Thema des Tages
10-03-2017 14:40
Frühlingserwachen im Bienenstock (Teil 2)
In den meisten Regionen Deutschlands konnten die Bienen in der
zweiten Februarhälfte und in den ersten Märztagen nach einem langen
Winter zum ersten Mal den vor Wind- und Wetter schützenden
Bienenstock verlassen. Wie im Thema des Tages vom 08.03.2017
beschrieben, dient dieser erste Ausflug vor allem der Entleerung
ihrer vollen Kotblasen und ist der Startschuss in die nun anstehende
und für das Bienenvolk immens wichtige Frühjahrsentwicklung.
Nach der Phase des Reinigungsfluges beginnt für das Bienenvolk eine
herausfordernde und sehr schwierige Zeit. Die für die sichere
Überwinterung sorgenden Winterbienen müssen jetzt sicherstellen, dass
bis zu ihrem Tod im März, April oder spätestens im Mai bereits genug
junge Sommerbienen erbrütet werden. Gelingt dieser
Generationenwechsel nicht optimal, ist das Volk in seiner weiteren
Entwicklung sehr beschränkt und könnte in seinem Bestehen unter
Umständen sogar gefährdet sein. Damit die von der Königin seit Anfang
des Jahres produzierte junge Brut gut gedeiht, muss diese mit
hochwertigen Pollen versorgt werden. Diese bestehen unter anderem aus
lebenswichtigem Eiweiß und sind die Grundlage für vitale, kräftige
Jungbienen. Dafür erkunden die Flugbienen bei einer entsprechenden
Witterung die Umgebung und suchen nach ertragreichen Pollenquellen.
Einen besonderen Stellenwert haben hierbei die als Pollenstand
bekannten ?Kätzchen? der Sal-Weide, da diese meist die ersten
größeren Pollenmengen des Jahres zur Verfügung stellen. Daher ist es
auch nachvollziehbar, dass das Abschneiden dieser für die Bienen so
wichtigen Nahrungsquellen unterlassen werden sollte!
Einige Imker informieren sich über die aktuelle
Vegetationsentwicklung sehr genau und nutzen auch die phänologische
Daten, die der Deutsche Wetterdienst laufend erhebt (siehe http://www.dwd.de/DE/fachnutzer/freizeitgaertner/2_pflanzenentwicklun
g/_node.html). Daraus lässt sich einerseits der aktuelle
Vegetationsstatus in der jeweiligen Heimatregion bestimmen und
andererseits mittels statistischer Kenngrößen auch für die nahe
Zukunft extrapolieren. Die aktuellen Daten zeigen, dass die Blüte der
Sal-Weide vereinzelt (zum Beispiel am Ober- sowie am Niederrhein)
bereits Mitte bis Ende Februar begonnen hat. Anfang März folgten
lokal Beobachtungen der Blüte am Mittelrhein und im nördlichen
Alpenvorland. Der deutschlandweit erwartete Mittelwert für den
Blühbeginn ist aktuell für den 17. März berechnet und liegt damit im
Bereich des vieljährigen Mittels (1992-2016).
Im März und April ist das Wetter in unseren Breiten gewöhnlich sehr
wechselhaft. Wärmere Perioden wechseln sich unter Umständen mit
windigem und kühlerem Schauerwetter ab. Auch markante Wintereinbrüche
sind zumindest im Bergland noch bis in den April hinein möglich.
Starke und lang anhaltende Kaltluftvorstöße bringen Bienenvölker
besonders beim erwähnten Wechsel von Winter- zu Sommerbienen an deren
Belastungsgrenze. Sollte das Brutnest in seinem Volumen schon stark
zugenommen haben, können die Bienen bei einem starken Absacken der
Temperatur dessen notwendige Temperatur von 34 bis 35 Grad Celsius
nur mit hohem Ressourceneinsatz halten. Zwangsläufig geht damit ein
erhöhter Verbrauch der letzten Wintervorräte einher. Hier kann aber
der Imker die Bienen so gut es geht unterstützen. Ein wachsames Auge
auf das noch im Stock vorhandene Futter ist obligatorisch, bei Bedarf
erfolgt die Zugabe von Futter (z.B. Zuckersirup).
Besonders wertvoll ist es für die Bienenbetreuer, wenn markante
Witterungswechsel schon einige Tage im Voraus prognostiziert werden
können. Für diesen Zweck sei auf die von der Vorhersage- und
Beratungszentrale in Offenbach zur Verfügung gestellte
10-Tages-Prognose (http://www.dwd.de/DE/wetter/vorhersage_aktuell/10-tage/10tage_node.h
tml) verwiesen, die täglich am frühen Nachmittag aktualisiert wird.
Für die nächsten Tage deutet sich an, dass es besonders im Südwesten
viel Sonnenschein und Temperaturen bis zu 16 Grad geben wird. Ab
Samstag setzt sich die Sonne auch in den anderen Regionen mehr und
mehr durch, allerdings wird die 10 Grad-Marke im Nordosten nicht
erreicht. Das ?optimale Bienenwetter? ist demnach eher im Südwesten
und nicht unbedingt im Nordosten zu finden.
Mag. rer. nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.03.2017
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