DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-06-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.06.2017 um 10.30 UTC



Massiver Hochkeil sorgt für heißes Sommerwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 22.06.2017


Zu Beginn des Mittelfristbereichs am Sonntag befindet sich Deutschland unter
einem massiven Hochdruckkeil, der sich von Nordafrika bzw. dem mittleren
Atlantik bis nach Südskandinavien erstreckt. Ein dazugehöriges Bodenhoch
befindet sich über Mittel- und Westeuropa. An der Nordflanke des Hochs wird sehr
warme Atlantikluft nach Deutschland geführt, sodass nach einem verhältnismäßigen
kühlen Samstag (um 22 Grad), der Sonntag mit Höchsttemperaturen bis 30 Grad
wieder deutlich wärmer daherkommt (850 hPa um 10 Grad). Niederschläge werden
nicht erwartet.

Am Montag bleibt der Einfluss des Hochkeils über Deutschland bestehen, wobei es
noch heißer wird. Montag 18 UTC liegt verbreitet die 15 Grad Isotherme über
Deutschland. Über dem Europäischen Nordmeer entwickelt sich jedoch bereits ein
Langwellentrog, der am Dienstag in Richtung Nordosteuropa austrogt. Sehr
wetterwirksam sollte die eingelagerte Kaltfront aber nicht ausfallen, da sich
der Hochkeil postfrontal rasch wieder aufbaut.
Interessant ist dennoch der Temperaturgradient, der sich über Deutschland
ausbildet. Mittwoch 00 UTC befindet sich die +3 Grad Isotherme im äußersten
Norden und die +18 Grad Isotherme im Süden. Während sich im Norden der
Luftmassenwechsel recht rasch vollzieht, hält sich im Süden die relativ warme
und nun auch potenziell instabile Luft. Ab Dienstag muss vor allem im Süden mit
einer auflebenden Gewittertätigkeit gerechnet werden.

Am Mittwoch und Donnerstag regeneriert sich der Hochkeil wieder in Richtung
Mittel- und Nordeuropa, wobei ab Donnerstag wieder zunehmend heiße Luftmassen um
das Hoch herum nach Deutschland geführt werden.

In der erweiterten Mittelfrist nähert sich vom Westatlantik ein Langwellentrog,
wobei eine starke WLA verbreitet für 850 hPa Temperaturen um 20 Grad sorgen
könnte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der ECMWF Läufe ist recht gut, erst ab Dienstag ergeben sich
leichte Varianzen in der 850 hPa Temperatur und bei dem Übergreifen eines neuen
Tiefausläufers aus Norden.

Insgesamt rechnet der aktuelle Lauf das Temperaturfeld minimal kühler. Generell
bleibt es aber sehr warm/heiß in Deutschland.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS und ECMWF simulieren im groben einen ähnlichen Witterungsablauf, ICON jedoch
simuliert die Entwicklung des Troges am Dienstag deutlich anders. So lässt ICON
einen Langwellentrog vom Atlantik auf Westeuropa übergreifen. Damit verbunden
wird auch eine deutlich stärkere WLA und im Nachgang auch eine kräftige
Frontpassage mit vermutlich kräftigen Gewitterentwicklungen prognostiziert.

Sommerlich heiß bleibt es aber in allen Modellen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In der Rauchfahne für Offenbach ist sehr gut eine kontinuierliche Zunahme der
850 hPa Temperatur bis Dienstag zu erkennen. Nachfolgend öffnet sich der Spread
sehr stark.

Auch im Ensemble des GFS kann man eine ähnliche Verteilung sehen.

In der Clusteranalyse im Ensemble des ECMWFs gibt es 3 verschiedene Cluster. Der
Operationelle- und der Kontrolllauf befinden sich mit insgesamt 35 Membern in
Cluster 1. Cluster 2 mit insgesamt 11 Membern weist einen noch stärkeren
Hochkeil über Mitteleuropa auf, als Cluster 1. Im letzten Cluster (5 Member)
trogt der Langwellentrog deutlich weiter nach Süden aus, wobei sich der
antizyklonale Einfluss auf Deutschland schnell wieder etabliert.

Der operationelle Lauf scheint im Kontext des Ensembles keinen unrealistischen
Verlauf zu simulieren. Sichere Aussagen, wie der Witterungsablauf am Dienstag
oder gar später können aktuell aber nicht getroffen werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Anfangs muss verbreitet mit einer starken Wärmebelastung gerechnet werden.
Ab Dienstag steigt vor allem im Süden das Gewitterrisiko an. Unwetter sind
allgemein auch nicht ausgeschlossen.

Nach ICON wäre auch ein kräftiger Frontdurchgang denkbar.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher