Thema des Tages

09-07-2017 14:40

Wetter und Medien ? eine schwierige Beziehung

Der Inhalt des Thema des Tages vom heutigen Sonntag entstammt in
wesentlichen Teilen einem Vortrag, den die Ihnen sicher bekannte
Diplom-Meteorologin und Wettermoderatorin Frau Inge Niedek im Rahmen
einer Vortragsreihe bei der deutschen Meteorologischen Gesellschaft
letztes Jahr in Offenbach gehalten hat.

Wie lief das früher mit den Wettervorhersagen ab?
Damals gab es noch keine privaten Wetterdienste und Fernsehsender.
Alle Berichte in den Medien hatten als Quelle den Deutschen
Wetterdienst. Mittags gab es dort eine Konferenz, an der im Regelfall
alle für deutschlandweite Wettervorhersagen Zuständigen teilnahmen.
Daher erschienen in Funk, Fernsehen und der Presse einheitliche
Vorhersagen und an Tagen, an denen sich die Vorhersagen sehr diffizil
gestalteten, war sie somit überall gleich gut oder gleich schlecht.

Mittlerweile hat sich einiges geändert.
Privatsender und private Wetterdienste haben sich etabliert und der
Markt ist extrem expandiert.
Die öffentlichen und privaten Senderketten haben ihren eigenen
meteorologischen Stab, wobei gerne mal ein(e) Wetteransager(in) zum
Wetterexperten hochgejazzt wird.
Während also früher echte Wetterexperten direkt mit dem ?Endkunden?,
wie erfolgreich auch immer, kommunizierten, sind heute in der Regel
Fernsehschaffende mit meist geisteswissenschaftlichem Hintergrund
zwischengeschaltet. Diese beschäftigen sich mit meteorologischen
Problemen von einer anderen Warte aus, wie Sie in einem Thema des
Tages (http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2015/9/26.html)
nachlesen können.
Dass sich dadurch einige Kommunikationsprobleme ergeben, versteht
sich von selbst (Geben Sie z.B. an geeigneter Stelle im Web mal
?Wintereinbruch mitten im Winter? ein).

Da verschiedene Wetterfrösche aus unterschiedlichen, oft finanziellen
Gründen, verschiedene Wettervorhersagemodelle benutzen, sind die
Vorhersagen in den Medien nicht mehr einheitlich und weichen, wenn
auch nicht innerhalb einer Senderkette, oftmals voneinander ab.
(Etwas detaillierter können Sie sich über die Ursachen für
unterschiedliche Wettervorhersagen beim Thema des Tages von den
?Wetter-Apps? informieren.
(http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/1/28.html))

Auch bei den Inhalten der Wettervorhersage hat sich einiges geändert:

Wetter ist nicht mehr im Wesentlichen auf die dröge Vorhersage für
die nächsten Tage beschränkt, sondern liefert immer wieder Stoff für
Schlagzeilen, vor allem in der nachrichtenarmen Zeit, der
Sauregurkenzeit, wo sonst nichts läuft. Dass dabei die Seriosität
bisweilen auf der Strecke bleibt, lernen wir spätestens, wenn sich
der bereits Monate vorher angekündigte sibirische Winter als mildes
Wuchswetter für Hasel und Erle erweist.

Wie man Ihnen das Wetter näher bringt, ist stilistisch recht
unterschiedlich. Zum einen kann man das fachlich mit Karten und
Symbolen machen, zum anderen mit Bildern, speziell von Tieren und
Kindern, dabei allerlei Brimborium rund um das Thema inklusive
persönlicher Betroffenheit, also eher emotional.

Von zunehmendem Interesse sind natürlich die ?Sozialen Netzwerke?,
auf denen inzwischen jeder vertreten sein muss. Leider sind auch die
meteorologischen Inhalte inzwischen teilweise so ideologisiert
(Klimawandel, "Chemtrails"), dass sich auch dort die allseits
bekannten Probleme zeigen.

Und wie sieht die Zukunft aus?
Auch hier geht der Zug Richtung Automatisierung. Eine große
Computerfirma, die bereits einen Wetterkanal ?besitzt?, arbeitet an
automatischen Wettershows.
Mal sehen, ob es tatsächlich dazu kommt und sich dann durchsetzt.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.07.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst