Thema des Tages

07-05-2017 14:40

Weinbau und Klimawandel

Der Klimawandel ist nicht zu leugnen und auch der Weinbau wird vom
Klimawandel nicht verschont.

Weltweit findet sich der Großteil der Weinbauflächen zwischen dem 30.
und 50. Breitengrad auf der Nordhemisphäre und dem 30. und 40.
Breitengrad auf der Südhemisphäre.

Die tatsächliche derzeitige Verbreitung kann genauer durch den
Bereich eingegrenzt werden, in dem es auf der Nordhemisphäre zwischen
April und Oktober im Mittel zwischen 12 Grad C und 22 Grad C warm
ist. Auf der Südhemisphäre entspricht das den Monaten Oktober bis
April.

In vielen Weinbauregionen wurde für den Zeitraum von 1950 bis 2000
ein Temperaturanstieg beobachtet, der je nach Region zwischen 1 Grad
C und 1,4 Grad C lag.

Nach Klimamodellrechnungen könnte sich der Verbreitungsbereich des
Weinbaus in Zukunft auf der Nordhalbkugel nach Norden bzw. auf der
Südhalbkugel nach Süden verschieben.

Gegen Ende des Jahrhunderts könnte es demnach in Teilen Nordamerikas,
Nordafrikas und Vorderasiens für den Anbau zu warm sein (Mittelwerte
größer 22 Grad C April bis Oktober), während eine deutliche
Ausdehnung nach Norden in Europa, Teilen von Asien und des
nordamerikanischen Kontinents möglich wäre. Die Klimamodelle zeigen
auch, dass sich die für Weinbau geeignete Fläche auf der Südhalbkugel
verringern könnte, da eine Ausdehnung nach Süden wegen fehlender
Landmasse nur in Südamerika möglich ist.

Auf beiden Erdhalbkugeln ist bereits heutzutage in Richtung der Pole
eine Zunahme der weinbaulichen Aktivitäten feststellbar, wobei es
sich allerdings häufig um einzelne, mit Pioniergeist bewirtschaftete
Standorte handelt. Neben der Temperatur während der
Vegetationsperiode sind allerdings strenge Winterfröste (kälter als
minus 20 Grad C) und Spätfröste nach dem Austrieb der Reben (Mitte
bis Ende April) für die Einschränkung des kommerziellen Weinbaus in
kühlen Weinbauregionen maßgeblich. Dabei ist es derzeit noch
schwierig, diese Faktoren in eine flächendeckende Hochrechnung der
klimatischen Anbaueignung für Reben miteinzubeziehen.

In den bestehenden Weinbauregionen war das Klima mitentscheidend
dafür, welche Rebsorten sich in den Regionen etablierten. Bei
durchschnittlichen Standzeiten der Weinberge von 45 Jahren (Rheingau)
stellt sich die Frage, ob die derzeit angebauten Rebsorten mit
fortschreitender Erwärmung auch in Zukunft noch geeignet sind. In
Deutschland nehmen frühreifende Rebsorten im Anbau ab und es werden
vermehrt Rebsorten angebaut, die eher aus südlichen Weinbauländern
bekannt sind. Glücklicherweise gehört der in Deutschland beliebte
Riesling ohnehin schon zu den spätreifenden Weißweinsorten und hat
von der Erwärmung profitiert, zählten doch die warmen, trockenen und
sonnenreichen Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit zu den
herausragenden Weinjahrgängen. Das wird deutlich, wenn man das April
bis Oktober Temperaturmittel der Station Geisenheim (Rheingau)
aufzeichnet, wo seit 1885 Wetterdaten erfasst werden. Die als große
Weinjahrgänge klassifizierten Jahre des letzten Jahrhunderts lagen
alle in einem Bereich von 14,9 Grad C bis 17 Grad C, ein
Temperaturbereich indem sich seit der Jahrtausendwende alle Jahrgänge
wiederfinden.

Dieses Thema des Tages basiert auf einem Vortrag von Herrn Hofmann
vom Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau von der
Hochschule GEISENHEIM University, den er im Rahmen der öffentlichen
Veranstaltungen der Deutschen meteorologischen Gesellschaft in
Offenbach hielt.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.05.2017

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