Thema des Tages
23-05-2017 14:40
Die "Vermüllung" der Meere schreitet voran
Haben Sie gewusst, dass mit der Verwendung zahlreicher
Kosmetikprodukte wie Zahncreme, Duschgel oder Peeling täglich
kleinste Plastikkügelchen und bei jedem Waschgang Kunstfasern aus
unseren Textilien ungeklärt in unsere Abwässer und somit ungehindert
über die Flüsse in die Meere gelangen? Auch Kläranlagen schaffen es
nicht, die winzigen Textilfasern und Plastikteilchen aufzufangen.
Laut einer Schätzung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen
(UNEP) werden pro Jahr 300 Millionen Tonnen Plastik produziert, wovon
mehr als 10 Millionen Tonnen als Müll in den Ozeanen, Nahrungsketten
und Ökosystemen landen. Das ist vergleichbar mit sechzig vollen
Müllwagen, die pro Stunde in alle Weltmeere entleert werden. In
verschiedenen wissenschaftlichen Artikeln ist von 15.000 bis 45.000
Plastikteilen die Rede, die inzwischen auf jedem Quadratkilometer der
Wasseroberfläche der Ozeane treiben.
Der wohl bekannteste Müllstrudel ist der sogenannte "Great Pacific
Garbage Patch" im Pazifik, der sich aufgrund von Ozeanströmungen
gebildet hat. Dieser Plastikstrudel ist in der Fläche mit
Mitteleuropa vergleichbar. Somit müssten wir Meteorologen eigentlich
in der Lage sein, diese riesigen Ansammlungen von Abfall auf den
hochaufgelösten Satellitenbildern ausfindig zu machen, um so die
"Vermüllung" der Meere zu verdeutlichen. Warum aber der Müll nicht
vom Weltall aus sichtbar ist, ist einfach zu erklären. Der
Müllstrudel ist nicht mit einer Insel von Plastikmüll und anderen
Abfällen vergleichbar. Die Teilchen werden kontinuierlich durch Wind-
und Wellenbewegungen im Wasser durchmischt. Zwar gibt es in der
Umgebung des Strudels höhere Konzentrationen von Plastik oder es
schwimmen Relikte herrenloser Fischernetze an der Wasseroberfläche,
jedoch besteht der "Garbage Patch" aus so winzigen Teilchen, dass sie
auf den ersten Blick nicht wahrgenommen werden können. Zudem sinken
etwa 70% der Abfälle mit der Zeit auf den Meeresgrund.
Wenn aber der Kunststoff teilweise so klein ist, dass er kaum
sichtbar ist, warum ist er dann in den Ozeanen und für die Umwelt so
gefährlich? Durch die Wechselwirkung von Salzwasser und UV-Strahlung
sowie durch Reibung zerfällt das Plastik sehr langsam in kleine
Bruchstücke und gibt dabei Giftstoffe an die Umgebung ab. Bis zur
völligen Zersetzung von Plastik vergehen 350 bis 400 Jahre. Viele
Tiere sterben durch verlorengegangene Fischereiausrüstung, in der sie
sich verfangen, oder verschluckten Müll, den sie nicht verdauen
können. Darüber hinaus können Mikropartikel und die freigewordenen
Giftstoffe über die Meeresbewohner auch in unsere Nahrungskette und
in den menschlichen Organismus gelangen. Zudem ist nicht
ausgeschlossen, dass solche Gifte in den atmosphärischen
Wasserkreislauf geraten und sich mit dem ausfallenden Niederschlag
weiter in der Umwelt verbreiten.
Zur Rettung der Meere kann jeder Mensch entscheidend etwas beitragen,
indem Müll recycelt oder ordnungsgemäß entsorgt wird,
Plastikverpackungen so gut es geht vermieden und bspw. Plastiktüten
durch Stoffbeutel ersetzt oder zumindest mehrfach genutzt werden.
Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.05.2017
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