Thema des Tages
05-07-2017 14:40
Wahrscheinlichkeitsaussagen in Wettervorhersagen
Wettervorhersagen sind bekanntlich schwierig, insbesondere deshalb,
weil sie die Zukunft betreffen. Hat man verschiedene Vorhersagen zur
Auswahl, wie z.B. trockenes Wetter oder Schauerwetter, so versucht
man die Wahrscheinlichkeit für das jeweilige Ereignis in der
Wettervorhersage mit Begriffen zu beschreiben.
Auch wenn man es nicht vermutet: In den Texten, die Sie vom Deutschen
Wetterdienst (DWD) lesen, ist klar festgelegt, welche Begriffe mit
welchen Wahrscheinlichkeiten verbunden sind. Am häufigsten können Sie
die Begriffe bei Niederschlags- und Unwetterprognosen hören bzw.
lesen.
Im DWD unterscheiden wir in Bezug auf räumliche Verteilung der
Wetterereignisse und zeitliche Angaben. Die Vorhersagen anderer,
privater Wetterdienste, von denen die Medien heute vielfach die
Wettervorhersagen beziehen, unterscheiden sich teilweise. Deren
Definitionen können Sie dann den entsprechenden Websites entnehmen.
Beim DWD gelten für RÄUMLICHE Angaben folgende Definitionen:
Vereinzelt oder einzelne: weniger als 10% (des Gebietes)
Örtlich: 10 bis 20%
Strichweise: 10 bis 30%
Gebietsweise: 20 bis 50%
Verbreitet: mehr als 50%
Für ZEITLICHE Angaben sind folgende Begriffe definiert:
Kaum: unter 10% (des Vorhersagezeitraums)
Gelegentlich: unter 30%
Zeitweise: 30 bis 60%
Länger andauernd: länger als 60%
Überwiegend (niederschlagsfrei): über 80%
Meist (niederschlagsfrei): über 90%
Wie kommen wir zu den Wahrscheinlichkeitsangaben?
Bis vor einigen Jahren ergaben sich diese aus einem Mix von
Messwerten und der Erfahrung der Meteorologen. Messwerte waren z.B.
die Temperaturen in verschiedenen Höhen. Eine Temperaturdifferenz von
25 Grad zwischen 1500 und 5000 m Höhe bedeuteten vereinzelte Schauer.
Größere Temperaturdifferenzen führten im Vorhersagetext zu
verbreiteten und stärkeren Schauern.
Heute geht man etwas anders vor. Wir haben hier schon öfter
(Stichworte "Rauchfahne" oder "Spaghetti Plot") über die Berechnung
von Parallelläufen (Ensemblevorhersagen) berichtet. Da die
Anfangswerte, also der aktuelle Zustand der Atmosphäre, bei den
Modellberechnungen nicht exakt genug bekannt sind, berechnet man
mehrere Prognosen mit leicht unterschiedlichen Anfangswerten. Dann
schaut man sich die dadurch ergebenden verschiedenen Modellergebnisse
an, auch wenn jedes einzelne für sich nicht den exakten Wetterverlauf
beschreibt.
Ergibt sich bei 20 verschiedenen Parallelläufen 6 mal ein bestimmtes
Ereignis, so ordnet man ihm eine Wahrscheinlichkeit von 30% zu und
arbeitet das in die Vorhersagetexte ein.
Aktuell werden die Gewitter über den Bergen Süddeutschlands mit dem
Begriff "vereinzelt", also mit einem Gebietsbereich kleiner als 10%
beschrieben. Das können Sie heute Abend im Netz anhand der
Blitzverteilung verifizieren.*
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.07.2017
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