DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 25.07.2017 um 10.30 UTC



Im Norden zeit- und gebietsweise Schauer, lokal auch gewittrig, und windig; im
Süden insgesamt ruhigeres Wetter. Ab Montag im Südosten wieder heiß, von
Nordwesten bis in den Dienstag teils heftige Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 01.08.2017


Am Freitag liegt Deutschland im Bereich bzw. auf der Südflanke eines
Langwellentroges, dessen Achse sich vom Seegebiet zwischen Island und Schottland
über die Ostsee bis zum Schwarzen Meer erstreckt. Diese Lage bedeutet, dass es
sich bei der Südflanke um die Rückseite des Troges handelt. In diese ist zum
Morgen und am Vormittag noch ein Kurzwellentrog eingelagert, der vor allem den
Osten Deutschlands mit seiner Hebung und in der Folge mit Niederschlägen
beeinflusst. Insgesamt präsentiert sich die Höhenströmung recht gradlinig, und
im Tagesverlauf soll sich diese zu einem flachen Rücken aufwölben. Dabei soll
die Achse des Rückens am Abend von Ostfrankreich bis zur Deutschen Bucht
verlaufen, was zu Absinken und damit auch zu einer Wetterberuhigung mit teils
freundlichen Abschnitten führt. Im Bodendruckfeld ist über dem Süden ein - durch
den Höhenrücken gestützter Keil zu erkennen. Dieser sorgt nicht nur auch
niedertroposphärisch für Absinken, er lässt auch den Gradienten soweit
auffächern, dass Wind in diesen Regionen kein Thema sein sollte. Dem steht im
Norden ein etwas schärferer Gradient gegenüber, was stärkere Böen zumindest
gebietsweise plausibel erscheinen lässt. Das Temperaturniveau in 850 hPa bleibt
auf einem verhaltenen Niveau mit etwa 6 Grad an der Nordsee und knapp über 10
Grad an den Alpen.
In der Nacht zu Samstag überquert uns der Höhenrücken ostwärts, womit
Deutschland auf die Vorderseite eines flachen Langwellentroges über dem
Ostatlantik kommt. Im Bodendruckfeld ist dabei ein scharfer Trog auszumachen,
der über die Britischen Inseln nach Osten zieht und in den eine Okklusion
eingelagert ist. Dabei greifen einerseits Seine/Ihre Hebungsgebiete auf den
Nordwesten über und bringen dort etwas Regen, andererseits wird dort der
Druckgradient noch etwas verschärft, so dass weiterhin ein lebhafter und stark
böiger Wind weht. Das Temperaturniveau bleibt dabei weitestgehend unverändert.

Am Samstag wandert der Höhenrücken weiter nach Osten aus. Da der atlantische
Trog nicht weiter nach Süden ausgreift, stellt sich insgesamt eine
west-südwestliche und dabei erneut recht gradlinige Höhenströmung ein. In dieser
werden der Bodentrog und die Okklusion über dem Norden Deutschlands nach Osten
hinweggesteuert, zum Abend erreicht die Okklusion Mecklenburg. Da die Front in
einem scharfen Bogen von Mecklenburg in den Westen Deutschlands zurück verläuft
und dann über Benelux als Warmfront rückläufig wird, wird der Süden von ihren
geringen Niederschlägen nicht beeinflusst. Die schwache Südwestströmung kann
aber immerhin von Süden und Südwesten her etwas wärmere Luft einsteuern. Die
850er-Temperaturen steigen bis zum Abend auf 9 Grad an der Nordsee und bis zu 15
Grad am den Alpen.
In der Nacht zu Sonntag ändert sich die Situation nur geringfügig. Über den
Alpen läuft auf der Vorderseite des Langwellentroges ein Kurzwellentrog ab, der
aber zum Morgen über Oberitalien gesehen wird und der daher nur wenig Einfluss
auf das Wetter in Süddeutschland entwickeln sollte. Es bleibt im Norden bei
einem etwas schärferen Gradienten und entsprechendem Wind, außerdem bringt die
Okklusion dort eine gewisse Abkühlung, so dass zum Morgen die 850er Temperaturen
an der Küste nur noch bei 7 bis 9 Grad liegen, an den Alpen dagegen weiterhin
über 15 Grad.

Am Sonntag und in der Nacht zu Montag greift der Langwellentrog, dessen Zentrum
recht ortsfest westlich von Irland liegt, über dem Ostatlantik weiter nach Süden
aus. Damit sinkt von den Britischen Inseln bis zur Biskaya der Druck, und über
West- und Teilen Mitteleuropas dreht die Strömung sowohl bodennah als auch in
der Höhe zurück auf mehr südwestliche oder sogar süd-südwestliche Richtungen. In
der Folge wird von Süden warme Luft advehiert und die 850er-Temperaturen steigen
auf Werte um 11 Grad an der Grenze zu Dänemark und auf bis zu 19 Grad (abends)
bzw. 22 Grad (ausgangs der Nacht) nördlich der Alpen, was dort dann wieder zu
einer großen Hitzebelastung führen dürfte.

Am Montag und Dienstag zieht ein markantes Randtief von der Nordsee nach
Skandinavien. Seine Kaltfront überquert Deutschland an den beiden Tagen von
Nordwest nach Südost. Präfrontal stellen sich im Südosten extreme Temperaturen
ein, am Montagabend sollen die 850er-Temperaturen im Alpenvorland nach dem
EZMW-Hauptlauf bei 24 Grad liegen. Der Luftmassenwechsel ist in der Nacht zu
Dienstag und am Dienstag mit schweren Gewittern verbunden, wobei extreme
Entwicklungen bezüglich aller Begleiterscheinungen möglich sind.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum bleibt eine westliche Höhenströmung dominant,
wobei den Norden immer wieder Störungen überqueren. Im Süden bleibt das Wetter
dagegen vergleichsweise ruhig, die Temperaturen steigen dabei allmählich wieder
an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle EZMW-Hauptlauf und seine Vorläufe zeigen über den gesamten
Mittelfristzeitraum eine gute Übereinstimmung. Kleinere Unterschiede in den
Prognosen zeigen sich z. B. am Freitag im Geopotentialfeld, wo der gestrige
00-UTC-Lauf den flachen Höhenrücken, den die beiden jüngsten Läufe zeigen, noch
nicht simuliert. Dafür zeigen die Bodendruck- und Temperaturfelder eine
bemerkenswert gute Übereinstimmung. Am Samstag sieht man wieder geringe
Unterschiede in den Geopotentialfeldern, aber eine bemerkenswert gute
Übereinstimmung in den Druck- und Temperaturfeldern. Dieses Bild lässt sich bis
in den Montag fortscheiben, so dass insgesamt eine sehr gute Modellkonsistenz
bescheinigt werden kann.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Freitag ist die Übereinstimmung von EZMW mit den Modellen ICON, GFS und
UKMO sehr gut. Insbesondere GFS und ICON stützen die EZMW-Sicht. Die
Geopotential-, Druck- und Temperaturfelder sind sehr ähnlich, kleinere
Unterschiede zeigen sich z.B. in räumlich leicht versetzten, insgesamt aber sehr
schwachen Trog-Rücken-Strukturen im 500-hPa-Feld. UKMO weicht von den drei
anderen hier betrachteten Modellen insbesondere bei den Absolutwerten des
Bodendrucks deutlich ab, wobei die Druckverteilung durchaus der der anderen
Modelle ähnelt.
Am Samstag (betrachteter Zeitpunkt 12 UTC) werden die Unterschiede größer. Einem
Rücken über Osteuropa, den alle Modelle simulieren, steht bei GFS und UKMO ein
Kurzwellentrog über der Nordsee bzw. den Britischen Inseln gegenüber. EZMW und
ICON simulierten dort "nur" den Langwellentrog ohne auffällige kurzwellige
Anteile, EZMW mit einer gradlinigen, ICON mit einer leicht zyklonal gekrümmten
Vorderseite. Im Bodendruckfeld sind die Unterschiede noch etwas größer, GFS
simuliert ein abgeschlossenes kleinräumiges Tief über der Nordsee. Dort sehen zu
diesem Zeitpunkt ICON und UKMO nur einen sehr scharfen Bodentrog, EZMW sogar nur
eine leicht zyklonale Krümmung im Druckfeld.
Im Weiteren laufen die Modelle erwartungsgemäß weiter auseinander. Immerhin
liegt Deutschland bei allen Modellen am Sonntagmittag trogvorderseitig unter
einer west-südwestlichen Strömung. Ähnlichkeiten lassen sich auch noch in den
Temperaturfeldern erkennen, etwas deutlicher treten die Unterschiede z.B. im
Druckfeld zu Tage.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles des EZMW werden im Zeitraum +72 bis +96 h in 4 Cluster unterteilt,
wobei der mit 20 Mitgliedern größte und der mit 7 Mitgliedern kleinste dauerhaft
in der Kategorie "Positive NAO", die beiden mittleren dagegen in der Kategorie
negative NAO liegen. Dabei liegt der Hauptlauf im Cluster 1, der Kontrolllauf
dagegen in Cluster 2. Über Mitteleuropa halten sich bezüglich der
500-hPa-Geopotentials die Unterschiede aber in Grenzen.

Im Zeitraum +120 bis +168 h liefern die Ensembles 3 Cluster. Der mit 15
Mitgliedern mittlere der Cluster liegt durchgehend in der Kategorie "Positive
NAO", die anderen wechseln von negativer zu positiver NAO, wobei sich im
Geopotentialfeld bei allen Clustern über den gesamten Zeitraum Deutschland auf
der Vorderseite eines Langwellentroges befindet.

Im weiteren Verlauf (+192 bis +240 h) wird nur noch ein Cluster gerechnet in der
Kategorie "Negative NAO".

Die Rauchfahnen zeigen in der 850er Temperatur einen leichten Anstieg bis
Donnerstag und dann einen kurzen, aber kräftigen fall, bevor die Temperaturen
von Freitag bis Montag sehr massiv ansteigen, allerdings auch unter deutlichen
Zunahme der Streuung. Das Geopotential steigt in diesem Zeitraum ebenfalls,
abgesehen von einem schwachen Rückgang am Donnerstag, an, wobei die Streuung
leicht zunimmt.

Die GFS-Ensembles stützen die Sicht des EZMW-Ensembles, allerdings liefert der
GFS-Hauptlauf zu Beginn der nächsten Woche einen eher moderaten
Temperaturanstieg, während beim EZMW der Hauptlauf einen sehr starken
Temperaturanstieg zeigt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Für Freitag und Samstag liefert EFI im Süden lokal Signale für signifikante
Böen, ab Montag dann für signifikant erhöhte Temperaturwerte.

COSMO-LEPS liefert am Freitag und Samstag ebenfalls Signale für erhöhte
Windgeschwindigkeiten, allerdings im Nordwesten und nicht wie EFI im Süden. Die
Wahrscheinlichkeiten für steife Böen liegen laut COSMO-LEPS am Freitag im
NOrdwesten bei bis zu 80%, am Samstag immerhin noch bei 50%. Die
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen liegt dagegen bei COSMO-LEPS nur bei etwa
10%.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZME, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas