Thema des Tages
21-02-2017 14:40
Tiefdruckpolonaise
In den nächsten acht Tagen, pünktlich zur fünften Jahreszeit, wird
Deutschland von ganzen sieben Tiefdruckgebieten beeinflusst. Wie bei
einer Polonaise "tanzen" die Tiefdruckgebiete dicht gedrängt
hintereinander vom nahen Nordatlantik nach Europa. Dabei entfalten
sie ihr komplettes Repertoire an meteorologischen
Begleiterscheinungen, wie Sturm, Dauerregen, Tauwetter, Gewitter und
Schnee.
Für viele mögen diese Aussichten ungemütlich erscheinen. Sie haben
aber auch positive Auswirkungen: der reichliche Regen bedeutet eine
Entspannung der Lage für die aktuellen niedrigen Flusspegelstände.
Auch die Landwirte atmen auf, denn bis jetzt waren die Wintermonate
in Deutschland niederschlagsarm.
Schon am gestrigen Montag und in der vergangenen Nacht haben die
Ausläufer des Tiefs "Rolf" (Tief Nummer 1, siehe obige Abbildung auf
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/2/21.html) mit dem
Kern über Südskandinavien Deutschland überquert, wobei die
dazugehörige Kaltfront in Süddeutschland längere Zeit weiterhin aktiv
bleibt und für reichlich Niederschlag sorgt. "Rolf" hat nicht nur
feuchte, sondern auch warme Luft im Gepäck, wodurch die
Schneefallgrenze auf 1800 m ansteigt. Entsprechend hat der Deutsche
Wetterdienst für die südlichen Mittelgebirge und Teile der Alpen eine
Warnung vor Tauwetter bzw. Dauerregen herausgegeben.
Nach "Rolf" folgt am Mittwoch das Tief "Stefan" (Tief Nummer 2).
Auch dieses Tief bringt viel Regen mit, wobei sich der Schwerpunkt
der Niederschläge in die Mitte und den Norden von Deutschland
verlagert. Gleich am Donnerstag, an Weiberfastnacht, folgt aus
Richtung Irland "Thomas" (Tief Nummer 3) nach. Mit "Stefan" und
"Thomas" frischt auch der Wind deutlich auf, so dass vor allem am
Donnerstag mit der Passage der Kaltfront im Flachland örtlich mit
schweren Sturmböen und in den Hochlagen mit Orkanböen gerechnet
werden muss. An der Kaltfront und rückseitig sind sogar einzelne
Gewitter möglich und auch die Schneefallgrenze sinkt in der von
Norden einfließenden kälteren Polarluft vorübergehend auf 1000 m ab.
Nach kurzer Pause kommt am Freitag das nächste, bis heute noch
namenlose Tief Nummer 4. Von Regengüssen, einzelnen Graupelgewittern
bis Sturmböen ist erneut alles dabei. Auch die Schneefallgrenze sinkt
auf etwa 600 bis 400 m, teils auch bis in tiefere Lagen.
Die Abkühlung hält sich aber nicht lange, schon am Samstag greift die
Warmfront eines Tiefs (Nummer 5) bei den Britischen Inseln auf
Deutschland über. Dabei dreht die Strömung wieder auf Südwest und ein
deutlicher Anstieg der Schneefallgrenze ist die Folge. Zudem ist es
auch häufig nass. Die Milderung hält auch am Sonntag und am
Rosenmontag an. Dabei hat Tief Nummer 6 vor allem die Nordwesthälfte
Deutschland fest im Griff, während Süddeutschland von mehr Sonne und
vor allem am Rosenmontag von frühlingshaften Temperaturen (teils über
15 Grad) profitieren dürfte.
Schon am Dienstag erreicht Tief Nummer 7 mit voraussichtlich viel
Regen das Bundesgebiet. So endet der Winter - am 1. März fängt
nämlich der meteorologische Frühling an - wirklich sehr nass. Binnen
neun Tagen, beginnend mit dem gestrigen Montag bis Ende des Monats,
werden in der Fläche verbreitet 20 bis 40 Liter pro Quadratmeter
erwartet. Im Nordwesten von Deutschland können sogar 40 bis 60 Liter
pro Quadratmeter und in den Mittelgebirgen sowie an den Alpen 70 bis
100 Liter pro Quadratmeter zusammen kommen (siehe untere Abbildung
auf http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/2/21.html).
Wenn man bedenkt, dass es bis zum gestrigen Tag im Schnitt nur 26,5%
vom Monatsmittel des Niederschlags gegeben hat, kann mit den
vorhergesagten Mengen das Niederschlagsdefizit zum Teil ausgeglichen
werden. Das ist zwar kein Trost für die "Narren und Jecken", aber mit
der entsprechenden Kleidung kann man sicherlich trotzdem feiern.
Ab dem Wochenende und erst recht Anfang nächster Woche ist die
Vorhersage allerdings mit Unsicherheiten behaftet. Eine gewisse
Hoffnung besteht also noch, dass die Umzüge in den Hochburgen des
Karnevals nicht gänzlich ins Wasser fallen.
Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.02.2017
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