DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-02-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 06.02.2017 um 10.30 UTC



Vornehmlich antizyklonal geprägte östliche Grundströmung mit vor allem bodennah
winterlich kalten Luftmassen. Weitgehend trocken.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 13.02.2017


Am Donnerstag... lässt sich ein umfangreiches und kräftiges Blockadehoch über
Nordeuropa finden, das sich über große Teile von Osteuropa bis zum Balkan
erstreckt. Im Zentrum über dem nördlichen Skandinavien weist das Bodenhoch einen
Kerndruck von über 1050 hPa auf.

Tiefer Luftdruck befindet sich getriggert durch ein Höhentiefzentrum über dem
zentralen Mittelmeer zwischen Sardinien und Tunesien. Auch über dem nördlichen
Ostatlantik lässt sich tiefer Luftdruck ausmachen. Dabei liegt das Bodentief
achsensenkrecht unter einem stark amplifizierten Höhentrog und weist weder
Entwicklungs- noch Verlagerungstendenzen auf.

Das Vorhersagegebiet liegt auf der Südflanke des kräftigen Blockadehochs in
einer östlichen Anströmung mit der bodennah kalte Luftmassen kontinentalen
Ursprungs herangeführt werden. Allerdings muss durch die weit nach Süden
reichende Achse des Bodenhochs die Kaltluft einen langen Weg nehmen und ist
damit weniger kalt, als wenn diese direkt aus Ost/Nordost kommen würden.

Nichtsdestotrotz muss in den Nächten verbreitet mit Frost, in der Nordosthälfte
zum Teil auch strengem Frost gerechnet werden. Vom Niederrhein über das
Rhein-Main Gebiet bis zum Ober- und Hochrhein gibt es leichte Plusgrade, im Rest
des Landes bleibt es dauerfrostig.

Zu erwähnen wären noch zwei Kaltlufttropfen, einer über dem südlichen Norwegen
und ein zweiter über Frankreich. Beide liegen zwar östlich des
Vorhersagegebietes, die Feuchtefelder sorgen in Richtung Westen allerdings für
zeitweilige Wolkenfelder. Auch sonst gibt es Andeutungen, dass sich gebietsweise
tiefe, hochnebelartige Wolkenfelder halten soll, vor allem über der Mitte und
dem Süden. Niederschlag wird aber allgemein keiner erwartet.

Am Freitag... ändert sich nichts Wesentliches an der Großwetterlage. Das
Blockadehoch verbleibt nahezu ortsfest, sodass der Zustrom kalter Festlandsluft
in Deutschland anhält. Das Mittelmeertief löst sich allmählich auf, während das
atlantische Tiefdruckgebiet durch einen Abschnürungsprozess in der Höhe auch im
Bodendruckfeld in Richtung Iberischer Halbinsel abrutscht. Damit kann sich der
antizyklonale Einfluss weiter in Richtung Westen (Britische Inseln, Island)
ausweiten.

Allerdings lassen sich in der Höhe weiterhin Höhentiefs finden. Während sich das
ein über Frankreich auflöst, wandert das andere von Südnorwegen über den
Ärmelkanal bis nach Frankreich. Daran gekoppelt sind auch weiterhin
Feuchtefelder, die vor allem die Südwesthälfte weiter beeinflussen. Zudem kann
sich auch die bodennahe Feuchteschicht mit hochnebelartiger Bewölkung
gebietsweise weiter halten oder sogar noch ausdehnen.

In diesem Zuge verstärkt sich auch die Inversion mit teils positiven
Temperaturen in 850 hPa über dem Süden des Landes. Nachts muss bodennah je nach
Aufklaren mit leichten bis mäßigen, teils auch strengen Nachfrösten gerechnet
werden. Tagsüber ist die Frage nach Dauerfrost oder leicht positiven Werten
ebenfalls abhängig von der hochnebelartigen Bewölkung bzw. von der Höhenlage.
Auf den Bergen im Süden sind wohl recht sicher positive Werte möglich.

Am Samstag... verlagert sich der Schwerpunkt des Blockadehochs etwas weiter nach
Süden und dehnt sich zudem weiter nach Westen aus. So steigt der Luftdruck
zwischen Schottland und Island weiter an. Die Schwerpunktsachse erstreckt sich
nun zunehmend zonal von den Baltischen Staaten über Südskandinavien bis nach
Schottland.

Tiefer Luftdruck in der Höhe, wie auch am Boden, findet man vor der Iberischen
Halbinsel. Zudem lässt sich auch weiterhin ein Höhentief über dem Ärmelkanal
finden.

Auf das Wettergeschehen in Deutschland haben die angesprochen Verschiebungen nur
bedingt Einfluss. Gebietsweise ziehen Wolkenfelder vorüber, gebietsweise halten
sich auch weiter hochnebelartige Wolkenfelder. Insgesamt deutet sich aber eine
gewisse Abtrocknung an, sodass die Sonnenanteile zunehmen dürften. Zudem lässt
sich ein weiterer Anstieg der 850 hPa Temperatur verzeichnen, was sich auch auf
die Höchstwerte auswirken dürfte, die nun häufiger in den positiven Bereich
steigen. In der Nordosthälfte ist leichter Dauerfrost aber weiter
wahrscheinlich.

Am Sonntag und Montag... setzt sich die antizyklonal geprägt Großwetterlage
fort. Allerdings verschiebt sich der Hochschwerpunkt. Verantwortlich dafür ist
ein eigenständiges Höhenhoch, das vom Seegebiet südlich von Island weiter in
Richtung Südskandinavien verlagert.

Dementsprechend verschiebt sich die Hochachse langsam südwärts und reicht am
Montag von Island über Nord- und Ostsee bis nach Osteuropa. Tiefer Luftdruck
beeinflusst mit seinen Feuchtefeldern Südwesteuropa und hat keinen Einfluss auf
das Vorhersagegebiet.

In mittleren Schichten sind seht trockene Luftmassen wirksam. In tieferen
Schichten hält sich hingegen gebietsweise weiter feuchte Luft mit
Hochnebelgefahr. Nachts bleibt es bei Frost, tags ist es je nach Bewölkung
leicht positiv temperiert oder dauerfrostig ... insbesondere im Nordosten.

In der erweiterten Mittelfrist... verlagert sich das Höhenhoch nach
Zentraleuropa. Das korrespondierende Bodenhoch ist in seiner Ausdehnung schon
enorm. So lässt sich über ganz Europa bodennah kein einziges Tief finden.
Dementsprechend setzt sich die trockene und ruhige Inversionswetterlage fort.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Grunde lässt sich zwischen den verschiedenen ECMWF-Läufen eine gute
Übereinstimmung finden, was die Ausrichtung der Großwetterlage betrifft.

Der Kaltlufttropfen am Freitag über dem Ärmelkanal wird im neuen 00 UTC Lauf
etwas ausgeprägter vorhergesagt, als noch in den Vorläufen. Abgesehen von etwas
mehr Wolkenfeldern in Richtung Westdeutschland hat dies aber keine nennenswerten
Auswirkungen auf den Vorhersageraum.

Im weiteren Verlauf dominiert zwar auch in den Vorläufen Antizyklonalität,
allerdings wird diese Lage des Hochschwerpunktes noch mit größeren
Unsicherheiten vorhergesagt. In den Vorläufen zeigte das ECMWF noch das
zeitweise Übergreifen zyklonaler Störungen aus Nordeuropa, da sich das Hoch
nicht so stark nach Westen ausdehnen konnte und der Schwerpunkt etwas weiter
nach Süden abrutschte. Der neueste ECMWF-Lauf zeigt im Vergleich zu den
Vorläufen, das stärkste Hoch ohne irgendwelche Störungen.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die antizyklonale Prägung der mittelfristigen Großwetterlage lässt sich in allen
Globalmodellen wiederfinden. Dennoch gibt es durchaus größere Unsicherheiten,
was die Ausrichtung und Lage des Hochschwerpunktes betrifft.

So wird der westeuropäische Kaltlufttropfen (Freitag/Samstag) unterschiedlich
stark ausgeprägt prognostiziert. So rechnet das ICON ein viel kräftigeres
Höhentief. Beim GFS ist der Kaltlufttropfen weiter nach Westen in Richtung
Nordsee verschoben. In beiden Fällen würde dies bedeuteten, dass dessen Einfluss
auf Deutschland etwas stärker ausfällt, als vom ECMWF prognostiziert. Mögliche
Niederschläge bleiben aber auch bei diesen Modelllösungen eher gering.

Im Laufe der kommenden Woche werden schließlich verschiedene Lösungen angeboten.
Die Version eines Hochschwerpunktes über dem Mitteleuropa, die vom ECMWF gezeigt
wird, wird längst nicht von allen Globalmodellen geteilt. Während ICON noch
gewisse Ähnlichkeiten aufweist, zeigt GFS ein doch deutlich abweichende Lösung.
Demnach bleibt der Hochschwerpunt weiter nördlich und verläuft von den
Baltischen Staaten bis nach Westrussland. Dadurch würde die recht stramme
östliche Strömung für Deutschland vorherrschend bleiben. Damit verbunden wären
auch deutlich kälter Luftmassen bis -10 Grad in 850 hPa. Zudem ist das Potential
für einen Kaltlufttropfen über Deutschland erhöht.
Nach JMA würde der Tiefdruckeinfluss über Südwesteuropa sich im weiteren Verlauf
mit Niederschlägen bis nach Deutschland ausweiten. Die Kanadier vertreiben den
hohen Luftdruck ebenfalls rasch und zeigen ein Übergreifen der Westdrift, was
angesichts der Ausgangslage allerdings wenig glaubhaft erscheint.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen von Offenbach zeigen bis zum Wochenende einen gebündelten
Verlauf, wobei Haupt- und Kontrolllauf im Bereich des Median verlaufen.
Niederschlagssignale gibt es mittelfristig nur wenige, aber in Einzelläufen sind
diese durchaus präsent, insbesondere auch am Freitag/Samstag mit dem
potentiellen Einfluss des Kaltlufttropfens. Zum Ende des Wochenendes und zu
Beginn der neuen Woche verlaufen Haupt- und auch Kontrolllauf bei Geopotential
und Temperatur in 850 hPa weit am Oberrand des Spreads und stellen zum Teil die
extremste Variante dar. Der Median zeigt ein deutlich niedrigeres Geopotential
und auch eine niedrigere Temperatur in 850 hPa, wenngleich auch im leicht
positiven Bereich.

Das Clustering des ECMWF zeigt für den Zeitraum +120 bis +168 h (Samstag bis
Montag) werde drei verschiedenen Lösungen angeboten, wobei weder Kontrolllauf
(Cluster 2), noch der Hauptlauf (Cluster 3) im am stärksten besetzten Cluster 1
verlaufen. Alle drei Cluster zeigen ein ausgeprägtes Höhenhoch mit jedoch leicht
unterschiedlichen Positionen. Dies wirkt sich auch auf die Lage des Bodenhochs
aus, das nach Cluster 1 und 2 weiter in Richtung Nordost verschoben ist.

Im Zeitraum +192 bis +240 h (Dienstag bis Donnerstag) gibt es vier verschiedene
Lösungsvorschläge. Der Hauptlauf befindet sich dabei im am schwächsten besetzten
Cluster 4 (6 Member). Der stärksten Cluster 1 (16 Member + Kontrolllauf) zeigt
den Hochschwerpunkt weiter über dem nördlichen Europa, ähnlich dem GFS. Dabei
würde auch die Option für Kaltlufttropfen bestehen und das Temperaturniveau
etwas gedämpfter sein. Zudem bestünde die Möglichkeit, dass der
Tiefdruckeinfluss über Südwesteuropa sich weiter in Richtung Deutschland
ausdehnen könnte. Die beiden anderen Cluster liegen irgendwo dazwischen.

Das Ensemble des GFS zeigt beginnend ab dem kommenden Sonntag eine deutliche
Zunahme des Spreads in 850 hPa. Die Version des Hauptlaufes verläuft mit seiner
Variante am Unterrand Spreads. Die Option kalter Luft aus Osten stellt damit
eine Außenseitersituation dar. Niederschlagssignale lassen sich auch im GFS-EPS
kaum finden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mittelfristig Antizyklonalität und
Trockenheit Trumpf sind. Unsicherheiten betreffen die Ausprägung des
Kaltlufttropfens zu Beginn der Mittelfrist bis zum Wochenende. Für die kommende
Woche zeigen die beiden operationellen Läufe von GFS und ECMWF die Bandbreite
der Entwicklungsmöglichkeiten.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Es lassen sich keine markanten Wettergefahren im mittelfristigen
Vorhersagezeitraum finden, wenn man mal von den vereinzelten strengen
Nachtfrösten in der Nacht auf Donnerstag und Freitag absieht.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, ECMWF-EPS, MOS-Mix
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer