Thema des Tages
03-07-2017 14:40
Was ist dran an der Siebenschläfer-Regel?
Am 27. Juni war "Siebenschläfertag". Die Bauernregel für diesen
Lostag besagt "Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es
sieben Wochen lang bestellt." Nun war das Wetter am 27. eher
durchwachsen, sommerlich warm mit Gewittern im Süden und kühl mit
etwas Regen im Norden. Doch was ist nun dran an dieser Bauernregel?
Der Siebenschläfertag ist der Gedenktag für die sieben Schläfer von
Ephesus. In dieser Heiligenlegende suchten sieben junge Christen
Schutz in einer Höhle vor der Christenverfolgung unter Kaiser Decius
und schliefen dort einige Jahrhunderte lang.
Nach der gregorianischen Kalenderreform bezieht sich der
Siebenschläfertag nicht auf den 27. Juni, sondern eigentlich auf den
7. Juli. Zwar wird nun für den 7. Juli sommerliches Hochdruckwetter
mit einzelnen Gewittern von den Computermodellen simuliert, doch
macht es keinen Sinn einen einzelnen Tag als Lostag für eine längere
Prognose heranzuziehen. Betrachtet man aber einen längeren Zeitraum
um die erste Juliwoche, so hat diese Bauernregel besonders in
Süddeutschland doch eine erstaunlich hohe Trefferquote. Statistische
Untersuchungen haben ergeben, dass die Regel in 60 - 70 % der Fälle
zutrifft.
Häufiger ist es so, dass die Wetterlage, die sich Anfang Juli
einstellt, für mehrere Wochen im Wesentlichen stabil bleibt. In der
Meteorologie spricht man auch von einer Wettersingularität. Im Falle
eines kräftigen Azorenhochs, das eine Brücke bis Mitteleuropa bildet,
oder noch besser im Falle eines Skandinavienhochs, das die
West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete blockiert, ist mit überwiegend
freundlichem, trockenem und sommerlich warmem Wetter zu rechnen. Bei
einer Westwetterlage, bei der Tiefdruckgebiete in rascher Abfolge von
West nach Ost über Skandinavien ziehen und mit ihren Ausläufern auch
Deutschland erfassen, ist eher wechselhaftes und kühles Wetter zu
erwarten.
Zwar kündigt sich ab Mitte der Woche für Deutschland eine sommerliche
Hochdruckwetterlage an, doch ist diese Wetterlage keineswegs stabil.
Das vorherrschende Grundmuster der Höhenströmung weist eher auf eine
wechselhaftere Westwetterlage hin. Allerdings verläuft dabei die
Frontalzone, die warme Subtropikluft von kühler Polarluft trennt,
relativ weit nördlich. Zudem ist das Azorenhoch recht kräftig und
schiebt immer wieder Keile nach Mitteleuropa vor, wovon besonders
Süddeutschland profitiert.
So stehen nach der Siebenschläferregel die Chancen mit 60 - 70 % auch
in diesem Jahr für Süddeutschland nicht schlecht, dass es einen
überwiegend sommerlich geprägten Juli gibt, unterbrochen von einigen
kurzen wechselhaften und etwas kühleren Perioden. Etwas unbeständiger
und vor allen Dingen kühler sieht es demnach allerdings für den
Norden aus. Also erwarten wir in diesem Jahr demnach einen typischen
deutschen Sommer, auch wenn das Temperaturniveau etwas höher als
normal ausfällt.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.07.2017
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