Thema des Tages

22-04-2017 14:40

Pakistan, Land der Wetterextreme

Pakistan liegt im Nordwesten Vorderindiens und erstreckt sich
zwischen 61° und 77° östlicher Länge sowie zwischen 24° und 37°
nördlicher Breite, damit liegt sein Territorium in der subtropischen
Zone. Die Distanz zwischen den Küsten des Arabischen Meeres im
Südwesten bis zu den Gipfeln des Karakorum-Gebirges im Nordosten
beträgt etwa 1500 km. Geologisch ist das Land zweigeteilt, während
der Osten und Südosten tektonisch zur ?Indischen Platte? gehören,
verläuft im Westen, Nordwesten und Norden die tektonische
Plattengrenze zwischen der Indischen und der Eurasischen
Lithosphärenlatte. Geomorphologisch manifestiert sich diese
Plattengrenze mit einem Gebirgssaum, der im Südwesten (Belutschistan)
am Khirdargebirge (bis 2000 m Höhe) beginnt, im Westen und Nordwesten
mit dem Suleiman- und dem Brahuigebirge (jeweils bis zu 3500 m Höhe)
bis zum Hindukusch (bis 7700 m Höhe) führt und im Norden und
Nordosten mit dem Himalaya (Nanga Parbat, 8125 m Höhe) und dem
Karakorum (Gipfel K2, 8611 m Höhe) endet. Das Indus-Tiefland in der
Südosthälfte des Landes endet im Osten (Punjab) mit der Wüste Thar
und im Süden mit dem "Rann von Kachchh", einem riesigen Salzsumpf.

Diese geografische Lage und seine starke Gliederung in verschiedene
Landschaftsformen, von tief liegenden Küstenstreifen und Flussebenen
über ausgedehnte Hochflächen bis zu den höchsten Bergen der Erde,
lassen auf den ersten Blick eine außerordentliche klimatische
Vielfalt vermuten. Dennoch wird das Klima des gesamten indischen
Subkontinents in erster Linie durch den Himalaya und das Hochland von
Tibet, als Wetterscheide bzw. sommerliche ?Heizfläche? für das
Monsunsystem, sowie das Indus-Ganges-Tiefland mit seinem sommerlichen
Hitzetief dominiert. Das sommerliche Hitzetief über dem Punjab saugt
allerdings neben feuchter Meeresluft auch trockene Luftmassen aus
Vorderasien an. Dadurch verliert die sommerliche feuchte
Monsunströmung im Allgemeinen an Wetterwirksamkeit und die Region
bleibt insgesamt ein trockenes Land. Trotzdem können die
Monsunregenfälle zwischen Juni und September extreme Ausmaße
erreichen, insbesondere dann, wenn eine Wechselwirkung mit kräftigen
Trogentwicklungen der außertropischen Westwindzone auftritt, die den
Norden Pakistans beeinflussen können. Das war beispielsweise bei den
verheerenden Überschwemmungen in den Jahren 2010 und 2014 der Fall.
Im Winter verhindern die weitgehend zonal verlaufenden Gebirgsketten
den Zustrom von Kaltluft aus dem Hochland von Tibet und den Ebenen
Zentralasiens. Durchziehende Kaltlufttröge, sog. Westerly Waves oder
Western Disturbances, können aber im Bergland Schneefälle von
mehreren Dezimetern verursachen, wie man sie sonst nur von den
nordamerikanischen Blizzards kennt.

Das häufigste Wetterextrem Pakistans sind jedoch die ?Hitzewellen?,
die im nordhemisphärischen Frühjahr/Frühsommer gewöhnlich kurz vor
dem Beginn des Sommermonsuns einsetzen und die Region zur heißesten
auf der Erde machen. In diesem Jahr jedoch werden Teile Südasiens
bereits seit einigen Tagen von außergewöhnlicher Hitze heimgesucht.
Verbreitet treten derzeit vor allem im pakistanischen Indus-Tal und
im indischen Rajasthan Temperaturmaxima um 45 °C auf, örtlich stieg
das Quecksilber sogar auf knapp 50 °C. Beispielsweise registrierte
man am vorgestrigen Donnerstag in Jacobabad (Provinz Punjab, 28°38'N,
68°31'E, 55 m Höhe) 48,1 °C; bis heute früh 06:00 UTC waren es in
Nawabschah (Provinz Sindh, 26°15'N, 68°25'E, 37 m Höhe) sogar 49,3
°C. Beispielgebend finden Sie unter
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/04/22.html eine
Karte der aktuellen Temperaturen [°C] der Region vom Donnerstag, den
20.04.2017, 12:00 UTC.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.04.2017

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