DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-06-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.06.2017 um 10.30 UTC



Meist sommerlich-warm mit der Gefahr von kräftigen Gewittern im Süden. Am
Donnerstag/Freitag Trogpassage und vorübergehend kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 17.06.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Dienstag zeigt der aktuelle
EZMW-Lauf von 00 UTC über Mitteleuropa eine nahezu zonale Höhenströmung, die im
Begriff ist von einer zyklonalen in eine antizyklonale Struktur überführt zu
werden. Entsprechend zieht ein Höhentrog über dem Baltikum nach Osten ab,
während sich von der Nordsee her ein Rücken annähert. Damit wird ein Bodenhoch
gestützt, das sich als eigenständiges Hochdruckgebiet aus einem Keil eines
Azorenhochs abspaltet und sein Zentrum über den südlichen Britischen Inseln bzw.
Benelux haben wird. Mit der sich daraus ergebenden nordwestlichen Bodenströmung
gelangt noch etwas feuchtere und daher wolkenreichere Luft in den Norden
Deutschlands. Die Kaltfront, die uns tags zuvor von Nordwesten her überquert
hat, schleift an den Alpen und trennt sehr warme Luft mit T850-Werten von 10 bis
15 Grad südlich von kühlerer Luft mit T850-Werten von 3 bis 8 Grad nördlich
davon.

Am Mittwoch steilt sich der Rücken über der Nordsee noch ein wenig auf, das
Bodenhoch verlegt sein Zentrum damit in Richtung Deutschland. Im Nordosten
Deutschlands bleibt die nordwestliche Bodenströmung bestehen, sodass dort immer
noch etwas feuchtere und kühlere Luft involviert ist (T850 zwischen 5 und 10
Grad). In den anderen Gebieten steigt die Temperatur in 850 hPa bei
adiabatischer Erwärmung auf über 10 Grad. Somit sind häufiger sommerliche Werte
über 25 Grad zu erwarten, im Südwesten wird auch wieder an der 30-Grad-Marke
geschnuppert.

Am Donnerstag schwenkt der Rücken langsam über Deutschland hinweg, das Bodenhoch
verlagert seinen Schwerpunkt nach Tschechien. Die adiabatische Erwärmung
schreitet auch im Nordosten weiter voran, T850 liegt zwischen 10 und 18 Grad.
Damit bleiben die sommerlichen, im Südwesten teils heißen Temperaturen erhalten.
Gegen Abend nähert sich von Nordwesten her eine Kaltfront, die im Zusammenhang
mit einem allerdings nur schwach konturierten Höhentrog über Island und den
Britischen Inseln steht. Im Vorfeld dieser Front wird die Luft angefeuchtet,
womit erste Schauer und Gewitter im Nordwesten auftreten können.

Am Freitag erreicht die Achse des Höhenrückens eine Linie vom Baltikum bis nach
Norditalien. Der Trog kommt in Richtung Nordsee voran, wobei er unter
Amplifizierung auch seine Wellenlänge verkürzt und daher entsprechend "schärfer"
wird. Die zugehörige Kaltfront liegt am Boden quer über Deutschland, vor allem
im Vorfeld nach Süden hin sind dann Schauer und Gewitter zu erwarten. Dabei
fließt in den Norden vorübergehend kühlere Luft mit 850 hPa-Temperaturen von 3
bis 8 Grad ein. Im Süden sinkt sie jedoch kaum unter 10 Grad.

Am Samstag erreicht der Höhentrog bereits das Baltikum, wobei er
Abtropftendenzen zeigt. Von Westen her macht sich dagegen neuerlich ein kräftig
ausgeprägter Rücken auf den Weg in Richtung Mitteleuropa. Damit schiebt sich von
Südwesten ein Keil der Azorenhochs nach Deutschland vor. Erneut setzt
adiabatische Erwärmung ein, sodass T850 auch im Norden und Nordosten fast wieder
auf 10 Grad steigt, während im Südwesten mehr als 15 Grad zu erwarten sind.

In der erweiterten Mittelfrist stellt sich erneut eine zonale Strömung ein.
Dabei gibt es im Norden in der Nähe der Frontalzone mehr Wolken und niedrigere
Temperaturen mit T850 unter 10 Grad, nach Süden hin dagegen dominiert der
Hochdruckeinfluss bei T850 von 10 bis 18 Grad. Allerdings nimmt dort die
Schauer- und Gewitteraktivität von Tag zu Tag zu.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs von 00 UTC zu seinen beiden Vorläufen
ist bis zum Donnerstag hoch, danach nimmt sie deutlich ab. So ist die vom
gestrigen 00 UTC-Lauf angedachte sich einstellende stramme Nordströmung mit
starken Böen am Ostrand eines Hochs über den Britischen Inseln völlig vom Tisch.
Nun setzt das Modell eher auf einen Keil des Azorenhochs, wobei die Temperaturen
generell 5 bis 10 Kelvin höher liegen als gestern noch berechnet. Bereits der
gestrige 12-UTC-Lauf zeigte diese Tendenz.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS liegt zunächst auf einer Linie mit dem EZMW, lässt die Kaltfront aber
bereits am Donnerstag bis zu den Alpen vorankommen und bringt dadurch eine
stärkere Abkühlung. Zudem soll die Kaltfront am Donnerstag deutlich
wetteraktiver mit kräftigen Schauern und Gewittern sein. Danach zeigt sich auch
bei diesem Modell ein Azorenhoch-Keil, allerdings verbleibt das Temperaturniveau
etwa 5 Kelvin unter dem des EZMW. ICON stellt bei der Kaltfront am
Donnerstag/Freitag eine Zwischenlösung dar (Durchzug in der Nacht, nicht ganz so
starke Wetteraktivität). Danach schwenkt es wieder weitgehend auf die EZMW-Linie
ein, wobei der Azorenhoch-Keil stärker bis nach Mitteleuropa ausgreift. Die
dabei erfolgende Erwärmung findet auf ähnlichem Niveau wie beim EZMW statt. GEM
setzt eher auf die "kalte" Lösung des GFS, wobei die Kaltfront aber leicht
phasenverschoben etwas später über Deutschland hinwegzieht. NAVGEM dagegen sieht
am Donnerstag/Freitag höchstens einen sehr flachen Trog, sodass keine Kaltfront
auf Deutschland übergreifen würde. Entsprechend hoch blieben die die
Temperaturen in 850 hPa, die kaum unter 10 Grad sinken. CMA will vom Trog ebenso
nichts wissen, das Temperaturniveau bleibt im Vergleich zum EZMW jedoch etwas
gedämpft (rund 3 bis 4 Kelvin niedriger).
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Entsprechend der Ergebnisse beim Vergleich mit den anderen Modellen und den
Konsistenzbetrachtungen erkennt man auch in den Rauchfahnen diverser deutscher
Städte bis Mittwoch enge Streuungen, die eine gewisse Sicherheit der Vorhersage
bis dahin bedeutet. Danach werden die Streuungen allgemein deutlich breiter. Am
Freitag und Samstag gibt es einige kältere Lösungen, zudem zeigen sich auch
einige Peaks nach unten in den 500 hPa-Geopotenzial-Kurven. Von daher ist
bezüglich des Troges noch nicht das letzte Wort gesprochen. Danach erkennt man
in allen Rauchfahnen bei der Temperatur und beim Geopotenzial wieder einen
Aufwärtstrend. Es existieren aber weiterhin einige deutlich kältere und vom
Geopotenzial niedrigere Lösungen. Ob das sommerliche Wetter also nach
Trog-/Kaltfrontpassage am Freitag zurückkehrt, ist noch nicht sicher.

Bei der Clusteranalyse für t+120-168 (Mittwoch 00 UTC bis Freitag 00 UTC) sind 3
Cluster vorhanden (27, 18 und 6 Mitglieder; Haupt- und Kontrolllauf in C2). C1
ähnelt am stärksten der Hauptlauflösung, bei C2 tritt der Trog in abgeschwächter
Form in Erscheinung. C3 belässt ihn gar bei Island. Das bestätigt noch einmal
die Unsicherheit, die die Ausprägung dieses Troges betrifft. Bei t+192-240
(Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC) werden 4 Cluster (19, 13, 13 und 6
Mitglieder; Hauptlauf in C2, Kontrolllauf in C1) angeboten. C1 und C3 weisen
einen kräftigen Rücken auf, der antizyklonales und warmes Wetter zur Folge
hätte. C2 und C4 dagegen zeigen Trogeinfluss, wobei mit nördlicher oder
nordöstlicher Strömung kalte Luft und wechselhaftes Wetter zu uns kommen würde.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Vorhersage bis zum Mittwoch als sicher
angesehen werden kann. Ab Donnerstag ist die Rolle des Troges (bzw. der
Kaltfront) unklar, dabei reicht die Palette von "er kommt nur sehr
eingeschränkt" bis hin zu "er zieht voll über uns hinweg". Wahrscheinlich ist
daher wohl eine Mittellösung aller Modelle. Anschließend setzt die Mehrzahl der
Modelle auf einen von Westen vordringenden Azorenhoch-Keil mit wieder steigenden
Temperaturen. Die Vorhersagesicherheit bleibt aber angesichts etlicher anderer
Lösungen eingeschränkt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI bringt am Dienstag Signale für überdurchschnittlich starken Wind an der
Ostsee. Das wird auch von COSMO-LEPS bestätigt, das dort Wahrscheinlichkeiten
bis zu 60 % für stürmische Böen Bft 8 bereithält.

Beim CAPE liefert EFI kaum Signale für starke Gewitter. Dennoch muss am
Alpenrand am Dienstag und Mittwoch bzw. südlich der Donau am Freitag mit
einzelnen kräftigen Gewittern gerechnet werden. Lokale Unwetter sind nicht per
se auszuschließen. Nach dem GFS-Szenario stünde außerdem am Donnerstag
deutschlandweit eine ausgewachsene Gewitterlage an. Ob dieses Szenario dann
wirklich so eintritt, bleibt jedoch abzuwarten, stellt das Modell doch eine
Außenseiterlösung dar.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, vor allem am Donnerstag/Freitag als Mittellösung, danach vorwiegend
EZMW-EPS und EZMW-MOS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler