Thema des Tages

13-03-2017 14:40

Gut gerüstet für die Sommersaison

In den letzten Wochen zeigte sich unsere Warnkarte (siehe www.dwd.de
oder in der WarnWetter-App), immer wieder in den buntesten Farben.
Häufig konnte man gelbe und ockerfarbene, vereinzelt auch rote
Gebiete ausmachen und manch einer wird sich gefragt haben, wieso beim
Deutschen Wetterdienst wieder der Farbeimer ausgeleert wurde. Dabei
wurden in den eingefärbten und damit bewarnten Regionen meist
Warnschwellen winterlicher Parameter wie Frost, Glätte oder
Schneefall, aber auch von Wind überschritten. Vergangene Woche
kündigten allerdings einzelne kräftige Gewitter die bevorstehende
konvektive Saison an. Entsprechend lohnt sich bereits jetzt schon ein
Blick auf das sommerliche Warnmanagement, um für die Gewittersaison
gut gerüstet zu sein.

Herrscht ?ruhiges? Wetter vor, erscheint die Warnkarte seit der
Einführung des neuen Webauftritts des DWD in grün, wie man aktuell
(Stand: 13.03.17, 10 Uhr) auf der Warnkarte sehen kann. Es liegen
also keine Wetterwarnungen vor. Werden Warnungen vor Wettergefahren
erforderlich, bedient sich der Deutsche Wetterdienst eines 4-stufigen
Warnsystems:

Stufe 1 erscheint auf der Warnkarte als ?gelbe Wetterwarnung?. Hier
wird vor Wetterentwicklungen gewarnt, die z.B. Gefährdungen für
sensible Infrastrukturen (Windböen) oder Behinderungen im
Straßenverkehr (Nebel) zur Folge haben. Dann muss in der eingefärbten
Region beispielsweise im Nebel mit Sichtweiten unter 150 m oder beim
Wind mit Böen zwischen 50 und 61 km/h (Beaufort 7, abgekürzt Bft 7)
gerechnet werden. Auch Warnungen vor Gewitter können ?gelb? sein.
Diese indizieren dann die Gefahr vor elektrischen Entladungen mit
oder ohne Böen bis maximal 61 km/h.

Die Stufe 2 beschreibt ockerfarbene Warnungen vor ?markantem Wetter?.
Dies können z.B. Starkregen (15-25 l/qm in einer Stunde bzw. 20-35
l/qm in 6 Stunden), Sturmböen (62-88 km/h, Bft 8-9) oder sogar
schwere Sturmböen (89-102 km/h, Bft 10) sein. Auch markante Gewitter
treten dann mit Begleiterscheinungen (schwere) Sturmböen bzw.
Starkregen bzw. kleinkörnigem Hagel (Durchmesser bis etwa 1,5 cm)
auf. Dabei müssen die Schwellenwerte der drei Begleiterscheinungen
nicht alle überschritten werden, es reicht die Erfüllung von nur
einem markanten Kriterium. Nicht vergessen werden darf natürlich auch
der Dauerregen, der sich je nach Andauer und Intensität des Regens
ergibt: 25-40 l/qm in 12 h, 30-50 l/qm in 24 h, 40-60 l/qm in 48 h
oder 60-90 l/qm in 72 h.

Ist die erwartete Wetterentwicklung als ?sehr gefährlich? einzustufen
und verbreitet mit Schäden zu rechnen, kommt die Farbe ?Rot? (Stufe
3) auf der Warnkarte ins Spiel. In den bewarnten Regionen muss dann
mit unwetterartigen Wetterentwicklungen gerechnet werden. Diese
umfassen orkanartige Böen oder Orkanböen (103-140 km/h, Bft 11-12)
oder heftigen Starkregen (25-40 l/qm in 1 h bzw. 35-60 l/qm in 6 h),
wobei diese Warnparameter auch als Begleiterscheinungen von Gewittern
auftreten können. Dabei kann mit der ?roten Karte? (Unwetterwarnung)
dann auch vor Hagelkorngrößen mit einem Durchmesser von über 1,5 cm
gewarnt werden. Was den Dauerregen anbelangt, so müssen
Niederschlagssummen von 40-70 l/qm in 12 h, 50-80 l/qm in 24 h, 60-90
l/qm in 48 h oder 90-120 l/qm in 72 h erreicht werden. Um die
Bevölkerung frühzeitig vor einer mit recht hoher Wahrscheinlichkeit
bevorstehenden Unwetterlage zu warnen, besteht die Möglichkeit der
Herausgabe einer sogenannten ?Vorabinformation Unwetter?. Hierbei
wird jenes Gebiet mit roter Schraffierung markiert, in dem das
Unwetterpotenzial vorhergesagt wird. Die eigentliche Unwetterwarnung
wird dann vor Eintreten des Unwetterereignisses räumlich und zeitlich
enger begrenzt ausgegeben.

Die höchste Warnstufe (Stufe 4) signalisiert ?extremes Unwetter? und
ist farblich mit ?Violett? gekennzeichnet. Dabei sind
lebensbedrohliche Situationen sowie große Schäden und Zerstörungen
möglich. Bei Gewittern muss dann mit extremen Orkanböen (über 140
km/h) bzw. extrem heftigem Starkregen (mehr als 40 l/qm in 1 h bzw.
mehr als 60 l/qm in 6 h) gerechnet werden. Die Hagelkorngrößen
stellen bei dieser Stufe kein eigenes Warnkriterium dar, wenngleich
natürlich auch bei Gewittern der höchsten Warnkategorie Hagelschlag
möglich ist. Werden beim Regen die Schwellenwerte von 70 l/qm in 12
h, 80 l/qm in 24 h, 90 l/qm in 48 h oder 120 l/qm in 72 h
überschritten, so wird vor extrem ergiebigem Dauerregen gewarnt.

Es gibt noch zwei weitere Farben auf der Warnkarte. Damit sind
allerdings nicht noch extremere Unwetter gemeint, vielmehr handelt es
sich dabei um Warnungen vor starker Hitze- bzw. UV-Belastung. Wird an
zwei Tagen in Folge eine gefühlte Temperatur von über 32 Grad Celsius
und in der Nacht eine nur geringe Abkühlung erwartet, so wird eine
Hitzewarnung in ?Helllila? ausgegeben. Die UV-Warnung wird in ?Pink?
in Abhängigkeit von der Region und der für die Jahreszeit typischen
UV-Belastung ausgegeben und beruht auf der erwarteten maximalen
sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung.

Eine ausführliche Übersicht über das gesamte Warnmanagement des
Deutschen Wetterdienstes finden Sie über den ?Mehr
Informationen?-Button unterhalb der Warnkarte auf www.dwd.de.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.03.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst