Thema des Tages

07-07-2017 14:40

Von schweißtreibender Hitze und gestrigen Blitzen

Entlang beziehungsweise knapp südlich einer Luftmassengrenze über der
Mitte Deutschlands bildeten sich gestern Nachmittag einige Gewitter,
die teils kräftig ausfielen. Insbesondere die Gebiete von Taunus und
Rheinhessen ostwärts bis nach Unterfranken wurden wiederholt von
Gewittern getroffen, sodass sich dort die größten Niederschlagssummen
ergaben. Die Spitzenreiter bezüglich des Niederschlags bis heute
Vormittag 8 Uhr heißen Nassau (RP) und Michelstadt (HE) mit jeweils
40 Litern pro Quadratmeter (l/qm) und damit knapp zwei Drittel der
üblichen Regenmenge eines Julimonats. Auf den weiteren Plätzen folgen
Sprendlingen (RP) und Waldems-Reinborn (HE) mit 37, respektive 34
l/qm. Ein Großteil des Niederschlags fiel dabei, wie bei Gewittern
üblich, in kurzer Zeit. Sprendlingen beispielsweise verzeichnete 28
l/qm in nur einer Stunde. Vollgelaufene Keller waren teilweise die
Folge.

Starkniederschläge waren bei Weitem aber nicht die einzigen
Begleiterscheinungen der Gewitter. Vor allem am Nachmittag gab es im
Westen, genauer gesagt im Süden Nordrhein-Westfalens sowie in
Rheinland-Pfalz hochreichende Gewitter, die großkörnigen Hagel
produzierten. Nicht verwunderlich sind entsprechende Meldungen aus
Aachen, Bonn und Euskirchen von Hagel mit 2 cm Durchmesser. Vom
Ostrand der Eifel gibt es sogar Meldungen von "Hagelkörnern" mit bis
zu 4 cm Durchmesser. Solche Geschosse können Geschwindigkeiten von
bis zu 100 Kilometer pro Stunde erreichen.

Die vielleicht schadensträchtigste Begleiterscheinung waren aber
nicht Niederschläge in flüssiger oder fester Form, sondern Sturmböen,
teils sogar schwere Sturmböen. Im Sommerhalbjahr bieten die belaubten
Bäume, anders als im Winter, dem Wind eine große Angriffsfläche.
Dementsprechend stürzen diese viel eher um mit den entsprechenden
Folgen. Im Kreis Gießen und im Raum Limburg beispielsweise sorgten
Bäume auf Bahngleisen und in den Oberleitungen für
Streckensperrungen. Im Folgenden ein Auszug der stärksten gemessenen
Böen: in Nürnberg wurden 85 km/h (Bft 9) registriert, Spitzenreiter
war Deuselbach in Rheinland-Pfalz mit 93 km/h (Bft 10). Die Schäden
im Raum Gießen lassen sich durch die gemessenen 81 km/h (Bft 9) an
der Wetterstation nachvollziehen.

Am heutigen Freitag bleiben uns Tiefdruckeinfluss sowie warme und
sehr feuchte Luftmassen erhalten. Wenig überraschend stehen damit
erneut teils kräftige Gewitter auf der Tagesordnung. Diese treten
schwerpunktmäßig zum einen in einem Streifen von Südniedersachsen bis
zum Erzgebirge und zum anderen in Süddeutschland ausgehend vom
Bergland gehäuft auf. Lokal können diese erneut unwetterartig mit
größerem Hagel und heftigem Starkregen ausfallen. Auch Sturmböen sind
örtlich wieder mit von der Partie. Nach einem meist ruhigen Samstag
nehmen am Sonntag Gewitteraktivität und Unwettergefahr von Süden her
wieder großräumig zu. Das Thema bleibt also erstmal auf der Agenda.

Nicht unerwähnt bleiben soll die hohe Wärmebelastung im Südwesten des
Landes und in den tieferen Regionen Bayerns. Entsprechende
Hitzewarnungen gelten heute und morgen am Samstag, aber auch am
Sonntag bleibt es im äußersten Süden noch schwülheiß mit Temperaturen
jenseits der 30-Grad-Marke. Entspannung an dieser "Wetterfront"
deutet sich für den Montag an, dann sollen die Temperaturen um ein
paar Grad sinken, schwülwarm bleibt es aber dennoch. Erst am Dienstag
wird die feuchte Luft durch etwas trockenere von Nordwesten her
ersetzt.

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.07.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst