Thema des Tages

16-06-2017 14:40

Blitz und Donner an Fronleichnam

Für den gestrigen Donnerstag wurden wieder Gewitter angekündigt,
teilweise sogar mit Unwetterpotenzial. War das mal wieder nur
Panikmache, wie ein Leser aus der Lausitz schrieb?

Werfen wir mal einen Blick auf Informationen und meteorologischen
Daten:
Entlang der Grenze zu Belgien und Holland lag die Kaltfront des Tiefs
Ludger, an der sich die Gewitter entwickelten, die schließlich über
den Niederrhein und das Ruhrgebiet ostwärts zogen und gebietsweise
kräftige Gewitter, teilweise sogar Unwetter brachten.
Das Gewitter, das in Mönchengladbach Keller und Straßen volllaufen
ließ, entwickelte sich im 25 km entfernten Heinsberg und
"explodierte" dann über dem 9 km südwestlich gelegenen Wegberg. Das
bedeutete nur wenig Vorlaufzeit für die dann ausgegebene
Unwetterwarnung. Im benachbarten Kerschenbroich ließ das Gewitter in
einer Stunde 48 l Wasser pro m² zurück, was gut der Hälfte des
Monatssolls im Juni entspricht.
Auch in Gelsenkirchen und Umgebung wurden Keller leergepumpt und
umgestürzte Bäume mussten von den Verkehrswegen geräumt werden. Dabei
hat es auch die Bahn getroffen. Die Strecken zwischen
Gladbeck-Zweckel und Dorsten sowie Bottrop Hbf und Haltern am See
wurden gesperrt. Aus dem Bereich allerdings gingen nur Regenmeldungen
bis zu 27 l/m² bei uns ein, die Radarauswertungen lassen aber auch
Mengen bis zu 35 mm pro Stunde wahrscheinlich erscheinen.
Wind im Bereich dieser Gewitter wurde nur bis Stärke 8 (72 km/h)
gemessen. Aber auch hier gilt, dass die kräftigsten Böen nicht
unbedingt über die Messstationen hinweg gingen. Videoclips im
Internet lassen auf 100km/h und mehr schließen.

Glück hatten die Bewohner in Rheinland Pfalz und dem Saarland. Die
dicken Unwetter, die sich vor deren Haustür in den westlichen
Nachbarländern bildeten, schwächten sich, bevor sie Deutschland
erreichten, ab. Nur 20 bis 40 km von der deutschen Grenze entfernt
hat es örtlich nahezu ein Monatssoll Regen in einer Stunde gegeben.

Anders war die Lage im Süden Deutschlands. Dort wurden kräftige
Wärmegewitter bis in den Unwetterbereich erwartet. Das hat sich lokal
auch bestätigt. Unter anderem führte eine sogenannte Multizelle mit
etwa 50 km Durchmesser zu etwa 40.000 elektrische Entladungen im
Bereich zwischen Baden-Baden, Freiburg und dem Neckar. Mehrere(!)
Stationen meldeten über 30 l/m² pro Stunde, ein dort eher
gewöhnlicher Wert bei solchen Wetterlagen. Radarmessungen lassen aber
auch auf 50 l/m² und mehr schließen.
Das war dann ein Unwetter vom Feinsten.

Wir sehen also, von Panikmache kann keine Rede sein. Nur wird halt
zum Glück nicht jeder von den Unwettern getroffen; schon gar nicht
Leute in der Lausitz, für die ganztägig Sonnenschein und trockenes
Wetter vorhergesagt wurden.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.06.2017

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