Thema des Tages
15-05-2017 14:40
Von wegen "Wonnemonat Mai"
Mit einer südwestlichen Strömung gelangte Luft aus dem Mittelmeerraum
nach Deutschland. Diese Luftmasse war energiegeladen und mit
ausreichend Feuchte angereichert, so dass sich verbreitet Schauer und
im Tagesverlauf mit steigender Temperatur auch etliche Gewitter
entwickeln konnten. Aufgrund des eher langsamen Vorankommens der
Gewitter und des in der Atmosphäre enthaltenen Wassers wurden die
Gewitter zumeist von Starkregen begleitet.
Aber auch Hagel konnte sich in kräftigen Auf- und Abwinden innerhalb
der Gewitterzellen bilden. Hagel entsteht, wenn sehr kalte
Wassertropfen und Eiskristalle in einer Gewitterwolke - einem
Cumulonimbus - zusammenstoßen, sich zu sogenannten "Hagelembryos"
vergraupeln und durch starke Auf- und Abwinde solange in der Wolke
zirkulieren, bis die Hagelkugel zu schwer wird, die Kraft des
Aufwindes überwindet und durch die Erdanziehung zu Boden fällt.
Daraus können sehr unterschiedliche Hagelgrößen hervorgehen. Je mehr
Energie in der Atmosphäre vorhanden ist, desto länger hält sich das
Unwetter mit seinen intensiven Auf- und Abwärtsbewegungen innerhalb
der Wolke und umso mehr Zeit hat das anfängliche Hagelkorn, um zu
wachsen. Kaum vorstellbar, dass im Juni 2010 in den USA (im
Bundesstaat South Dakota) ein Hagelkorn zu Boden fiel, das im
Durchmesser etwas über 20 Zentimeter(!) maß (Quelle: National Severe
Storms Laboratory, USA).
Nun aber zurück nach Deutschland. Am vergangenen Wochenende waren die
Anzeichen für unwetterartige Entwicklungen hierzulande noch nicht
verbreitet ausgeprägt und dennoch mussten lokal Unwetterwarnungen
ausgegeben werden. Am Samstag fielen beispielsweise in Soltau
(Niedersachsen) innerhalb weniger Stunden 40 Liter pro Quadratmeter
Regen und auch anderswo regnete es längere Zeit, teils auch kräftig.
In Teilen Thüringens, Sachsen-Anhalts und Niedersachsens wurden
Straßen von Schlammmassen bedeckt, nachdem es dort intensive Gewitter
gab. Am Sonntag wurden rund um Alzey in Rheinland-Pfalz zahlreiche
Straßen überflutet und zum Teil sammelte sich Hagel bis auf eine Höhe
von 20 Zentimetern an.
Nach einer kurzen Wetterberuhigung, beginnend am heutigen Montag
(15.05.2017) im Nordwesten des Landes, fortsetzend im gesamten Land
bis einschließlich Mittwoch, wird zum Ende der Woche aber erneut eine
gewitterträchtige Wetterlage erwartet. Ähnlich wie in den vergangenen
Tagen wird dann mit einer südwestlichen Strömung sehr warme und
zunehmend feuchte Luft nach Deutschland geführt werden. Zuvor wird
sich die Luft - abgesehen von den Küsten - verbreitet auf sommerliche
Werte über 25 Grad erwärmen. Im Osten wird es auch am Donnerstag noch
meist freundlich und sommerlich warm bleiben, während auf den Westen
bereits eine Kaltfront übergreifen wird, die erneut zahlreiche
Schauer und kräftige Gewitter mit sich bringt.
Aufgrund der deutlich wärmeren und auch feuchteren Luftmasse, die
sich bis Donnerstag auf den Weg nach Mitteleuropa macht, wird die
Atmosphäre im Vergleich zum vergangenen Wochenende deutlich
energiegeladener sein. Kräftige Gewitter mit unwetterartigem
Charakter (heftiger Starkregen, Hagel und schwere Sturmböen) werden
die Folge sein. Ein Rat bleibt: Verfolgen Sie die Vorhersagen des
Deutschen Wetterdienstes in unserer WarnWetter-App, im Internet, auf
Facebook und auf unserem Twitterkanal!
Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.05.2017
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst