DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
20-04-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 20.04.2017 um 10.30 UTC
Meist Troglage. Wechselhaft und für die Jahreszeit zu kühl. In den Nächten
weiterhin Frostgefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 27.04.2017
Am Sonntag liegt Deutschland am Rande eines osteuropäischen Langwellentroges und
somit unter einer nordwestlichen Strömung. Über Island erfolgt eine weitere
Austrogung, dazwischen wird die Strömung vorübergehend antizyklonal deformiert.
Hierdurch setzt sich im Westen und Südwesten vorübergehend Hochdruckeinfluss
durch, wogegen der Nordosten und der Osten noch im Randbereich des o.g. Troges
steht. In weiten Teilen Deutschlands stellt sich daher kühles Schauerwetter ein.
Nur im Westen und Süden sind Auflockerungen häufiger, Schauer gibt es dort nur
selten. Dabei bleibt es an der Küste und in einigen höheren Berglagen windig mit
Wind- und exponiert mit einzelnen stürmischen Böen. In der Nacht zum Montag
besteht bei längerem Aufklaren Frostgefahr.
Am Montag gelangt Deutschland unter einen flachen und sich rasch ostwärts
verlagernden Höhenrücken, wodurch es im Süden und in Teilen der Mitte meist
niederschlagsfrei bleibt. Absinken sorgt dann für Auflockerungen und
Aufheiterungen. Im Bereich eines ausgedehnten Bodenhochs bleibt es dann
windschwach. Im Südwesten und Süden wird die 15 Grad-Marke etwas überschritten.
Allerdings greift von Norden her bereits in der Nacht zum Dienstag ein markanter
Trog auf Westeuropa über. Vorderseitig dreht die Strömung auf Südwest. Die
diesem Trog vorgelagerte Kaltfront erfasst bereits am Dienstagvormittag den
Nordwesten und Westen Deutschlands, wird durch eine Wellenbildung etwas
zurückgehalten und erreicht jedoch bis zum Abend die Alpen. Präfrontal hält sich
noch vergleichsweise milde Luft, aber aufgrund zunehmender Bewölkung und bereits
einsetzender Niederschläge wird nur ganz im Süden und Südosten die 15
Grad-Schwelle noch überschritten.
In der Nacht zum Mittwoch nähert sich der von Skandinavien bis in die Biskaya
reichende Trog. Dieser weitet sich eher nach Südwesten aus, als dass er nach
Osten vorankommt, was die südwestliche Strömung eher noch etwas aufsteilen
lässt. Hierdurch dauern im Süden und Südosten die frontalen Niederschläge an. Ob
dabei Warnschwellen erreicht werden, ist noch nicht sicher.
Bis Mittwochabend gelangt der Nordwesten Deutschlands in den Trogbereich,
wodurch sich im Norden und Westen kühles Schauerwetter einstellt; auch kurze
Gewitter sind nicht auszuschließen. Nach Südosten hin sind weitere Niederschläge
zu erwarten, die aus der längst nach Südosteuropa abgezogenen Front resultieren.
Generell gehen die Temperaturen wieder zurück.
Am Donnerstag greift der Trog zögernd weiter auf Deutschland über, wobei dessen
südlicher Teil zur Iberischen Halbinsel abtropft. Der Südosten verbleibt
unmittelbar an der Vorderseite dieses Troges unter einer südwestlichen Strömung.
Für den Wettercharakter und der Temperaturen ergibt sich somit keine
grundlegende Änderung. In den Nächten zum Mittwoch und Donnerstag kann es bei
längerem Aufklaren leichten Frost oder zumindest Frost in Erdbodennähe geben.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum regeneriert sich der
wetterbestimmende Trog. Das au dem vorherigen Cut-Off-Prozess resultierende
Höhentief verlagert sich ins Ligurische Meer und bringt über Südeuropa eine
Zyklogenese in Gang. Über Osteuropa wölbt sich dagegen ein Höhenrücken auf. Von
diesem erstreckt sich ein Keil bis nach Skandinavien. Hierdurch bildet sich über
Skandinavien ein ausgedehntes Hoch, das sich bis Sonntag zusehends kräftigt.
Zwischen diesem Hoch und tiefem Luftdruck über Süd- und Südosteuropa gelangt mit
einer östlichen bis nordöstlichen bodennahen Strömung weiterhin kühle Luft nach
Deutschland. Erst am Sonntag ist von Südosten her ein Einschub wärmerer, aber
feuchtlabiler Luft vorstellbar. Die Wahrscheinlichkeit für einen derartigen
Warmlufteinschub ist jedoch nicht allzu hoch.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen noch einigermaßen konsistent. Für Montag ergeben
sich bereits deutliche Unterschiede. Das Zwischenhoch, das vom gestrigen 00
UTC-Lauf noch für Montag erwartet wurde, ist bereits seit dem gestrigen 12
UTC-Lauf verschwunden. Schwacher antizyklonaler Einfluss ist dann allenfalls
noch im Süden Deutschlands zu finden.
Der Trog, der nach dem 00 UTC-Lauf des Vortages am Mittwoch auf Deutschland
übergreifen sollte, weitet sich nach der aktuellsten Simulation mehr nach
Südwesten aus, so dass der Südosten bis Donnerstag kommender Woche an dessen
Vorderseite verbleibt. Schauerwetter wird sich bis dahin in diese Gebiete
wahrscheinlich noch nicht so recht durchsetzen. Vor allem zu den Alpen hin sind
dagegen teils länger andauernde Niederschläge zu erwarten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird das Zentraltief über
Skandinavien vom aktuellsten Modelllauf nicht mehr gezeigt. Stattdessen soll
sich ein Höhenkeil aufwölben, was die Entwicklung eines ausgedehnten Bodenhochs
stützt. Bemerkenswert ist der sich über Südosteuropa anbahnende
Warmlufteinschub, den die weiter zurückliegenden Modellläufe nicht im Programm
hatten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Montag zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend
ähnliche Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten. Am Dienstag lassen alle Modelle an der übergreifenden Kaltfront eine
Welle nach Nordosten ablaufen, die von GFS etwas weiter südlich positioniert
wird als nach den anderen Modellen.
Danach lässt bis Donnerstag das Modell des kanadischen Wetterdienstes den Trog
am weitesten nach Südwesten "zurückhängen". Als Ergebnis würde Warmluft (mit
Temperaturen im 850 hPa-Niveau von deutlich über 10 Grad) in den Süden und
Südosten Deutschlands gelangen. Nach GFS greift dieser Trog am raschesten auf
Mitteleuropa über. Hierdurch liegen nach GFS über dem Südosten Deutschlands die
Temperaturen im 850 hPa-Niveau um mehr als 15 K tiefer als nach dem kanadischen
Modell. EZMW (das sich mehr zur kanadischen Variante orientiert) und ICON (das
eher dem GFS ähnelt) liegen dazwischen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum entwickelt auch das Modell des
kanadischen Wetterdienstes ein Hoch über Nordeuropa, das aber nicht so kräftig
ist wie beim EZMW. Zumindest würde dies die Idee eines Warmluftvorstoßes in den
Osten Deutschlands stützen. GFS bringt auch dieses Hoch ins Spiel, aber in
deutlich abgeschwächter Form und zeigt stattdessen einen Kaltlufttropfen, der
sich von der Ostsee her nähert. Eine durchgreifende Erwärmung sieht anders aus.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS folgt der vom deterministischen Lauf beschriebenen Entwicklung.
Selbst im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigen ca. 4/5 der
Einzellösungen der neuesten vier Läufe Temperaturen im 850 hPa-Niveau zwischen 0
und -5 Grad. Der aktuellste Lauf hält dagegen ein Verharren auf einem tieferen
Temperaturniveau für wahrscheinlicher. Von einem Warmlufteinschub von Südosten
her ist nichts zu sehen.
Das EPS des kanadischen Wetterdienstes ist hier etwas "optimistischer", hier
zeigen im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum etwa 2/3 der Lösungen
850-er Temperaturen zwischen 0 und 10 Grad. Dabei werden auch wie beim GFS
deutliche Niederschlagssignale gezeigt.
Das EPS des EZMW stützt die von deterministischen Lauf vorgezeichneten Ablauf.
Ausgangs des erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraumes wird von etwa der
Hälfte der Lösungen ein Bodenhoch über Nord- und Nordosteuropa gestützt, ohne
dass nennenswert Warmluft in den Osten Deutschlands geführt wird. Die andere
Hälfte tendiert zur Variante des GFS. Der deterministische Lauf begibt sich
somit in Bezug auf diesen Warmluftvorstoß in eine Außenseiterrolle, wobei diese
Version nicht einmal von Einzellösungen gestützt wird. Belastbare Signale für
einen Temperaturanstieg am Ende des Vorhersagezeitraumes lassen sich demnach
nicht finden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Sonntag treten wahrscheinlich nur im Nordosten in exponierten Küstenlagen und
auf höheren Berggipfeln sowie später am Tag auch an einigen Abschnitten der
Nordseeküste einzelne stürmische Böen auf. Sonst sind voraussichtlich keine
wetterbedingten Gefahren zu erwarten.
In der Nacht zum Montag muss vor allem im Süden bei längerem Aufklaren leichter
Frost oder zumindest mit Frost in Bodennähe gerechnet werden.
Im Norden frischt der Wind auf, an exponierten Küstenabschnitten sowie auf
höheren Berggipfeln der nördlichen Mittelgebirge gibt es wahrscheinlich erneut
stürmische Böen oder Sturmböen bis Bft 9.
Am Montag sind vor allem in exponierten Küstenlagen an der Ostseeküste und auf
höheren Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge Sturmböen zu
erwarten. Sonst bestehen voraussichtlich keine wetterbedingten Gefahren.
In der Nacht zum Dienstag gibt es wahrscheinlich nur im Norden und im
Mittelgebirgsraum bei längerem Aufklaren leichten Frost oder zumindest
Bodenfrost.
Am Dienstag und am Mittwoch kann es im Süden längere Zeit regnen. Ob dabei
(48-stündig) die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden, ist wenig
wahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschließen. Im Norden und Westen stellt sich
kühles Schauerwetter ein; auch kurze Gewitter sind möglich. In Verbindung mit
kräftigen Schauern oder Gewittern sowie in exponierten Küsten- und Berglagen
besteht Gefahr stürmischer Böen.
In den Nächten ist bei längerem Aufklaren erneut mit leichtem Frost oder
zumindest mit Frost in Erdbodennähe zu rechnen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann