DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
21-06-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 21.06.2017 um 10.30 UTC
Leicht unbeständig, im Süden sehr warm, im Norden mäßig warm. Vor allem im Süden
weiterhin Gewitter, am Dienstag vorübergehend auch weiter nördlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 28.06.2017
Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Samstag, hat sich über dem
Vorhersagebereich eine Westlage eingestellt, die vor allem über Norddeutschland
leicht zyklonal geprägt ist. Ein Höhentrog verlagert sich dabei mit seinem
Drehzentrum vom Seegebiet bei den Färöer-Inseln bis Sonntagmittag nach
Südskandinavien.
Das korrespondierende Bodentief zieht vom Seegebiet nördlich Schottlands bis
Sonntagmittag nach Südnorwegen und füllt sich dabei allmählich auf. Die
zugehörige Kaltfront greift mit leichten Regenfällen bzw. einzelnen Schauern am
Samstag auf den Nordwesten Deutschlands über, kommt aber mangels Schubkomponente
nur sehr langsam südostwärts voran und erreicht bis Sonntagfrüh in etwa den
Nordrand der Mittelgebirge. Ihr folgt ein Schwall subpolarer Meeresluft mit
Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad in 850 hPa in der Nacht zum Sonntag über
Norddeutschland. Über Süddeutschland dominiert noch antizyklonaler Einfluss,
wobei von Südwesten her eine subtropische Luftmasse mit Temperaturen zwischen 12
und 18 Grad in 850 hPa advehiert wird. Diese ist potentiell instabil, aufgrund
des antizyklonalen Einflusses dürfte es aber lediglich vereinzelte Gewitter
geben, am ehesten über dem Bergland bzw. an den Alpen.
Am Sonntag und in der Nacht zum Montag verbleibt Norddeutschland im
Einflussbereich des Höhentroges über Skandinavien, in der Südhälfte dominiert
nach wie vor der Einfluss des kräftigen Höhenrückens über dem zentralen
Mittelmeerraum.
Die Kaltfront überquert noch die mittleren Landesteile, kommt dann aber nicht
mehr weiter südwärts voran. In der postfrontal nach Norddeutschland
einströmenden erwärmten Meeresluft entwickeln sich einzelne Schauer, eventuell
auch mal ein kurzes Gewitter, großartige Regenmengen sind aber keine zu
erwarten. Dazu liegen die Höchstwerte an den Küsten knapp unter, sonst um oder
knapp über 20 Grad. Im Süden bleibt die instabile Luftmasse wetterbestimmend,
innerhalb derer sich mit Annäherung der Kaltfront erneut bevorzugt im Bergland
einzelne, teils kräftige Gewitter entwickeln können. Die Temperaturen steigen
dort auf hochsommerliche Werte, südlich der Donau und im äußersten Südwesten
eventuell noch einmal auf über 30 Grad.
Am Montag kommen Trog und korrespondierendes Bodentief nach Osten voran und
erreichen in der Nacht zum Dienstag Nordwestrussland. Von Westen her nähert sich
ein Höhenrücken, der sich Dienstag, 00 UTC über dem Vorhersagegebiet befindet.
Vorderseitig des Rückens zieht ein flaches Bodenhoch am Montag über
Norddeutschland hinweg ostwärts, ehe sich in der Nacht zum Dienstag vorderseitig
eines Troges über dem nahen Ostatlantik eine Tiefdruckrinne nach Südwest- und
Süddeutschland schiebt. Somit erwartet und nach Lesart des ECMWF am Montag ein
weitgehend freundlicher Tag. Die nach Norddeutschland eingeströmte kühlere
Meeresluft kann sich wieder ein wenig erwärmen, während im Süden erneut
hochsommerliche Werte erreicht werden. Dort lagert auch nach wie vor eine
potentiell instabile Luftmasse, innerhalb derer sich vor allem nachmittags und
abends und bevorzugt im Bergland erneut kräftige Gewitter entwickeln können.
Am Dienstag gerät das Vorhersagegebiet auf die Vorderseite eines Troges über
Westeuropa unter eine kräftige südwestliche Höhenströmung. Damit kommt die sehr
warme bis heiße und potentiell instabile Subtropikluft vorübergehend wieder bis
nach Norddeutschland voran. Nach Lesart des ECMWF soll dann in der Nacht zum
Mittwoch eine Kaltfront von Westen her auf das Vorhersagegebiet übergreifen.
Somit steht auch in Norddeutschland ein schwülwarmer bis heißer Tag an, wobei es
vor allem nachmittags und abends landesweit teils kräftige Gewitter geben kann
mit erhöhtem Unwetterpotential.
Am Mittwoch verbleibt Deutschland auf der Vorderseite des Westeuropatroges. Im
Bodenfeld überquert die oben genannte Kaltfront recht schnell den gesamten
Vorhersagebereich ostwärts. Ihr folgt erwärmte Meeresluft, die nach wie vor
potentiell instabil geschichtet ist. Dabei können sich im Tagesverlauf erneut
einzelne Schauer und Gewitter entwickeln, die aber nicht mehr so kräftig
ausfallen wie am Vortag. Dazwischen scheint auch mal die Sonne und die
Temperaturen steigen auf sommerliche Werte zwischen 22 und 28 Grad.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Für das Wochenende erweist sich der aktuelle Lauf des ECMWF als einigermaßen
konsistent zu seinen Vorgängern. Den nach Skandinavien schwenkenden Höhentrog
hatten - leicht phasenverschoben - alle Läufe auf der Karte, die
korrespondierende Kaltfront ließen die beiden Vorgängerläufe ebenfalls, wie der
aktuelle Lauf, bis in die mittleren Landesteile vorankommen.
Der nachfolgende Höhenrücken sollte nach den gestrigen Läufen, vor allem nach
Lesart des 12 UTC-Laufs, schneller über das Vorhersagegebiet hinweg ostwärts
schwenken als im aktuellen Lauf. Sowohl der gestrige 12 UTC- als auch der 00
UTC-Lauf von gestern ließen die Tiefdruckrinne bereits am Montagnachmittag auf
den Südwesten Deutschlands übergreifen mit vor allem im Westen und Süden
entsprechend höherem Gewitterpotential als im aktuellen Lauf.
Danach nehmen die Differenzen von Lauf zu Lauf weiter zu. Die gestrigen Läufe
ließen den Trog am Dienstag unter deutlicher Verkürzung seiner Wellenlänge rasch
über das Vorhersagegebiet ostwärts schwenken, im Gegensatz zum aktuellen Lauf,
der den Trog weiter nach Süden ausgreifen lässt, wodurch Deutschland auch am
Mittwoch noch auf dessen Vorderseite verbleibt. Der gestrige 00 UTC-Lauf ließ am
Mittwoch einen Höhenrücken über Deutschland hinweg ostwärts schwenken, nach dem
12 UTC-Lauf sollte der Rücken schon Dienstagabend bzw. in der Nacht zum Mittwoch
durchschwenken, gefolgt von einer erneuten Austrogung über Westeuropa.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bezüglich der Wetterentwicklung am Wochenende sind über Mitteleuropa keine
signifikanten Unterschiede zwischen den vorliegenden Globalmodellen auszumachen.
GFS und ICON lassen lediglich die Kaltfront ein wenig weiter nach Süden
vorankommen als das ECMWF.
Den Höhenrücken am Montag und in der Nacht zum Dienstag simulieren ECMWF und GFS
etwas markanter ausgeprägt als ICON, GEM lässt ihn geringfügig schneller nach
Osten vorankommen. Auf die Wetterentwicklung im Vorhersagegebiet hat das aber
kaum Auswirkungen.
Auch am Dienstag bleibt der Höhenrücken nach GFS und ECMWF markanter ausgeprägt
und kommt somit langsamer nach Osten voran als nach Lesart des GEM bzw. ICON.
Somit können sich die schwülheiße Luftmasse und die Gewittertätigkeit etwas
weiter nach Norden ausweiten, während ICON und GEM lediglich den Süden und Osten
in den "Genuss" dieser Luftmasse kommen lassen.
Am Mittwoch ist dann nach Lesart aller Modelle die potenziell instabilste
Luftmasse nach Osten abgedrängt worden, allerdings verbleibt das
Vorhersagegebiet auf der Vorderseite des Westeuropatroges, so dass es weiterhin
mäßig warm bis warm und unbeständig mit einzelnen Schauern und Gewittern
bleibt.__________________________________________________________
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des ECMWF zeigt für den Samstag und Sonntag (72 bis 96
Stunden) zwei Cluster, die sich für Mitteleuropa kaum unterscheiden.
Im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden, also Montag, 00 UTC bis
Mittwoch, 00 UTC) verteilen sich die 49 Ensembleläufe, Haupt- und Kontrolllauf
auf drei Cluster (19, 17 und 15 Member). Alle drei Läufe deuten den Übergang zu
einer zyklonalen Südwestlage bzw. Trog Westeuropa an. Kleinere Unterschiede
ergeben sich für den Zeitraum ab Dienstag. Cluster 1, in dem sich auch der
Haupt- und Kontrolllauf befinden und Cluster 3 lassen den vorlaufenden
Höhenrücken etwas weiter nach Norden aufwölben und entsprechend auch etwas
langsamer ostwärts verlagern als Cluster 2, der eher der ICON-Lösung ähnelt.
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden, also 29.6. bis zum 1.7.,
tauchen dann vier Cluster (16, 14, 12, 9 Member) auf. Cluster 1 und 2 haben eine
zunehmend zyklonal konturierte Südwestlage auf der Karte, Cluster 3 eher die
Lage Trog Westeuropa und erst zum Ende hin eine zyklonale Südwestlage und
Cluster 4, in dem sich auch der Hauptlauf befindet, mündet in die GWL Trog
Mitteleuropa.
Die Ähnlichkeit der Cluster am Samstag und Sonntag spiegelt sich auch im Verlauf
des Spreads der Temperatur in 850 hPa für einen in etwa in der Mitte
Deutschlands liegenden Gitterpunkt wieder. Das Groß der ENS simuliert am Samstag
Temperaturen zwischen 9 und 14 Grad in 850 hPa, am Sonntag zwischen 6 und 11
Grad.
Am Montag wird der Spread deutlich größer und bleibt bis Mittwoch ähnlich. Vor
allem am Dienstag ist im Mittel noch einmal ein deutlicher Anstieg der 850er-
Temperaturen auszumachen. Niederschlagssignale tauchen ab Montag, vor allem aber
am Dienstag auf, was auf verstärkte konvektive Aktivität hindeutet.
Ab Mittwoch und in der erweiterten Mittelfrist sinkt das 500 hPa-Geopotential
über dem Vorhersagebereich im Mittel deutlich ab, der Rückgang der
850er-Temperatur fällt etwas gemäßigter aus. Im Mittel scheint die
Wetterentwicklung somit auf eine zunehmend zyklonal konturierte Südwestlage
hinzusteuern.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI hat vor allem für den Montag in der Südhälfte noch einmal Signale für
übernormale Temperaturen auf der Karte, so dass mit einer erhöhten
Wärmebelastung zu rechnen ist.
Ansonsten tauchen in den Modellen weiterhin Hinweise auf konvektive Aktivitäten
auf. Am Wochenende mit "gebremsten Schaum" hauptsächlich im Bergland
Süddeutschlands, wobei als Begleiterscheinungen hauptsächlich wohl Starkregen
und kleiner Hagel eine Rolle spielen dürften, Unwetter sind nicht
ausgeschlossen, spielen aber eine untergeordnete Rolle.
Ab Montag steigt die Wahrscheinlichkeit für kräftige Gewitter allmählich wieder
an, die aktuellen Modellläufe deuten für den Dienstag eine mögliche
Schwergewitterlage an, wobei sich noch keine Schwerpunkte ausmachen lassen. Auch
am Mittwoch muss wohl mit Gewittern gerechnet werden, wobei Häufigkeit und
Intensität deutlich nachlassen sollten.
Eine geringe Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen besteht zudem noch am
Sonntag entlang der Küsten von Nord- und Ostsee. Diese wird durch ECMWF-EPS und
COSMO-LEPS gestützt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff