Thema des Tages

10-05-2017 14:40

Wo kann man jetzt schon baden?

Nach den Spätfrösten im April fühlte sich der diesjährige Mai bisher
ziemlich "kühl und nass" an, was den sprichwörtlichen Bauern in der
Hoffnung auf eine reiche Ernte freuen sollte, sofern er seine
Brötchen nicht mit dem Obst- oder Weinbau verdienen muss. Gerade auch
in Anbetracht derzeitiger Eisheiliger liegt der Sommer
wettertechnisch und kalendarisch noch fern. An Badespaß im Freien ist
in heimischen Gefilden also vorerst nicht zu denken, denn bei
Wassertemperaturen von 8 °C bis 10 °C an Nord- sowie Ostsee und 6 °C
bis 14 °C an den deutschen Binnenseen würden sich wohl nur Seehunde
im nassen Element wirklich wohlfühlen.

Schauen wir uns doch ´mal in Europa nach Bademöglichkeiten um: Die
rumänischen, bulgarischen und türkischen Schwarzmeerküsten mit
Wassertemperaturen von 12 °C bis 14 °C dürften den meisten
Zeitgenossen ebenso zu kalt sein wie die europäischen Atlantikküsten
zwischen Brest und Porto mit 13 °C bis 16 °C. An den Küsten des
Alantejo und der Algarve im Süden Portugals ist das Wasser mit 18 °C
zwar wärmer, aber relativ kühles und unbeständiges Wetter vergällt
dort vorerst noch den Badespaß. Es gibt jedoch Plätze, die sich
bereits vor den mitteleuropäischen Sommerferien für einen
Strandurlaub eignen. Da fällt einem sofort das Mittelmeer ein,
weitere Assoziationen sind Italien, Spanien und damit natürlich
Mallorca.

Aber der Reihe nach: An der Adria sowie an der französischen und
italienischen Riviera ist es derzeit mit Meerestemperaturen von 15 °C
bis 17 °C leider nicht viel wärmer als an den westeuropäischen
Atlantikküsten. Die Balearen (Mallorca, Ibiza, Menorca) kann man in
den kommenden Tagen bei freundlichem Wetter und Wassertemperaturen
von immerhin 18 °C schon als urlaubstauglich klassifizieren, zumal
sich auch die Lufttemperatur auf sommerliche Werte um 25 °C empor
schraubt. Am südlichen und östlichen Mittelmeer ist die See noch
etwas wärmer. Dort liegen die Temperaturen um 18 °C am südlichen
Tyrrhenischen Meer, bei 17 °C bis 19 °C am Ionischen und Ägäischen
Meer, von 18 °C bis 21 °C in tunesischen Gewässern sowie an den
Stränden der Levante. Wassertemperaturen um 21 °C sind derzeit auch
auf den Kanarischen Inseln anzutreffen, allerdings herrscht dort noch
eher kühles und windiges Wetter.

Ägypten-Fans kommen am Roten Meer so richtig auf ihre Kosten. Dort
kann man bei heißem Wetter und 25 °C im Wasser bestens schwimmen,
schnorcheln und tauchen. Wen das Fernweh noch stärker packt, der ist
in der Karibik und Zentralamerika gut aufgehoben, wo die Spanne der
Wassertemperaturen zwischen 25 °C an Floridas Golfküste und 30 °C an
der mittelamerikanischen Landbrücke liegt. Innerhalb der touristisch
erschlossenen Welt bietet das Meer um Südindien, Ceylon und den
Malediven mit Werten von bis zu 32 °C die höchsten Badetemperaturen.
Man mag allerdings zweifeln, ob das Baden dort während der Monsunzeit
überhaupt noch eine Erfrischung bietet, zumal Pauschalreiseangebote
dorthin zu dieser Jahreszeit auch nicht üblich sind.

Generell sind derzeit die tropischen Meere in der Region zwischen dem
nördlichen Indischen Ozean über den Malaiischen Archipel hinweg bis
nach Mikronesien mit Wassertemperaturen von verbreitet über 30 °C am
wärmsten. In der unten publizierten Weltkarte vom Dienstag, den 9.
Mai 2017, 12:00 Uhr UTC finden Sie auf ganze [°C] gerundete
Meeresoberflächentemperaturen sowie deren Isothermen. Übrigens nutzt
man in der Meteorologie und Ozeanografie gern die englische
Übersetzung des Begriffs, nämlich "Sea Surface Temperature",
abgekürzt SST. Sie hat nicht nur touristische Bedeutung sondern ist
vielmehr eine wichtige Größe im Klimasystem der Erde sowie als
Randbedingung bei der numerischen Wettervorhersage. Darüber hinaus
widerspiegelt die zonale Struktur der SST-Isothermen mit deutlichen
Gradienten jeweils in den nördlichen und südlichen mittleren Breiten
den Energiesaldo der Meeresoberfläche und ist mit den zumeist in
West-Ost-Richtung orientierten Klimagürteln korreliert.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.05.2017

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