DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-01-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.01.2017 um 10.30 UTC



Einsetzende Milderung, vor allem im Westen und Nordwesten zeitweise Regen.
Nachts im Osten und Süden noch leichter Frost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 03.02.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Montag baut sich nach der
Passage eines Kurzwellentroges ein kräftiger Rücken über West- und Mitteleuropa
auf, der das Wetter in weiten Teilen Deutschlands bestimmt. Allerdings greift im
Tagesverlauf die Warmfront eines Tiefs mit Kern nordwestlich der Britischen
Inseln von Westen auf uns über. Sie kommt aufgrund eines blockierenden Hochs
über Osteuropa kaum nach Osten voran. Dabei gelangt mit einer südlichen bis
südwestlichen Strömung mildere Luft nach Deutschland mit Temperaturen in 850 hPa
zwischen 1 und 4 Grad.
Am Dienstag kommt die Achse des Höhenrückens etwas nach Osten voran, insgesamt
bleibt dessen Einfluss auf unser Wetter aber erhalten, wodurch sich auch die
Warmfront allmählich über uns auflöst. Die schwach ausgeprägte Kaltfront des
Tiefs kommt mit weiterer Verlagerung der Rückenachse zwar am Mittwoch noch näher
an den Vorhersageraum heran, sodass der Nordwesten noch zeitweise etwas
Niederschlag bekommt. Sie gelangt aber ebenfalls zunehmend unter antizyklonalen
Einfluss, wodurch sie ihre Wetterwirksamkeit verliert.
Der dem Höhenrücken nachfolgende Höhentrog verläuft bis Mittwochabend über
Westeuropa. Dessen Amplitude wird aber aufgrund eines vom Atlantik nachrückenden
Höhenrückens raschabgebaut, sodass dieser am Donnerstag nur noch in
abgeschwächter Form über die Nordsee hinweg geführt wird und somit nur für
leichte Niederschläge im Westen und Nordwesten sorgt.
Am Freitag gelangt Deutschland zunehmend auf die Vorderseite eines Sturmtiefs
mit Kern nordwestlich der Britischen Inseln. Dadurch kann sich die südliche
Strömung noch weiter verstärken, wobei sich an den Alpen eine Föhnsituation
einstellt. Der zugehörige Höhentrog bleibt zwar über Westeuropa, ein Randtrog
schwenkt aber über die Nordsee und Dänemark hinweg nordostwärts und sorgt
nochmal gebietsweise für leichte Niederschläge.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW kann für das Vorhersagegebiet als gut bezeichnet werden.
Die einsetzende Milderung wird von allen Modellläufen prognostiziert.
Gegen Ende des Vorhersagezeitraums am Freitag lässt die Konsistenz bezüglich der
Position des Sturmtiefs im Bereich der Britischen Inseln nach. Die
Positionsunterschiede haben aber zunächst keinen Einfluss auf unser Wetter, da
wir nach allen Lösungen bis einschließlich Freitag auf dessen Vorderseite in
einer südlichen Strömung verbleiben.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Gleich zu Beginn des Vorhersagezeitraums am Montag wird der nach Osten
abziehende Kurzwellentrog von den Globalmodellen unterschiedlich prognostiziert.
Er ist bei ICON und GFS stärker ausgeprägt und wird am Dienstag über das
südöstliche Mitteleuropa südwärts geführt. Dies hat zum einen zur Folge, dass
die Erwärmung noch nicht soweit nach Osten durchgreift wie bei EZMW, sodass im
Osten und Südosten zumindest stellenweise weiterhin Dauerfrost herrschen würde.
Zum anderen greifen die Niederschläge weiter nach Osten und Südosten aus als bei
EZMW, was wiederum die Wahrscheinlichkeit für gefrierenden Regen in diesen
Regionen erhöht. Nachfolgend greift aber auch bei GFS eine Milderung durch,
während ICON sogar den Kurzwellentrog als Kaltlufttropfen bis Freitag wieder
näher an den Vorhersageraum herankommen lässt.
Unterschiede bestehen auch am Ende der Mittelfrist bezüglich des hochreichenden
Tiefs bei den Britischen Inseln und dem ausgehend von dem Höhentrog über die
Nordsee ziehenden Randtroges, woraus sich auch eine abweichende
Niederschlagsvorhersage ergibt. Signifikante Niederschlagsmengen sind aber nicht
zu erwarten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne für Offenbach auf Basis des EZMW zeigt deutlich die einsetzende
Milderung zu Beginn der neuen Woche, bei gleichzeitig zunehmenden
Niederschlagssignalen, wobei diese am häufigsten am Montag und Dienstag
vertreten sind. Der Höhepunkt der Temperaturentwicklung wird am Freitag mit der
sich verstärkenden südlichen Strömung erwartet. Nachfolgend sinkt die Temperatur
in der erweiterten Mittelfrist wieder ab, wenn sich eine westliche Strömung
einstellt.

Die Clusterung des EZMW zeigt für die Zeiträume t+72 bis 96 und t+120 bis 168
Stunden jeweils fünf Cluster. Die größte Population mit 16 Membern besitzt dabei
jeweils Cluster 1, bei der der Randtrog bis Dienstag über den Norden
Deutschlands hinwegschwenkt und anschließend in abgeschwächter Form über das
östliche Mitteleuropa südwärts zieht. Somit sind auch die Versionen von GFS und
ICON im Ensemble enthalten, weshalb die 10-Tagesvorhersage auf Basis des MOS-Mix
erstellt wird. Der Kontroll- und Hauptlauf des EZMW befinden sich in Cluster
zwei, welches die zweitgrößte Population besitzt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag und Dienstag ist im Osten und Südosten gefrierender Regen möglich.
Zudem sind in einigen Gipfellagen Sturmböen (Bft 8, 9) aus Südwest zu erwarten.
Ab Donnerstag setzt in den Alpen allmählich Föhn ein mit ersten Sturmböen in
exponierten Gipfellagen.

Am Montag können im Westen und Südwesten gebietsweise zwischen 10 und 15 mm
Regen fallen. Im 06 UTC Lauf des ICON-EU wurden die Mengen im Westen deutlich
erhöht mit 24-stündigen Mengen gebietsweise zwischen 20 und 40 mm. Seitens
COSMO-Leps oder EZMW-EPS werden diese Mengen dort nicht unterstützt. Allerdings
zeigt COSMO-Leps als alleiniges Modell erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Mengen
über 30 mm in 24 Stunden im Schwarzwald. Dies hätte in Verbindung mit dem
einsetzenden Tauwetter und des sich daraus ergebenden Niederschlagdargebots eine
markante Tauwetterwarnung zur Folge. Aus jetziger Sicht erscheint eine solche
Warnung aber als eher unwahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger