Thema des Tages

26-07-2017 14:40

Tief ALFRED - nah am Wasser gebaut

Natürlich ist auch am heutigen Mittwoch die Dauerregensituation
meteorologisch DAS Thema des Tages. Schließlich sind in den
vergangenen 48 Stunden durch Tief ALFRED wirklich bemerkenswerte
Niederschlagsmengen zusammen gekommen. Und die Situation hält,
zumindest in den östlichen und südöstlichen Landesteilen, noch bis in
die Frühstunden des morgigen Donnerstags an. Erst dann werden die
letzten Regengebiete von Tief ALFRED nach Osten abgezogen sein. Das
heißt übrigens nicht, dass es dann insgesamt trocken bleibt. Aber die
Niederschlagsmengen pendeln sich wieder auf einem für
mitteleuropäische Sommer "normalen" Niveau ein.

Heute ist es jedoch die Pflicht des Chronisten, darüber zu berichten,
wie sich der Regen in den vergangenen zwei Tagen aufsummiert hat. In
vielen Regionen Deutschlands wurden Regenmengen zwischen 50 und 80 mm
(Liter pro Quadratmeter) gemessen. Besonders betroffen war ein
Streifen vom südlichen Niedersachsen über Teile Thüringens und
Hessens bis in den Norden Bayerns (siehe Grafik, linkes Bild). Dort
sind recht verbreitet mehr als 100 mm von den Messtöpfen aufgefangen
worden, so zum Beispiel im thüringischen Helbedündorf 134 mm und in
Hessisch-Lichtenau 111 mm.

Spitzenreiter ist (abgesehen von den Bergstationen, speziell dem
Brocken) aber Hahausen bei Seesen, eine Gemeinde im Landkreis Goslar
am Nordwestrand des Harzes. In 48 Stunden sind dort 171 mm gemessen
worden, im benachbarten Seesen 161 mm (siehe Grafik). Um diesen Wert
einordnen zu können, muss man einen Blick in die Klimadaten der
Region werfen. Dabei stellt man fest, dass in einem "normalen" Juli
dort etwa 100 mm Regen zu erwarten sind - insgesamt. Diese Menge ist
also um die Hälfte übertroffen worden, und das in zwei Tagen.

Rückt man die Klimatologie in den Vordergrund, so ist auch die
südöstliche Harzseite sehr interessant. Diese ist nämlich in der
Regel recht trocken, da sie im Windschatten des Harzes liegt und sich
die Wolken oft schon abgeregnet haben, wenn sie dort ankommen. So
fallen in Artern an der Unstrut in einem durchschnittlichen Juli etwa
70 mm Niederschlag. Die aktuelle Dauerregensituation brachte 115 mm.
Und davon fielen in den drei Stunden von Dienstag 02 Uhr MESZ bis 05
Uhr MESZ atemberaubende 72 (!!!!) mm.

Richtet man den Blick nach vorn, so stellt sich natürlich die Frage,
was noch zu erwarten ist von ALFRED, dem Tief, das eindeutig "zu nah
am Wasser gebaut" ist? Und da gibt es gute Nachrichten: Das Ende der
Dauerregenlage zeichnet sich ab. Von der Ostsee bis zu den Alpen
regnet es heute noch verbreitet, die Nacht wird auch von Vorpommern
bis zum Osterzgebirge und in Südostbayern noch nass (siehe Grafik,
rechtes Bild). Morgen früh sollten die Regenwolken von Tief ALFRED
dann aber weitgehend abgezogen sein.


P.S.: Für alle, die sich auch für die Folgen des Regens, sprich die
Hochwassersituation interessieren, hier der Link zu den
Hochwasserzentralen: http://www.hochwasserzentralen.de/

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.07.2017

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