DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
08-05-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 08.05.2017 um 10.30 UTC
Wechselhaft und teils regnerisch, vor allem im Süden, dabei auch kräftige
Gewitter möglich. Weiterhin recht kalt.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 15.05.2017
Am Donnerstag liegt Deutschland unter einem Höhenrücken, dessen Achse am Tage
etwa von den Alpen bis nach Benelux und weiter zur Nordsee verläuft. Der Rücken
verlagert sich im Laufe des Tages nur zögerlich ostwärts, so dass seine Achse in
der Nacht zu Freitag etwa vom Bayerischen Wald bis zur Wesermündung zu finden
ist. Diese Verlagerung reicht aber aus, um von Westen her einem Tiefausläufer
mit etwas Regen und eventuell auch einem Gewitter das Übergreifen auf
Deutschland zu ermöglichen. Dieser gehört zu einem Tief, dessen Zentrum recht
ortsfest Südlich bzw. Südwestlich von Irland liegt. Das Tief korrespondiert
dabei mit einem Langwellentrog, der sich von Grönland über das Seegebiet
westlich von Irland und von dort weiter nach Süden erstreckt. Innerhalb des
Troges herrschen dabei nur geringe Geopotentialgegensätze vor. Es ist zwar in
der Trogstruktur ein kleinräumiges Höhentief auszumachen, da dieses aber
weitgehend senkrecht über dem Bodentief liegt, ist das Entwicklungspotenzial von
letzterem begrenzt. Auf der Vorderseite des Tiefs liegt Deutschland in einer
südlichen Strömung, bei der sich vor allem in der zweiten Tageshälfte und in der
Nacht zu Freitag im Nordosten der Gradient verschärft. Damit erscheinen dort
zumindest in den Hochlagen starke oder stürmische Böen möglich. Des Weiteren
sorgt die südliche Strömung für WLA. Am Alpenrand steigen die 850er Temperaturen
auf Werte um 13 Grad an, nur in Vorpommern liegen die entsprechenden Werte um
null Grad. Damit sind im Süden, zumal der Föhn für eine Austrocknung der
Luftmasse sorgt, Temperaturen bis an die 25 Grad nicht ausgeschlossen. Im
Nordosten liegen die Höchstwerte dagegen nur bei 10 bis 15 Grad.
Am Freitag verlagert sich der Langwellentrog über Westeuropa und dem
angrenzenden Atlantik kaum. Er ändert allerdings merklich eine Form. Einerseits
wird der kurzwellige Anteil, der zu dem über Deutschland liegenden Frontensystem
gehört, über Benelux und dem Ärmelkanal nach Norden geführt. Andererseits wird
die nach Süden gerichtete Trogspitze aufgefüllt, so dass in der Nacht zu Samstag
vor der Iberischen Halbinsel kaum noch ein zyklonales Krümmungsmaximum
auszumachen ist und die Höhenströmung über Deutschland allgemein eine
südwestliche ist, in die einzelne kurzwellige Anteile eingelagert sein können.
Am Boden greifen auch das Frontensystem und der Bodentrog weiter nach Norden
aus, die Niederschläge von Ersterem erreichen, auch von kräftigen Gewittern
begleitet, bis zum Abend etwa die Elbe, in der Nacht zu Samstag dann auch
Vorpommern. Damit geht auch eine Gradientverschärfung im Nordosten einher, so
dass dort verbreiteter Böen Bft 7, exponiert auch 8 oder 9 auftreten können. Die
Kaltfront hängt über dem Südwesten Deutschlands und dem Osten Frankreichs
zurück, und da dort, auf der Rückseite des Bodentroges, zusätzlich zur Höhen-
auch die Bodenströmung auf Südwest dreht, neigt nach Lesart des EZMW-Hauptlaufs
das Frontensystem in der Nacht zu Samstag zur Wellenbildung mit neuen
Niederschlägen im äußersten Südwesten. An den Alpen bricht der Föhn zusammen,
was sich auch in sinkenden 850er Temperaturen niederschlägt. Diese liegen
ausgangs der Nacht nur noch bei 8 Grad in Nieder- und Oberbayern und um 4 Grad
von Rügen bis Usedom.
Am Samstag liegt Deutschland auf der Vorderseite des Westeuropäischen
Langwellentroges. Das Bodendruckfeld wird durch eine breite Tiefdruckrinne
geprägt, die von der Nordsee in Richtung Balkan verläuft. Diese wird im
Tagesverlauf aber abgebaut bzw. aufgefüllt, was auch einem durch WLA gestützten
flachen Höhenrücken geschuldet ist, der sich über dem Zentralmassiv und den
Seealpen entwickelt und in der Nacht in nordöstlicher Richtung über Deutschland
hinwegzieht. Dadurch werden auch die teils kräftigen und erneut gewittrigen
Regenfälle des Tages nach Nordosten abgedrängt. Ist es am Tage wohl nur
nordöstlich der Elbe trocken, so lassen in der Nacht die Regenfälle in der
Südwesthälfte nach, während dann im Nordosten noch etwas Regen fällt. Am Tage
ändert sich am Temperaturniveau kaum etwas, in der Nacht sinken die 850er Werte
im Nordwesten etwas ab, was einem von den Britischen Inseln her
hereinschwenkenden Trog geschuldet ist.
Am Sonntag wird über dem Norden noch ein kurzwelliger Trog nach Osten geführt,
in der Folge baut sich dann ein kräftiger Höhenrücken über Westeuropa auf, der
auch am Montag noch westlich von Deutschland liegt. Die um den Höhenrücken
advehierte Warmluft wird am Sonntag über dem Süden gehoben und in der Folge
kommt es dort zu Regenfällen. Am Montag zieht in den Norden eine Warmfront, die
dann vor allem nördlich der Mittelgebirge für regen sorgt. Dabei ist kein
signifikanterer Temperaturanstieg im 850-hPa-Niveau auszumachen.
Im der erweiterten Mittelfrist bis Mittwoch bleibt der Höhenrücken über
Westeuropa erhalten und für uns wetterbestimmend. Vor allem im Westen steigen
die 850er Temperaturen deutlich an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis in den Samstag zeigt der aktuelle Lauf eine gute Übereinstimmung mit den
Vorläufen. Dabei rechnet der gestrige 00-UTC-Lauf die Tiefdruckrinne am Samstag
am stärksten ausgeprägt mit abgeschlossenem Tief über Norddeutschland und den
Niederlanden mit Kerndruck unter 1010 hPa. Der aktuelle Lauf zeigt in
Übereinstimmung mit den Vorläufen einen Warmluftvorstoß über der Nordsee und
auch einen Höhenrücken über Polen, der nach den letzten beiden Läufen recht
flach ausfallen soll, während der gestrige 00-UTC-Lauf diesen noch weiter nach
Norden ausgreifen ließ. Ab Sonntag zeigen vor allem das Geopotentialfeld und
auch das Bodendruckfeld über Westeuropa sehr deutliche Unterschiede zu den
Vorläufen. Im Geopotentialfeld ist über dem östlichen Mitteleuropa eine
180°-Phasenverschiebung zwischen Trog und Rücken zwischen dem aktuellen und dem
gestrigen 00-UTC-Lauf sichtbar. Über Westeuropa wird der hereinschwenkende Trog
nunmehr einerseits schneller, andererseits schwächer, also wesentlich weniger
stark nach Süden ausgreifend, vorhergesagt.
Im Weiteren ist auch kein erneutes Zusammenlaufen der Modellläufe zu erkennen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Schon am kommenden Donnerstagmittag (12 UTC) zeigen sich im internationalen
Vergleich der Modelle deutliche Unterschiede. Hier fällt beim Geopotentialfeld
über dem Atlantik ICON aus der Reihe, dessen Trog über der nordwestlichen
Biskaya nur ein sehr schwach ausgeprägtes Höhentief simuliert, während EZMW und
GFS, aber auch LFPW oder UKMO dieses stärker vorhersagen. Die ICON-Lösung lässt
sich vielleicht noch am ehesten mit derjenigen des kanadischen GEM vergleichen.
Den Höhenrücken, der sich von den Alpen nach Benelux erstreckt, simulieren die
Modelle aber sehr ähnlich. Diese Ähnlichkeit bleibt zumindest bezüglich der Lage
der Rückenachse auch am Freitag (ebenfalls 12 UTC) erhalten, wenngleich EZMW und
ICON den Trog viel weiter nach Norden (Norwegen) ausgreifen lassen als z.B. GFS
oder GEM.
Unterschiedliche Muster lassen sich dann auch am Samstag um 12 UTC erkennen,
wenngleich man konstatieren muss, dass die Tiefdruckrinne über Deutschland nicht
extrem unterschiedlich errechnet wird (sie liegt bei GFS etwas nördlicher als
bei EZMW und ICON). Unterschiedlicher ist da schon das 850er Temperaturfeld.
Greift die 5-Grad-Isotherme bei GFS bis zur Nordspitze Dänemarks aus, so lassen
ICON und EZMW diese bis an die Nordspitze Schottlands und sogar etwas darüber
hinaus vorankommen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Für den Zeitraum +72 bis +96 Stunden werden die EZMW-Ensembles zu nur einem
Cluster zusammengefasst. Dieser liegt anfangs in der Wetterkategorie
"Atlantischer Rücken" und wechselt zum Ende in die Kategorie "Positive NAO".
Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden bleibt es bei einem Cluster, der von der
Kategorie "Negative NAO" über "Positive NAO" zu "Atlantischer Rücken" wechselt.
Im Zeitraum +192 bis +240 Stunden werden dann 3 Cluster angeboten, die sich in
den Kategorien "Blockierungslage" und "Positive NAO" bewegen. Die Zahl der
Cluster, insbesondere bis zum Zeitpunkt +168 Stunden, deutet eine Stabilität und
Ähnlichkeit in den EZMW-Läufen an, die sich bei Betrachtung der Modellkonsistenz
(Vergleich zu den Vorläufen) und beim Vergleich mit den globalen Modellen
anderer Wetterdienste nicht erwarten lässt/ließ.
Die EZMW-Ensembles deuten von morgen bis zum Donnerstag einen Temperaturanstieg
in 850 hPa von etwa -3 auf etwa +8 Grad. Danach nimmt die Streuung der
Ensemblemitglieder etwas zu, die Temperatur selbst zeigt über mehrere Tage einen
nur sehr zögerlichen Rückgang (etwa 3 Grad). Erst ab dem 15 Mai (Montag der
kommenden Woche) wird die EZMW-Ensemblestreuung sehr groß.
Die GFS-Ensembles zeigen von morgen bis zum Donnerstag, ähnlich wie EZMW, aber
unter extrem geringer Streuung, einen Temperaturanstieg in 850 hPa von etwa -2
auf etwa +8 Grad. Danach nimmt auch hier die Streuung der Ensemblemitglieder
etwas zu und die Temperatur geht etwas zurück. Ebenso wie bei EZMW dann auch ab
dem 15 Mai eine deutliche Zunahme der Ensemblestreuung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI-Index zeigt für Freitag im Nordosten noch signifikant zu niedrige
Temperaturen im Vergleich zum Modellklima, danach zeigt EFI keine Signale mehr
für signifikante Wettererscheinungen.
COSMO-LEPS zeigt im Norden am Donnerstag schwache, am Freitag und Samstag starke
Signale für Windböen und schwache für stürmische Böen. Für mehr als 20 mm Regen
in 6 Stunden zeigt COSMO-LEPS am Freitag und Samstag im Süden nur sehr geringe
Signale, was allerdings nicht über die Gefahr von gewittrigem Starkregen in
diesen Regionen an den besagten Tagen hinwegtäuschen sollte.
In Deutschland zeigt aktuell nur der Pegel Friesenhofen an der Eschach (BW)
einen Pegel oberhalb der Meldeschwelle.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas