DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
02-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.07.2017 um 10.30 UTC
Meist antizyklonal geprägte Westwetterlage, mit großen Unsicherheiten.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 09.07.2017
Im gesamten Mittelfristzeitraum ist eine mal mehr, mal weniger antizyklonale
Westwetterlage wirksam.
Am Mittwoch befindet sich Deutschland in einer zonal geprägten Höhenströmung.
Bodennah gibt es kaum Druckgegensätze. Über Deutschland gibt es ein ausgeprägtes
Nord-Süd-Temperaturgefälle. Während im Süden feuchtere subtropische Luft mit
850-hPa-Temperaturen um 12 °C advehiert wird, ist im Norden kühle Meeresluft mit
850-hPa-Temperaturen um 4 °C wirksam. Dies wirkt über der Mitte und im Norden
Deutschlands frontogenetisch, wodurch es dort zu schauerartigen Niederschlägen
kommt.
In der Nacht zum Donnerstag nähert sich vom Atlantik ein schwacher
Langwellentrog, der ein Cut-Off über der Biskaya bildet und relativ rasch weiter
nach Osten voran kommt. Vorderseitig wölbt sich ein Keil über Mitteleuropa auf,
wobei es zu kräftiger WLA kommt, sodass die subtropische Luftmasse weiter nach
Norden vordringen kann. Die 15-°C-Isotherme auf 850-hPa-Temperatur wird vom
ECMWF dann am Donnerstag über der Mitte Deutschlands simuliert. Durch den rasch
näher rückenden Trog setzt im weiteren Verlaufe Abkühlung in mittleren Schichten
ein, was zu einer deutlichen Labilisierung der Luftmasse führt. Somit steigt im
Westen im Tagesverlauf das Gewitterpotential. Diese Gewitter greifen in der
Nacht auf das gesamte Bundesgebiet über.
Am Freitag liegt der Trog über Mitteleuropa. Im Bodendruckfeld zieht sich eine
Tiefdruckrinne über Deutschland, in der vom ECMWF kräftigerer, schauerartiger
oder gewittriger Niederschlag simuliert wird. Die 850-hPa-Temperatur geht auf
etwa 12 Grad zurück.
Am Samstag beruhigt sich das Wetter wieder, wobei ein schwacher Höhenkeil in
Mitteleuropa wirksam wird, bevor am Sonntag ein weiterer Trog auf Deutschland
übergreift.
Dieses Trog-Keil-Muster setzt sich dann in der neuen Woche, eingebettet in eine
westliche Grundströmung, fort.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
In den vergangenen Läufen gab es einige Sprünge bezüglich der Position und
Intensität des Troges am Donnerstag und Freitag.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
GFS und ICON lassen den Trog am Donnerstag etwas eher auf Deutschland
übergreifen, wobei sich die Gewitter dann in der Südwesthälfte zur "besten"
Tageszeit entwickeln können. Ansonsten gibt es wenig Unterschiede zum ECMWF.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Bereits ab Donnerstag weisen die ECMWF-Ensembles besonders in der Mitte eine
extreme Streuung in den 850-hPa-Temperaturen und im Geopotential auf (von 3 bis
18 °C). Es gibt eine leichte Phasenverschiebung zwischen dem operationellen
IFS-ENS und der neunen IFS-43r3-Version, wobei die neue ENS-Version sogar noch
eine größere Streuung aufzeigt. Während die Niederschlagssignale im Nordosten
relativ gering sind, verteilen sich auf Donnerstag und Freitag größere Spitzen
auf die Mitte und den Süden, was die konvektiv kräftigeren Lösungen
repräsentiert. Ein Erwärmungstrend zeigt sich am Donnerstag aber trotzdem im
überwiegenden Teil der ENS. Die GFS-ENS weisen eine ähnliche Streuung auf.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die großräumige Wetterlage mit der
überwiegend antizyklonalen Westwetterlage zwar relativ sicher ist, die
detailliert Wetterentwicklung im gesamten Mittelfristzeitraum für Deutschland
aber sehr unsicher bleibt. Die genaue Position des Troges/Cut-Offs am Donnerstag
und Freitag entscheidet über den Wetterablauf. Da die meisten ENS einen
Erwärmungstrend sehen und auch einen Trogdurchgang simulieren, wird bei der
mittelfristigen Vorhersage auf den wärmeren Teil der operatinellen ECMWF-ENS
gesetzt, mit einer anschließenden potenziell kräftigeren Gewitterlage am
Donnerstag/Freitag im Süden und in der Mitte. Die weitere Entwicklung lässt sich
im Detail durch Unschärfe im Trog-Keil-Muster relativ schwer einschätzen.
Allerding ist nach Durchsicht der ENS von einer leichten Abkühlung und weiterhin
wechselhaften Entwicklung auszugehen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Lage ist sehr unsicher. Dennoch sind unwetterartige Gewitter mit
Trogdurchgang am Donnerstag und Freitag wahrscheinlich. Statistische Verfahren
sind bezüglich der Gefahrenabschätzung weniger Hilfreich, da sowohl eine große
räumlich, als auch zeitliche Unschärfe besteht. Diese hat zur Folge, dass zu
geringe Wahrscheinlichkeiten geliefert werden.
Größere Niederschlagsspitzen in den ENS ab Sonntag zeigen, dass auch weiterhin
ein gewisses Unwetterpotenzial bezüglich Gewitter besteht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Wärmerer Teil der ECMWF-ENS, mit Gewitterlage am Donnerstag/Freitag
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold