Thema des Tages

25-01-2017 14:40

Frost und Trockenheit: Flusspegel auf Tauchstation

Skifahren auf frisch präparierten Pisten, Schneeschuhwandern, Rodeln
mit den Kindern - und das alles umgeben von einer durch Schnee und
Reif in strahlendes weiß getauchten Landschaft, die im Kontrast zu
einem mitunter stahlblauen Himmel ein postkartenwürdiges Motiv
abgibt. Selbst die "Wintermuffel" müssen eingestehen, dass die
Wetterlage der vergangenen Tage durchaus attraktive Züge zu bieten
hatte - zumindest wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort
verweilte.

Die Kehrseite der Medaille einer beständigen, winterlichen
Hochdruckwetterlage sind allerdings zweifelsohne die nur rudimentär
ausfallenden Niederschläge. Schon der Start in den Winter verlief
überaus trocken. Gemittelt über die DWD-Wetterstationen fiel im
Dezember nur gut ein Drittel (35 %) der sonst auf Grundlage des
vieljährigen Mittels üblichen Niederschlagsmenge. Nachdem das
Sturmduo ALEX und EGON Anfang Januar für wechselhafteres und
vorübergehend niederschlagsreicheres Wetter sorgte, verstärkte sich
der Hochdruckeinfluss im Laufe der zweiten Januardekade wieder. Nun,
mitten in der letzten Januardekade, machen Tiefausläufer mit
Niederschlägen schließlich wieder einen weiten Bogen um Mitteleuropa.
Das "Hochdruckbollwerk" scheint fast uneinnehmbar. Wenig überraschend
landete im Mittel bisher nur rund die Hälfte (56 %) des
Januar-Niederschlagssolls in den "Töpfen" der Messstationen.

Die anhaltende Trockenheit bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Die
Pegel an den großen deutschen Flüssen gehen nach vorübergehendem
Anstieg Anfang Januar wieder auf Tauchstation. Dabei macht sich nicht
nur das Niederschlagsdefizit bemerkbar, sondern zunehmend auch die
Frostperiode. Bleiben die Temperaturen nämlich für längere Zeit im
Frostbereich, wird zum einen das Wasser der sowieso schon geringen
Niederschläge in Schnee gebunden und zum anderen schreitet die
Vereisung kleinerer Flüsse und Bäche voran. Dadurch verringert sich
der Wasserabfluss zusätzlich, infolgedessen die Pegel großer Flüsse
"auf Sinkflug gehen".

Die Pegel in den Flusseinzugsgebieten von Rhein und Donau befinden
sich größtenteils im Niedrigwasserbereich, zum Teil sogar nahe den
Rekordwerten. So wurde heute Morgen (25.01.) in Düsseldorf
beispielsweise ein Wasserstand von nur 75 cm gemessen. Damit fehlen
lediglich 35 cm zum niedrigsten jemals dort beobachteten Wert (40 cm
am 30.09.2003). Der niedrige Wasserstand beschränkt den Tiefgang und
die Ladefähigkeit der Schiffe, auch wenn sich die Auswirkungen auf
den Schiffsverkehr durch ausgehobene Schifffahrtsrinnen noch in
Grenzen halten. Allerdings sorgen teils starker Eisgang und
zugefrorene Häfen mitunter für größere Einschränkungen. Das
Bemerkenswerte an der aktuellen Niedrigwasserphase ist, dass sie sich
mitten im Winter ereignet. Denn die Jahrestiefststände werden
typischerweise im Herbst erreicht, seltener in trocken-heißen Sommern
(2003) oder in eisig-kalten Wintern (1962).

Bis zum Wochenende ändert sich am hochdruckdominierten,
niederschlagsarmen Wetter wenig. D. h. die Pegel werden weiter sinken
und sich den Rekordwerten nähern. Ob diese letztendlich auch erreicht
werden, bleibt abzuwarten. Immerhin deuten einige Wettermodelle ein
erstes, wenn auch nur zögerliches Übergreifen atlantischer
Tiefausläufer mit Niederschlägen zum Monatswechsel an. Ob uns das
"Hochdruckbollwerk" den Gefallen tut?*

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.01.2017

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