DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 13.07.2017 um 10.30 UTC



Zeitweise wechselhaft und von Südwesten zunehmend hochsommerlich warm mit
steigendem Gewitterrisiko.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 20.07.2017


Zwischen tiefem Geopotential über Island und Grönland sowie einem kräftigen
Azorenhoch etabliert sich zunächst eine progressive Westströmung (unterstrichen
durch eine positive NAO mit den höchsten Anomaliewerten seit Ende April zum
Beginn der Mittelfrist ... in der Folge im Zuge der Meridionalisierung
allmählich abfallend). Allerdings deuten die Modelle im Bereich der unteren
Stratosphäre im Verlauf der Mittelfrist vor Westeuropa Druckfall und die
Ausbildung eines großräumigen Höhentroges an, der sich ebenfalls in der
Troposphäre durch einen markanten Höhentrog widerspiegelt. Für Mitteleuropa
bedeutet das eine leicht wechselhafte und somit zunehmend gewitteranfällige
Südwestströmung, wobei je nach Amplitude und Ausrichtung des Troges das
Potential heißer Abschnitte gegeben ist.

Zum Beginn der Mittelfrist - am Sonntag - verläuft eine aktive Frontalzone über
Nordeuropa mit einem kräftigen Tiefdruckgebiet über dem Europäischen Nordmeer.
Dieses lenkt eine Warmfront im Tagesverlauf von West nach Ost über Deutschland
hinweg. Die nachfolgende Kaltfront erreicht den Nordwesten im Verlauf des
Abends. Je nach Okklusionsgrad verläuft der Tag im Norden voraussichtlich meist
bedeckt mit nur kurzen Auflockerungen und zeitweise kann es regnen. In der Mitte
und im Süden fällt bis zur Mittagszeit im Zuge der Warmfrontpassage etwas Regen,
bevor die Bewölkung im Warmsektor für längere Zeit aufreißt. Im Süden wird es
unter einem von Südwesten rasch nach Deutschland vorstoßenden Hochdruckkeil
zeitweise sogar sonnig und Niederschlag wird keiner mehr erwartet. Der Wind weht
schwach aus West bis Südwest und frischt auf den Nordfriesischen Inseln etwas
auf. Die Höchstwerte liegen im Norden zwischen 19 und 24 Grad, sonst zwischen 24
und 28 Grad.
In der Nacht zum Montag verbleibt der Süden weiter unter Hochdruckeinfluss und
bei lockerer Bewölkung bleibt es trocken. Im Norden arbeitet sich die Kaltfront
allerdings allmählich weiter nach Osten und Süden voran und erreicht zum Abend
auch den Nordosten und die Mitte. Aus dichter Bewölkung fällt dabei zeitweise
Regen und dort bleibt es unter der schützenden Wolkendecke mit 16 bis 12 Grad
mild, während des im Süden auf bis zu 9 Grad abkühlt. Der Wind weht nur schwach
aus Südwest.

Am Montag ändert sich mit Blick auf die synoptische Lage sehr wenig. Weiterhin
wird der Süden von einem Hochdruckkeil beeinflusst und die Sonne scheint von
einem nur leicht bewölkten Himmel. Mit der zunehmenden diabatischen Erwärmung
nimmt allerdings im Verlauf des Nachmittags und Abend über den Alpen und dem
Schwarzwald das Schauer- und Gewitterrisiko etwas zu. Die geringen
Windgeschwindigkeiten in der mittleren Troposphäre belassen das
Gewitterpotential allerdings über und im direkten Umfeld der Berge. In der Mitte
und im Norden kommt die Kaltfront nur geringfügig nach Süden und Südosten voran,
sodass besonders von der Mitte bis in den Osten mit zahlreichen Schauern und
Gewittern gerechnet werden muss. Da sich die Gewitter nur langsam verlagern,
dürfte punktuell der Starkregen im Fokus stehen. Postfrontal sorgt schwache
Kaltluftadvektion über dem äußersten Norden für steigenden Druck, sodass sich
die Bewölkung in diesen Bereichen rasch auflockert. In der Mitte und im Süden
wird es sommerlich warm mit 25 bis 30 Grad, wobei die höchsten Werte entlang des
Oberrheins erwartet werden. Im Norden bleibt es mit 19 bis 24 Grad etwas kühler.
Der Wind weht schwach aus Westen, im Norden aus Nordwest.
In der Nacht zum Dienstag ändert sich wenig, wobei die Gewittergefahr in den
bereits genannten Gebieten allmählich abnimmt. Bei einem schwachen Wind im
Norden aus West bis Nordwest, im Süden aus umlaufenden Richtungen geht die
Temperatur auf 17 bis 12 Grad zurück.

Im Verlauf des Dienstags macht sich allmählich der Trog über dem Ostatlantik
bemerkbar, da die Winde in der Höhe über Deutschland zunehmend auf Südwest
drehen. Die Kaltfront über der Mitte Deutschlands schwächt sich weiter ab und
fungiert zunehmend als Luftmassengrenze zwischen der trockenen und kühlen
Nordseeluft im Norden und der schwül-heißen Subtropikluft im Süden. Von daher
sind die dichtesten Wolken weiterhin über der Mitte zu erwarten, wo im
Tagesverlauf wieder einzelne Schauer und Gewitter auftreten können. Auch im
Süden nimmt zum Abend in der labilen Luftmasse das Potential von kräftigen
Schauern und Gewittern weiter zu. Davor zeigt sich hier allerdings noch für
längere Zeit die Sonne. Ganztägig sonnig oder locker bewölkt und trocken
verläuft das Wetter über Norddeutschland. Im Norden bleibt es mit 19 bis 24 Grad
im Vergleich zu den sommerlichen 26 bis 31 Grad im Süden deutlich kühler. Der
Wind weht schwach aus Nord bis Nordost.
Während der Nacht zum Mittwoch weitet der Trog über dem Ostatlantik seinen
Einfluss weiter südwärts in Richtung Biskaya aus, wo auch im Bodendruckfeld ein
deutlicher Druckfall zu erkennen ist. Dies wiederum sorgt für frontogenetische
Prozesse entlang der quasi-stationären Luftmassengrenze, die allmählich beginnt
als Warmfront über Nordfrankreich und den Westen Deutschlands nach Norden zu
driften. Die Folge sind zeitweise dichtere Wolkenfelder im Westen und
Nordwesten, wobei es jedoch trocken bleiben sollte. Sonst fallen die letzten
Schauer und Gewitter des Tages allmählich in sich zusammen und es folgt eine
klare Nacht. Bei Tiefstwerten von 17 bis 12 Grad und einer nur schwachen
Luftbewegung aus unterschiedlichen Richtungen bleibt es dann trocken.

Am Mittwoch zieht der Trog weiter nach Osten und erreicht zum Abend
Westfrankreich. Das Biskayatief zieht derweilen weiter nach Norden und erreicht
den westlichen Ärmelkanal. Mit hochreichender Warmluftadvektion weitet sich der
Warmsektor über West- und Mitteleuropa weiter nordwärts aus und erfasst auch
Norddeutschland. Die einhergehende Keilaufwölbung nach Norden fällt allerdings
besonders in der mittleren und oberen Troposphäre nicht berauschend aus, sodass
wir nicht überall von einem störungsfreien Tag ausgehen können. Zwar beginnt der
Mittwoch sonnig und daran wird sich im Osten und Norden bis zum Abend wenig
ändern. Allerdings brodelt es im Süden und Westen im Verlauf des Nachmittags und
es entwickeln sich zahlreiche kräftige Schauer und Gewitter, die mit Starkregen
einhergehen können. Lokal besteht bereits Unwetterpotential durch Starkregen.
Die Höchstwerte liegen nur noch im direkten Küstenumfeld bei auflandigem Wind
zwischen 19 und 24 Grad und erreichen sonst 26 bis 33 Grad. Der Wind weht
schwach aus Ost bis Nordost.
In der Nacht zum Donnerstag dauert im Süden und Westen die Schauer- und
Gewittergefahr weiter an, da sich der Trog über Frankreich Westdeutschland
weiter annähert. Im Osten ist davon jedoch noch nichts zu merken, denn unter
Hochdruckeinfluss verläuft die Nacht hier klar und trocken. Die Tiefstwerte
liegen zwischen 17 und 12 Grad und das bei schwachem Wind aus unterschiedlichen
Richtungen.

Der Donnerstag wird aus heutiger Sicht der gewitteranfälligste Tag in
Deutschland, da der Höhentrog den Westen und Nordwesten Deutschlands erreicht.
Dessen Hebung und die vorhandene sehr labil geschichtete Luftmasse erlaubt die
Entwicklung kräftiger Schauer und Gewitter mit einem Schwerpunkt während der
Nachmittags- und Abendstunden. Dabei besteht auch erhöhte Unwettergefahr durch
Starkregen. Je nach Sonnenscheindauer steigt die Temperatur auf 25 bis 32 Grad,
nur entlang der Küsten bleibt es bei auflandigem Wind mit rund 20 Grad deutlich
kühler.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Grundsätzlich ergeben sich innerhalb der letzten Modellläufe vom EZMW mit Blick
auf die großräumigen synoptischen Muster (Trog-/Keilausrichtung) keine
signifikanten Unterschiede. Der Ablauf wird sehr ähnlich gerechnet.
Allerdings gibt es doch feine Differenzen, die angesprochen werden sollten:

Eine Trogpassage über Norwegen/Schweden zum Beginn der Mittelfrist
(Sonntag/Montag) findet im letzten EZMW-Lauf etwas langsamer statt und der Trog
weist auch eine breitere Basis auf (sprich, die nachfolgende Keilaufwölbung wird
deutlich schwächer berechnet). Dies hat Auswirkungen darauf, wie weit eine
Kaltfront nach Deutschland vorankommen wird, die in der Folge als
Luftmassengrenze fungiert. Der letzte Lauf belässt die Front nun über der Mitte
Deutschlands, bevor sie in der Folge als Warmfront wieder nordwärts schwenkt.

Die nächste Differenz ist bei der Trogbildung über dem Ostatlantik/der Biskaya
zu erkennen, die mit dem neusten EZMW-Lauf deutlich kräftiger gerechnet wird
(die 576 gpdam-Isohypse rund 700 km südlicher als im Lauf zuvor). Diese
Entwicklung deutet auf einen kräftigeren Trog hin, der zum Ende der Mittelfrist
verstärkt auch Deutschland beeinflusst. Entsprechend schwächer fällt eine
Keilaufwölbung über dem zentralen Mittelmeer, in Richtung Süddeutschland
gerichtet, aus. Entsprechend dürfte bei dieser Tendenz in Süddeutschland das
Gewitterpotential während der Mittelfrist zügig zunehmen.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Innerhalb der Globalmodelle ergibt sich keine signifikante Diskrepanz bezüglich
der großräumigen Druckverteilung. Allerdings sind auch hier beim Blick auf
Kurzwellen und/oder die finale Stärke des Troges über dem Ostatlantik leichte
Differenzen auszumachen. Diese Unterschiede machen sich zwar nicht beim
allgemeinen Wetterablauf, wohl aber bei der Abschätzung des endgültigen
Gewitterpotentials besonders über Süddeutschland bemerkbar, da u.a. die
Intensität des vom zentralen Mittelmeer nach Süddeutschland gerichteten
Höhenkeils unterschiedlich stark ausgeprägt erwartet wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Meteogramme zeigen in der Mitte, im Süden und im Osten eine fortschreitende
Erwärmung mit einhergehendem Geopotentialanstieg an, sodass zum Ende der
Mittelfrist überall mit Höchstwerten um 30 Grad gerechnet werden muss.
Wiederholte Niederschlagsspitzen deuten auf ein zeitweise und regional erhöhtes
Schauer- und Gewitterrisiko hin, das allerdings erst mit weiterer Annäherung an
das jeweilige Ereignis näher eingegrenzt werden kann. Im Norden beginnt die
Erwärmung später (erst zum Ende der Mittelfrist) und auf einem deutlich
niedrigeren Ausgangsniveau. Allerdings werden auch hier im Verlauf der zweiten
Wochenhälfte sommerliche Werte erwartet.

Zum Beginn der Mittelfrist bietet die Clustervorhersage von EZMW 4 Cluster an
(zwei mit dem klim. Regime "positive NAO" und zwei mit "Blockade"). Der
Kontrolllauf und der Hauptlauf befinden sich allerdings jeweils im klimat.
Regime "positive NAO" und beide zeigen eine leicht wechselhafte Westströmung mit
hoher Druckanomalie über Westeuropa.
In der Folge erhöht sich die Clusteranzahl auf 5, wobei kein dominierendes
klimatologisches Regime zu erkennen ist. Zwar herrscht innerhalb der Cluster im
Großen und Ganzen eine Übereinstimmung bezüglich der Lage der Druckgebilde,
allerdings gibt es bezüglich deren Stärke und besonders bei der Lage von Wellen
mit geringer Amplitude größere Unsicherheiten. Über Deutschland deuten jedoch
alle Cluster zum Ende der Mittelfrist eine zunehmende Keilaufwölbung an, deren
Intensität jedoch noch unsicher ist.

Innerhalb der Rauchfahnen ist zumeist eine gute Bündelung beim Temperaturanstieg
in 850 hPa zu erkennen mit einer größeren Streuung der Member bei der
Niederschlagsvorhersage (Unsicherheiten, wann und wo Gewitter entstehen).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt zum Ende der Mittelfrist über Südwestdeutschland leicht erhöhte
Werte beim Parameter "2m-Temperatur" im Zuge der verstärkten Warmluftadvektion
vorderseitig des Atlantiktroges. Sonst sind keine weiteren Anomalien zu erkennen
und auch innerhalb der Ensemblefelder ist mit keinen signifikanten
Wettererscheinungen zu rechnen.

Allerdings soll darauf hingewiesen werden, dass die Gefahr vor kräftigen
Gewittern mit Starkregenpotential und zum Ende der Mittelfrist auch das
Unwetterpotential allmählich von Südwest nach Nordost zunehmen. Die Schauer und
Gewitter sind jedoch zunächst noch von meist nur lokaler Natur und entsprechend
bildet sich dieses Potential in einem Globalmodell wie dem EZMW (noch) nicht ab.



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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy