DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-04-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.04.2017 um 10.30 UTC



Unbeständig und kühl. Im Süden und Südosten teils ergiebigere Niederschläge, in
höheren Lagen als Schnee. Nachtfrostgefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 29.04.2017


Zu Beginn(Dienstag) schwenkt von Nordwesten ein weit südwestwärts ausgreifender
Trog heran, unter dessen vorderseitiger südwestlicher Strömung anfangs noch
recht milde und leicht instabile Luft das Wetter im Süden und Südosten bestimmt.
Von Nordwesten dringt die Kaltfront eins südskandinavischen Tiefs über
Deutschland südwärts vor und erreicht am Dienstagabend bzw. in der Nacht zum
Mittwoch die Alpen.
Ihr folgt mit nördlicher Strömungskomponente polare Meeresluft.
Trogvorderseitig kommt es im Süden und Südosten, staubedingt insbesondere
entlang der Alpen bis zum Bayerischen Wald zu ergiebigeren Niederschlägen, teils
im grenzwertigen DAUERNIEDERSCHLAGSBEREICH um 30 mm/24h.
In der Höhe schwenkt der angesprochene, langgestreckte Trog über Westeuropa nach
Deutschland und prägt der eingeflossenen polaren Meeresluft allgemein einen
unbeständigen Wettercharakter auf.
Einzelne schauerartige Niederschläge fallen in höheren Mittelgebirgslagen teils
als Schnee, an den Alpen können bei stinkender Schneefallgrenze oberhalb von
etwa 1000-1200 m über die Tage mehr als 30 cm Neuschnee zusammenkommen. Nachts
ist bei Aufklaren Frost möglich, Bodenfrost hier und da sogar wahrscheinlich.
Freitag schiebt sich von Frankreich her langsam ein Hochkeil nach Deutschland
vor, der mit Ausnahme des Südens und Südostens schon zu einer leichten
Wetterberuhigung führt, worauf die MOS-STATISATIK schon mit einer etwas höheren
Sonnenscheinwahrscheinlichkeit reagiert. Die Temperaturen steigen am Tage
geringfügig an.

Samstag festigt sich der leichte Hochdruckeinfluss mit weiterer leichter
Tageserwärmung, die Schauerneigung bleibt gedämpft. Später greift jedoch die
nordatlantische Frontalzone von Nordwesten zumindest auf die Nordhälfte
Deutschlands über, mit feuchter und insgesamt milderer Luft im Gepäck.

In der erweiterten Mittfrist(Sonntag bis Dienstag übernächster Woche)
beeinflussen die frontalen Prozesse zunächst den Norden, während sich von Süden
her der Hochdruckeinfluss zunehmend nordwärts ausweitet. Die Erwärmung schreitet
langsam weiter voran.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue EZMW-Lauf von 00 UTC folgt zunächst recht gut der Spur der
vorangegangenen Modelläufe, wobei sich Mittwoch bis Freitag die Großwetterlage
TRM einstellt.
Zum Ende hin gibt es dann doch gewisse Phasenunterschiede bezüglich des über
Deutschland abwandernden Troges(ENDE TRM), dem nachfolgenden Zwischenhöhenrücken
und der dann von Nordwesten vordringenden nordatlantischen Frontalzone. Diese
würde im neuesten Lauf im Wesentlichen nur den Norden beeinflussen, während nach
Süden hin leichter Hochdruckeinfluss bestehen bleibt.

Erweiterte Mittelfrist: Während vorher das neue atlantische Frontensystem über
Deutschland südwärts vorankommen sollte, wird dieses im neuesten Lauf wieder
allmählich nordwärts zur See hin abgedrängt, und der Hochdruckeinfluss kann
wieder nordwärts Anschluss gewinnen.

Allen Läufen gemeinsam ist die zum Wochenende einsetzende und allmählich
fortschreitende Wiedererwärmung, eine Tendenz, die nicht alle vorliegenden
operationellen Modelle teilen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle bringen zunächst in hinreichend
guter Übereinstimmung Übergang zu TRW.
Alle Modelle deuten dabei im Zeitraum von Dienstag bis Donnerstag im äußersten
Süden ein möglicherweise warnwürdiges Maximum an, in mittelren und höheren
Alpenregionen teils bis zu 50 cm Neuschnee!

Zum Ende hin gibt es aber deutlichere Phasen- und Struktur-Unterschiede:
Nach ICON dringt die nordatlantische Frontalzone bereits Freitag zu Samstag von
Nordwesten her auf Deutschland vor und stößt auf den über dem östlichen
Mitteleuropa verharrenden Höhentief-Dipol.
GFS ist hierbei dem EZMW-Szenario recht ähnlich.
GEM bringt am Wochenende über den Alpen und Norditalien eine CUT-OFF des
mitteleuropäischen Troges, wobei Aufgleitprozesse an dessen Nord-und Westflanke
große Teile Deutschlands erfassen.

Einigermaßen gesichert scheint die Troglage bis Freitag mit wechselhaftem und
kühlem Wetter, stärkeren Niederschlägen an den Alpen.
Wie immer auch der ungesicherte Wetterverlauf im Einzelnen danach aussehen mag,
die meisten deterministischen Modelle setzen am Wochenende in Übereinstimmung
mit den statistischen Verfahren auf eine Milderung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des EZMW-EPS zeigen für den Zeitraum Mittwoch bis Freitag die
Talsohle der Temperaturen bei recht kleiner Schwankungsbreite.
Zum Wochenende weisen die Temperaturkurven dann bei Spreizung des Spektrums
einen deutlichen Aufwärtstrend auf, wobei sich HRES und Kontrolllauf am oberen
Ende des Spektrums manifestieren.
Aus der Niederschlagssignaldichte der südlichen Stationen kristallisiert sich
der mögliche Dauerniederschlag in Alpennähe heraus.

Die Rauchfahnen des GFS-ENS weisen insgesamt ähnliche Trends auf. Die
Temperaturkurven gehen am Wochenende deutlich nach oben, wobei das
GFS-ensemble-Mittel zum Beginn der nächsten Woche etwa den jahreszeitlichen
Erwartungswert erreicht. Interessanterweise liegt das deterministische GFS, ganz
im Gegensatz zu deterministischen EZMW, zu Wochenbeginn am unteren Rand des
Spektrums.
Die Großwetterlagenklassifikation des EZMW-EPS nach Dr. Paul James
signalisieren Donnerstag bis Samstag die Vorherrschaft von TRW, am Mittwoch noch
eine Übergangssituation Wz und HNz.

Die CLUSTERUNG von EZMW-EPS 120-168 h bringt 3 CLUSTER, wobei CL 1 und CL3 mit
je 22 bzw. 14 "representatives" an der Troglage festhalten. Ein knappes Drittel
der MEMBER(CL2) bringt Freitag/Samstag den Abtropfungsprozess über Norditalien.
Der deterministische EZMW-Lauf ist dabei CL 1 zuzuordnen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Während am Dienstag in Bergkammlagen noch ein gewisses Risiko für stürmische
Böen besteht, rückt dann der Parameter NIEDERSCHLAG zunehmend in de Fokus.
Betrachtet man die statistischen Verfahren, so liefert EZMW-EPS Mittwoch und
Donnerstag am Alpenrand nur eine Wahrscheinlichkeit von 10-20% für mehr als 30
mm/24 h, COS-LEPS immerhin 30%.
Bezüglich des Schneefalls liegen die Wahrscheinlichkeiten für mehr als 15 cm
Neuschnee Mittwoch und Donnerstag nach beiden probabilistischen Verfahren bei
jeweils 40-60%
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EPS und MOS MIX/EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel