestwetterlage mit einer extremen Warmluftblase über Süd und Osteuropa.
Unwetterpotenzial vor allem im Südwesten.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 06.08.2017
Das Wettergeschehen wird im gesamten Mittelfristzeitraum durch eine
Südwestwetterlage geprägt. Dabei wird der Nordwesten von mäßig warmer Meeresluft
beeinflusst, während im Südosten heiße Subtropikluft mit Ursprung in der Sahara
einfließt. Über Deutschland liegt dabei eine quasistationäre Luftmassengrenze,
die sich bei einigen Trogdurchgängen mal nach Südosten, mal nach Nordwesten
verschiebt.
Am Mittwoch steht einem Tiefdruckkomplex über dem Atlantik ein ausgeprägtes
Hochdruckgebiet über Südost- und Osteuropa gegenüber. Korrespondierend dazu
liegt ein Höhentrog über dem Nordatlantik und ein starker Keil über
Südosteuropa, der von einer ungewöhnlich starken Warmluftblase angereichert mit
Saharaluft (850-hPa-Temperturen verbreitet > 20 °C), gestützt wird. Mitteleuropa
befindet sich zwischen diesen beiden Gebilden in einer straffen südwestlichen
Höhenströmung. Über Deutschland verläuft dabei eine Luftmassengrenze zwischen
mäßig warmer Meeresluft im Nordwesten (850-hPa-Temperatur ~ 7 °C) und der labil
geschichteten subtropischen Luftmasse im Südosten (850-hPa-Temperatur ~ 18 °C).
In dieser Luftmasse besteht bei starker Scherung und hohen CAPE-Werten
Unwetterpotenzial bezüglich schwerer Gewitter.
In der Nacht zum Donnerstag kommt das Atlantiktief bis Groß-Britannien voran und
zieht im Laufe des Donnerstags über die Nordsee der zugehörige Kurzwellentrog
sorgt für weitere labilsierung, sodass die Luftmassengrenze aktiviert wird. Im
Südsoten sorgen föhnige Effekte eventuell für eine leichte Stabilisierung. Des
Weiteren greift die Kaltfront dies Tiefs mit skaligen Niederschlag auf den
Norden über. Der Gradient an der Südostflanke des Tiefs nimmt deutlich zu,
sodass im Westen in den Leelagen sogar stürmische Böen bis in tiefe Lagen
simuliert werden.
Am Freitag zieht das Tief nach Skandinavien, wobei die Strömung über Deutschland
weiter zonalisiert. Die gesamte Nordhälfte wird von rückkehrender maritimer
Polarluft geflutet, in der sich zahlreiche Schauer und kurze Gewitter bilden. Im
Süden wird die 15-°C-Isotherme auf 850-hPa bis an den Alpenrand zurück gedrängt.
Dort können sich einzelne kräftige Gewitter bilden.
Am Samstag nähert sich von Westen ein neuer Trog, wobei die Strömung wieder
aufsteilt. Während im Nordwesten die Front wieder aktiviert wird, stabilisiert
die Schichtung im Süden vorübergehend etwas durch WLA in mittleren Schichten.
In der Nacht zum Sonntag greift der Trog auf Deutschland über, wobei die
subtropische Luftmasse am Sonntag hinter einer Kaltfront vollständig ausgeräumt
wird. Dabei stellt sich typisches Rückseitenwetter ein.
Am Montag stößt ein Keil des Azorenhochs nach Mitteleuropa vor, während am
Dienstag von Westen ein weiterer Trog auf Groß Britannien zu zieht. Dadurch
steilt die Strömung erneut auf und die subtropische Luftmasse dringt erneut in
den Südwesten vor.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der neue ECMWF-Lauf ähnelt im Wesentlichen stark den Vorläufen. Unterschiede
bestehen darin, in wie weit die subtropische Luft nach Südosten verdrängt wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
ICON simuliert die Front am Donnerstag schneller und lässt die Warmluft am
kommenden Wochenende nicht mehr zurückkehren.
GFS belässt den Süden auch am Freitag in der subtropischen Luftmasse.
Trogvorderseitig entwickelt sich im GFS am Samstag ein Tief, das über
Nordwestdeutschland zieht und vorderseitig die Subtropikluft weit nach Norden
vordringen lässt. Die 24°-Isotherme auf 850-hPa erreicht dabei einen Großteil
Südostdeutschlands. Für die Südhälfte würde sich demnach eine Schwergewitterlage
ergeben. Auch danach bliebt der Süden dauerhaft in der schwül-heißen Luftmasse.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Bis Donnerstag ist die Streuung in den ECMWF-ENS relativ gering. In den ENS
kommt das Trog-Keil-Muster deutlich heraus. Dabei gibt es kaum
Phasenverschiebungen. Im Vergleich zu den gestrigen 0z und 12z-ENS erkennt man,
dass die Prognosen bis Freitag deutlich sicherer geworden sind.
Ab Freitag nimmt die Streuung im Süden deutlich zu. Was darauf hindeutet, das
noch unsicher ist, wann und ob die Warmluft ausgeräumt wird. Einen Abwärtstrend
zeigen fast alle ENS mit einer gewissen Phasenverschiebung. Ab Montag ist im
Süden die Streuung so groß, dass keine Aussage mehr getroffen werden kann.
Im Norden sind die ENS ab dem Wochenende fast alle auf einem niedrigen
Temperaturniveau. Nur wenige ENS-Mitglieder stützen die GFS-Variante. Auch in
den GFS-ENS wird der Hauptlauf nur von wenigen Mitgliedern gestützt.
Als Fazit lässt sich fest halten, dass die Vorhersage bis Freitag relativ sicher
ist. Ab dann ist unsicher, in wie weit die Warmluft zurück gedrängt wird.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
In der Südhälfte werden in der subtropischen Luftmasse hohe CAPE-Werte und
mäßige bis hohe Scherung simuliert. Dies macht schwere Gewitter dort sehr
wahrscheinlich. In wie weit sich am kommenden Wochenende wieder eine
Schwergewitterlage einstellt, ist noch unsicher.
Am Donnerstag werden von mehreren Modellen stürmische Böen in den Leelagen der
westdeutschen Mittelgebirgen simuliert.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-hauptlauf, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold