Thema des Tages

09-02-2017 14:40

Macht CARLOS den Anfang?

Im noch jungen Jahr 2017 gab es bisher nicht allzu viel Grund, über
das Wetter in den Tropen zu schreiben - zumindest wenn man auf die
Entwicklung tropischer Wirbelstürme abzielen wollte. Denn das Jahr
verlief dahingehend noch sehr ruhig: Mit Ausnahme eines eher
schwachen Sturms vor der Küste Nordwestaustraliens gab es über
tropischen Gewässern nichts dergleichen zu verzeichnen. Seit Anfang
Februar kann man nun allerdings eine interessante, durchaus
erwähnenswerte Entwicklung über dem Seegebiet zwischen Mauritius, La
Reunion und Madagaskar verfolgen. Aus einem Gewitterherd heraus
konnte sich dort ein tropischer Sturm ausbilden, der bereits auf den
Namen CARLOS getauft wurde. CARLOS hat durchaus Potenzial, noch zum
ersten tropischen Wirbelsturm des Jahres heranzureifen - also zu
einem Zyklon, wie man tropische Wirbelstürme über dem Indischen Ozean
nennt.

Schon Anfang Februar tauchten auf den Wetterkarten verschiedener
Computermodelle immer wieder, teils auch sehr intensive
Sturmentwicklungen in diesem Bereich auf. Letztendlich scheinen sich
die "schlimmsten" Berechnungen aber nicht zu bewahrheiten, denn die
Entwicklungsbedingungen waren letztendlich doch nicht so günstig, wie
von einigen Wettermodellen angenommen. Immerhin ließen die
atmosphärischen Bedingungen die Entstehung des tropischen Sturms
CARLOS zu, der zurzeit (Donnerstagmorgen) gut 300 Kilometer
südwestlich von La Reunion vor allem an seiner Ostflanke für
Sturmböen sorgt (siehe obere Grafik auf
www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/2/9.html).

CARLOS verlagert sich in den kommenden Tagen langsam südostwärts,
wobei er voraussichtlich schon in der Nacht zum Freitag zur
Höchstform aufläuft. Denn zum einen überstreicht er in diesen Stunden
sehr warmes Meereswasser mit Oberflächentemperaturen um 30 Grad
Celsius, zum anderen ist die Windscherung, also die Änderung des
Windes mit der Höhe, eher gering. Diese beiden günstigen
Entwicklungsfaktoren könnten dazu beitragen, dass CARLOS tatsächlich
Hurrikanstärke erreicht und sich somit "erster tropischer Wirbelsturm
des Jahres 2017" nennen darf. Im Bereich des sehr kleinen Windfelds
von CARLOS sind dann vorübergehend Böen bis Orkanstärke zu erwarten
(siehe untere Grafik auf
www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/2/9.html). Nachfolgend
läuft CARLOS allerdings in eine Region mit wieder kälteren
Meeresoberflächentemperaturen und stärkerer Windscherung, womit eine
Abschwächung vorprogrammiert ist.

Eine Bedrohung für bewohntes Land stellt CARLOS indes nicht dar. Er
bleibt aller Voraussicht nach über Wasser und wird sich daher als
sog. "Fischsturm" seinem unausweichlichen Schicksal ergeben.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.02.2017

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