DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
24-04-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 24.04.2017 um 10.30 UTC
Unbeständig und kühl, ab dem Wochenende allmählich milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 01.05.2017
Montag, 24. April 2017 - noch sechs Tage, und ein äußerst facettenreicher Monat
geht zu Ende. Während sich in der ersten Hälfte immer mal wieder frühlingshafte
Züge ausmachen ließen und am 1. sogar die erste stärkere Gewitterlage des Jahres
registriert werden konnte, driftete das Ganze dann eher ins Spätwinterliche mit
Schneefällen teils bis ganz runter und knackigen, wenig erwünschten
Nachtfrösten.
Nun, auch zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Donnerstag bleibt uns die
unterkühlte und sehr wechselhafte Witterung zunächst noch erhalten. Ursache ist
ein langgestreckter, von Nordeuropa bis hinunter zur Iberischen Halbinsel
reichender Höhentrog, der sich mit kleinen Schritten südostwärts verlagert und
sich folglich zunehmend über den Vorhersageraum legt. Vorderseitig des Troges
befindet sich im Bodenniveau eine nicht minder umfangreiche Tiefdruckzone, die -
ausgehend von einem Tief über der Karasee (also ganz weit im Norden) - bis zum
westlichen Mittelmeer reicht und von dort bis in den Azorenraum abbiegt.
Eingelagert ist eine schleifende, zur Wellenbildung neigende Luftmassengrenze,
die über den Alpenraum verläuft und dabei (wie auch schon am Mittwoch) den
äußersten Süden und Südosten unseres Landes mit andauernden Niederschlägen
versorgt. Da die Front bzw. Luftmassengrenze Anacharakter aufweist, fallen diese
auf der kalten Seite in die dort lagernde maritim-polare Luftmasse. Entsprechend
niedrig liegt die Schneefallgrenze an den Alpen, je nach Tageszeit und
Intensität ist eine Spanne von 500 bis 800 m anzusetzen.
Im großen Rest Deutschlands entwickeln sich in der polaren Meeresluft (T850
durchweg negativ, im NW um -5°C) verbreitet und besonders tagsüber teils
gewittrige Regen-, Graupel- und Schneeschauer, wobei die Schneefallgrenze bei
etwa 600 bis 800 m anzusiedeln ist.
Am Freitag und Samstag schwenkt der Trog gaaanz langsam über den Vorhersageraum
hinweg ostwärts, so dass sich auch die vorgelagerte Luftmassengrenze allmählich
von uns entfernt. Entsprechend schwächen sich die skalig generierten Schnee- und
Regenfälle im S und SO zunehmend ab, was aber mitnichten ein Ende der
Niederschlagstätigkeit als solche bedeutet. Oder anders ausgedrückt, aus dem
Dauerniederschlag werden Schauer, die auch in den übrigen Landesteilen den
Tagesablauf nicht unerheblich prägen. Erst im Laufe des Samstags, wenn sich von
Westen her ein kurzwelliger Höhenrücken nähert und der Luftdruck auch in
Bodennähe beginnt zu steigen, setzt eine allmähliche Abtrocknung bzw. Dämpfung
der konvektiven Aktivität ein. Dabei beginnt dann auch die Schneefallgrenze zu
steigen auf 1000 m oder sogar darüber.
Am Sonntag legt sich der Höhenrücken unter deutlicher Verkürzung seiner
Wellenlänge (über dem nahen Ostatlantik bzw. UK/Irland bringt sich bereits der
nächste Trog in Stellung) mitten über Deutschland. Der Schwerpunkt des
korrespondierenden Bodenhochs verlagert sich zum östlichen Mitteleuropa, womit
die weiterhin nur schwach ausgeprägte Bodenströmung auf Südost dreht. Damit
gelangt nicht nur ganz unten allmählich mildere Luft zu uns, auch
niedertroposphärisch erwärmt sich die Luft. Bis zum Tagesende geht es im W und S
auf 5-8°C hoch, während der NO noch leicht negativ temperiert ist.
Am Montag greift besagter Trog auf Deutschland über, wo er abtropft und zu einem
Kaltlufttropfen mutiert, der bis Donnerstag mit dem aufkommenden Nordostwind
(markanter Druckanstieg über Skandinavien) in Richtung Südfrankreich gesteuert
wird. Gleichzeitig tropft auch der erste Trog, der uns zuvor passiert hat, über
dem Baltikum aus, von wo aus er nord-nordostwärts zieht. Summa summarum ein
bizarres Strömungsmuster mit zwei "Höheneiern" (bei den Azoren findet man sogar
noch ein drittes) und einem dicken Bodenhoch - der Verfasser wagt an dieser
Stelle die Aussage, dass es so bestimmt nicht kommen wird und die nächsten
Modellläufe bestimmt noch ein paar andere Varianten in petto haben.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des IFS-Modells von ECMF kann bis einschließlich Sonntag als gut
bezeichnet werden. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der für das
kommende Wochenende von Westen her apostrophierte Höhenrücken im aktuellen und
im gestrigen 12-UTC-Lauf mit etwas Verzögerung auf den Vorhersageraum
übergreift. Zuvor - und das ist unstrittig - haben wir es mit kühlem und
wechselhaftem Schauerwetter zu tun; in Richtung Alpen fällt Dauerniederschlag,
teils bis in die Täler als Schnee.
Deutete sich im gestrigen 00-UTC-Lauf für die Zeit ab kommenden Montag noch die
Fortdauer des am Sonntag beginnenden Hochdruckeinflusses an, so ist heute davon
nichts mehr oder nur bedingt noch was zu sehen. Stattdessen soll nun ein
weiterer Trog respektive ein Höhentief von Westen her auf Deutschland
übergreifen, der erneut wechselhaftes und nicht gerade üppig warmes Wetter mit
zeitweiligen Niederschlägen zur Folge hätte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Sieht die Ausgangssituation am Donnerstag in den betrachteten Globalmodellen
noch sehr ähnlich aus, offenbaren sich zum Wochenende doch größere Unterschiede.
Der IFS-Lösung noch am nahesten kommt das amerikanische GFS, das bis Montag nur
wenig abweicht, danach aber stärker auf Hochdruckeinfluss setzt. GEM und ICON
hingegen lassen den Trog abtropfen (südwestlich von uns (ICON) oder sogar über
uns (GEM)) und simulieren das Wochenende im Allgemeinen und den Sonntag im
Speziellen deutlich zyklonaler. Auch UKMO deutet insgesamt ein zyklonaleres
Szenario als IFS und GFS an.
FAZIT: Das verlängerte Wochenendwetter (Montag ist der 1. Mai) ist aus rein
deterministischer Sicht noch völlig unsicher. Vor allem der Sonntag steht auf
der Kippe.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Diese Aussage stützen auch die probabilistischen Vorhersageverfahren. Das wird
schon deutlich, wenn man sich bei ECMF-EPS die Clusterung für Samstag bis Montag
(T+120...168h) anschaut. Satte sechs Cluster stehen auf der Karte (15, 11, 8, 7,
5, 5 Fälle), wobei der Hauptlauf CL 4 zugeordnet wird. Es ist offensichtlich,
dass die Numerik große Schwierigkeiten mit der Modellierung des Höhentroges hat,
der sich ab morgen langsam aber sicher dem Vorhersageraum annähert. Das
Durchschwenken am Samstag a la CL 4 (plus HL) nimmt dabei eine Außenseiterrolle
ein. Favorisiert wird eher ein Abtropfprozess, allerdings mit unterschiedlichem
Timing und verschiedenen räumlichen Ausrichtungen, was die maximale Zahl der
Clusterung erklärt. Fakt ist, dass der Zwischenhocheinfluss am Sonntag
keinesfalls sicher ist. Das wird auch deutlich, wenn man sich die
EPS-Rauchfahnen anschaut, die bis Samstag sehr homogen verlaufen, bevor die
Streuung ab Sonntag zunimmt. Der HL jedenfalls liegt dabei im oberen Bereich des
Potenzial- und Temperaturspektrums. Immerhin ist am Sonntag ein Minimum bei den
Niederschlagssignalen erkennbar.
Im weiteren Verlauf T+192...240h werden ebenfalls sechs Cluster angeboten mit
verschiedenen Strömungsmustern, was eine substanzielle Spekulation an dieser
Stelle gar nicht erst aufkommen lässt. Nur so viel, im Gegensatz zur
deterministischen Lösung treten hier recht viele antizyklonale Szenarien auf.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Das markanteste Ereignis der nächsten Tage ist der Dauerniederschlag südlich der
Donau, vor allem an den Alpen. Bei schwankender Schneefallgrenze zwischen 500
und 1000 m (je nach Tageszeit und Intensität) kommen bis Freitagfrüh in
exponierten Staulagen bis zu 50 cm Neuschnee, in höheren Lagen stellenweise auch
noch darüber. Da der Schnee häufig nass und schwer ist, besteht die Gefahr von
Schneebruch. Mit der Ausgabe von Warnungen ist im Laufe des Dienstags zu
rechnen.
Ansonsten stehen ab Wochenmitte einzelne kurze Graupelgewitter auf der Karte,
Tendenz zum Wochenende nachlassend. In den Nächsten muss bei längerem Aufklaren
mit leichtem Frost oder zumindest Frost in Bodennähe gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit ECMF-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann