Thema des Tages

19-02-2017 14:40

Winter ade - aber Frühlingshoch wo bist du?

Nachdem der Januar und Februar überwiegend von ruhigem Winterwetter
geprägt waren, kommt nun richtig Schwung in die Wetterküche.

Bis auf wenige Ausnahmen waren im bisherigen Jahresverlauf immer
wieder kräftige Hochdruckgebiete für das Wettergeschehen in
Mitteleuropa und somit auch Deutschland mitverantwortlich. Während
sich in der ersten Januarhälfte die Hochs meist über dem Atlantik von
Island bis zur Iberischen Halbinsel breit machten und somit eine
westliche Strömung weitestgehend unterbanden, dominierten in der
zweiten Januarhälfte sowie im bisherigen Februarverlauf wiederholt
kräftige blockierende Hochdruckgebiete über Nord- bzw. Osteuropa.
Tiefdruckeinfluss mit nennenswerten Niederschlägen trat lediglich
Mitte Januar auf. Insgesamt gab es im gesamten Jänner keine reinen
zonalen Wetterlagen (vgl. Wetterlexikon unter http://bit.ly/2lvE16s).
Stattdessen dominierten an 16 Tagen (52%) die gemischten Lagen um ein
Hoch Mitteleuropa (HM). Auch 9 Tage mit einer reinen meridionalen
Strömung (30%) verhinderten eine typische Westlage, brachten aber
zumindest etwas Niederschlag. Auch im Februar sah es bisher nicht
viel anders aus. Gerade in der ersten Monatsdekade kühlte ein Hoch
über dem Nordmeer bzw. Fernnoskandien mit kalten östlichen Winden den
mitteleuropäischen Raum herunter und blockierte gleichzeitig
Tiefausläufer von Westen. Diese mussten entweder über das Mittelmeer
oder aber das Nordpolarmeer ausweichen. Auch in der zweiten Dekade
fehlte von einer reinen Westwetterlage jede Spur. Doch dies soll sich
jetzt ändern!

Während sich von den Azoren bis zum Schwarzen Meer hoher Luftdruck
breit macht, dominiert von Neufundland bis nach Nordrussland
Tiefdruckeinfluss. Dabei reihen sich nun schon zahlreiche Tiefs wie
an der einer Perlenschnur aneinander. Mit von der Partie sind dort
auch die Tiefdruckgebiete "Rolf" bei Island und "Querkin" über
Finnland. Zwischen dem hohen und tiefen Luftdruck kann sich dabei
eine kräftige westliche Strömung entwickeln, mit der wiederholt
Tiefausläufer vom Atlantik über West- und Mitteleuropa hinweg geführt
werden. Auch bei den prognostizierten Luftdruckverteilungen
(Großwetterlagen) herrscht nun entsprechend der Begriff "West" vor.
Ob nun als reine Westlage oder als gemischte Nordwest- bzw.
Südwestlage, der Weg für eine windige bis stürmische und regenreiche
Periode ist frei.

Den Auftakt macht am heutigen Sonntag, den 19. Februar, eine
sogenannte Kaltfront (vgl. DWD-Wetterlexikon unter
http://bit.ly/2lxQpDC), die das Land von Nordwesten her südostwärts
überquert. Diese schiebt dichte Wolkenfelder mit Regen ins Land.
Vorderseitig herrscht in der Mitte und im Süden des Landes aber
nochmals überwiegend geringe Bewölkung vor, sodass dort die Sonne
gebietsweise noch länger scheinen kann. Doch gerade dieses wärmende
und helle Zentralgestirn werden wir in der kommenden Woche nur selten
und örtlich begrenzt zu Gesicht kommen.

Stattdessen wird ab Montag mäßiger bis frischer und stark böiger
West- bis Südwestwind den Regen über das Land peitschen. Bis Freitag
werden vor allem von der dänischen Grenze bis zur Donau sowie von der
Eifel bis zur Oder kräftige und länger anhaltende Regenfälle
erwartet, die in Staulagen auch ergiebig ausfallen können. Regional
können von Montag bis Freitag über 50 Liter pro Quadratmeter fallen,
örtlich sind bis 100 l/qm möglich. Da die Luft vom Atlantik zu uns
weht, ist diese nicht nur mit viel Wasser angereichert, sondern auch
teils sehr mild. Entsprechend heißt es wohl bis in die höchsten
Mittelgebirgslagen "Winter ade". Stattdessen setzt im Erzgebirge und
Bayerischen Wald Tauwetter ein, sodass es auch dort dem restlichen
Schnee an den Kragen geht.

Der Höhepunkt bei der Windentwicklung könnte dann am kommenden
Donnerstag erfolgen. Somit scheint auch der Start in den
Straßenkarneval (Altweiberfastnacht) wettertechnisch sehr spannend zu
werden. Ein kleinräumiges Randtief soll nach derzeitigem Stand die
Jecken im Westen und der Mitte ziemlich durcheinanderwirbeln. Die
Trendprognosen sind zwar noch unsicher, deuten jedoch stürmische Böen
oder Sturmböen vereinzelt auch schwere Sturmböen bis in tiefere Lagen
an. Im Bergland würden dann möglicherweise sogar orkanartige Böen
oder Orkanböen wehen.

Zum nächsten Wochenende sollen dann wieder ruhigere Zeiten anbrechen.
Von Westen soll sich hoher Luftdruck nach Mitteleuropa ausbreiten.
Mit einer nordwestlichen bis nördlichen Strömung könnte dann aber
zumindest vorübergehend auch wieder deutlich kühlere Luft das Land
erreichen.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.02.2017

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