DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
01-05-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 01.05.2017 um 10.30 UTC
Kühl mit schauerartigen Regenfällen und einzelnen Gewittern. An den Küsten
windig. Nächste Woche erneut Kaltlufteinbruch mit Nachtfrost möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 08.05.2017
Am Donnerstag, dem Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach dem IFS des EZMW
ein Höhentiefkomplex direkt über Frankreich und dem westlichen Mitteleuropa.
Hohes Potenzial befindet sich dagegen über dem südöstlichen Europa und vor allem
im Raum Island. Letzteres stützt eine kräftige Hochdruckzone von Island bis
Westrussland, an dessen Südflanke vor allem der Norden Deutschlands in einer
recht kräftigen östlichen Strömung liegt. Ab der Mitte Deutschlands und bis nach
Südeuropa hinein herrscht eine äußerst flache Luftdruckverteilung. Die
Temperatur in 850 hPa liegt zwischen 0 Grad im Norden und 4 Grad im Süden und
damit für die Jahreszeit etwas zu kühl. Dabei herrscht unter dem Einfluss des
Höhentiefs starke Bewölkung vor und es kommt zu schauerartigen Regenfällen.
Dadurch bleibt es tagsüber kühl, nachts aber meist frostfrei.
Am Freitag schwächt sich das Höhentief über Mitteleuropa ab und das Hoch im
Norden sendet einen Keil Richtung Mitteleuropa aus, wohingegen es sich in seinem
Ostteil abschwächt, da ein Trog in Richtung Nordrussland vorstößt. Für
Deutschland bedeutet dies allmählich abnehmende Schauerneigung und etwas erhöhte
Bodenfrostgefahr in der Nacht zum Samstag.
Am Samstag greift ein hochreichendes Tiefdrucksystem auf den Südwesten Europas
über und verbindet sich mit dem Resttrog bei uns, so dass sich in der Höhe eine
zonal ausgerichtete Zone niedrigen Potenzials auf etwa 45 Grad Nord etabliert,
während der Nordwesten Europas weiterhin unter hohem Potenzial liegt. Das Hoch
zieht sich wieder etwas zurück und wir gelangen unter den Einfluss eines flachen
Tiefs über Italien und den Alpen. Dabei sollte sich einigermaßen ruhiges, aber
nicht durchweg freundliches Wetter einstellen. Einstrahlung erwärmt die untere
Troposphäre etwas.
Zum Sonntag steigt das Potenzial über Südwesteuropa wieder und dort steigt auch
der Bodendruck, so dass sich dort ein weit nach Norden (Island) reichender
Rücken aufbaut. Gleichzeitig weitet sich der o.e. Trog über Russland weiter
südwärts aus, so dass die Strömung über Deutschland zunächst auf Nordwest dreht.
Bodennah entwickelt sich über Jütland ein Tief, das nach Polen zieht. Für viele
Niederschläge reicht es dabei noch nicht, allerdings soll tiefe Bewölkung in den
Norden Deutschlands ziehen.
Am Montag kommt dann der Trog mit zunehmender nordöstlicher Bodenströmung rasch
nach Mitteleuropa voran. In 850 hPa erreicht die -5-Grad-Isotherme die
Nordosthälfte Deutschlands bis zum Abend. Das sich zeitweise unter 1005 hPa
vertiefendem Tief über Polen sorgt zusammen mit einem kräftigen Hoch über
Nordwesteuropa vor allem in der Osthälfte Deutschlands für kräftigen Nordwind.
Mit der eindringenden Kaltfront nimmt auch das Niederschlagsgeschehen zu. In
höheren Lagen des Erzgebirges fällt am Nachmittag Schnee. Wo in der Nacht zum
Dienstag der Himmel länger aufklart, gibt es Frost.
In der erweiterten Mittelfrist herrscht zunächst und Trogeinfluss kaltes und
wechselhaftes Wetter. Später verlagert sich der Trog ostwärts und Tiefs über
Südwesteuropa bringen wieder etwas mildere Luft ins Land. Das Hoch zieht sich
Richtung Labradorsee zurück und hat damit keinen Einfluss mehr auf unser Wetter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle Lauf des EZMW ist mit seinen beiden Vorläufen weitgehend
konsistent. Am Sonntag ergeben sich etwas größere Änderungen bei der Verlagerung
eines Niederschlagsgebiets von Südwesten her. Nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf
sollte dieses noch bis zur Mitte Deutschlands vordringen, nach den jüngeren
Läufen nur noch den Süden touchieren. Der Kaltluftvorstoß zu Beginn der
kommenden Woche wird sehr konsistent gezeigt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die vorliegenden Globalmodelle simulieren die Lage bis kommenden Sonntag sehr
ähnlich, insbesondere ICON, GFS und EZMW ähneln sich bis Montag sehr stark. Bei
GFS fällt allerdings der Kaltlufteinbruch zum Montag moderater aus, dafür folgt
am Mittwoch ein weiterer, der aber nur den Norden Deutschlands erreicht. GEM
bringt den Kaltluftvorstoß erst am Dienstag und auch nur im Norden. NAVGEM sieht
die Lage schon am Wochenende etwas anders, indem es eine flache Tiefdruckzone
über Deutschland simuliert und auch den Kaltlufteinbruch noch etwas verzögert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Im Zeitraum Sa, 00 UTC bis Mo, 00 UTC wird das EZMW-EPS auf 4 Cluster verteilt.
Diese zeigen alle den bereits oben beschriebenen Verlauf. Im weiteren Verlauf
werden 3 Cluster gebildet. Alle zeigen einen Trogvorstoß Richtung Mitteleuropa,
allerdings zeigt nur C2 (20 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) den Trogvorstoß
so weit nach Süden wie der Hauptlauf. Die anderen beiden Cluster verlaufen
harmloser und bringen zumindest dem Süden keine Kaltluft (eher GEM-Variante).
Die Rauchfahnen für Erfurt (in etwa die Mitte Deutschlands) zeigen bei der
Temperatur in 850 hPa bis Sonntag kaum Bewegung, der Schwerpunkt der Kurvenschar
liegt zwischen -1 und +4 Grad. Danach wird die Streuung der Kurven größer,
allerdings gehen viele Kurven nach unten, wobei der Hauptlauf mit unter -5 Grad
zu den kältesten Läufen gehört. Die Niederschlagssignale sind anfangs hoch,
erreichen am Samstag ein Minimum und nehmen dann wieder leicht zu. Das
Geopotenzial zeigt bis zum Wochenende eine leichte Anstiegstendenz bei nur
geringem Spread. In der nächsten Woche geht es bei deutlich ansteigendem Spread
nach unten.
Ähnliches zeigt das GFS-Ensemble. Zwar macht der Hauptlauf den starken Rückgang
von Temperatur und Potenzial Anfang nächster nicht mit, allerdings zeigt auch
eine Reihe von Ensemblemitgliedern weit nach unten, z.B. der Kontrolllauf. Ein
Ensemblemitglied (ebenso wie bei EZMW) ist in der Nacht zum Dienstag mit -9 Grad
(in 850 hPa) dabei!
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Dauerregen:
Cosmo-LEPS bringt vor allem am Donnerstag noch in der gesamten Südosthälfte
verstreute Signale bis etwa 20 % für mehr als 30 mm in 24 Stunden. EZMW-EPS
zeigt diese Signale schwächer und auf den südlichen Mittelgebirgsraum
konzentriert. Des Weiteren zeigt das EZMW-EPS sehr geringe Signale für
Dauerregen über 30 mm in 24 Stunden am Sonntag im Südwesten (Schwarzwald,
Allgäu).
Sturm:
Cosmo-LEPS zeigt am Donnerstag im Norden Signale für stürmische Böen, an der
Ostsee teils bis 50 %. Beim EZMW-EPS sind die Signale schwächer.
Nachtfrost:
Während bis zum Wochenende vom EZMW-EPS nur geringe
Nachtfrostwahrscheinlichkeiten simuliert werden, erreichen die Werte in der
Nordosthälfte in der Nacht zum Dienstag (09.05.) 10 bis 30 %. In der Nacht zum
Mittwoch sind es dann in der gesamten Osthälfte und im Mittelgebirgsraum 20 bis
40 %.
EFI:
Der Efi zeigt gegen Ende der Kurzfrist (Di bis Do) deutliche Signale für Regen
in der Mitte Deutschlands. Am Donnerstag wird ein deutliches Windsignal im
Bereich der Ostsee gezeigt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann