DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

24-01-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 24.01.2017 um 10.30 UTC



Zunächst Hochdruckeinfluss, ab Sonntag zunehmend zyklonaler und ansteigende
Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 31.01.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Freitag liegt Deutschland
am Westrand einer Omega-Struktur um ein abgeschlossenes Höhenhoch über
Nordpolen. Im Westen und Osten zeigen sich weit nach Süden aufgreifende Tröge.
Die Achse des Omegas verlagert sich im Tagesverlauf langsam nach Osten. Somit
greift im Tagesverlauf dichtere mittelhohe und hohe Bewölkung auf den Westen
über. Der Tag bleibt jedoch niederschlagsfrei und nach Auflösung von Nebel ist
es in weiten Teilen des Landes freundlich.

Am Wochenende schwächt sich das Omega ab und wir kommen zunehmend auf die
Vorderseite des westeuropäischen Troges. Daher kommen auch die Tiefausläufer
weiter nach Osten voran und greifen am Sonntag auf unsere Westhälfte über, wobei
es zu Sprühregen kommen kann, was auf den gefrorenen Böden für Glätte sorgt. Die
Tageshöchsttemperaturen steigen am Wochenende wieder über den Gefrierpunkt an.
Nur im Südosten herrscht Dauerfrost.

Am Sonntag erfasst der Höhentrog den Nordwesten und über Benelux kommt es zu
einer Abtropfung. Das entstandene Höhentief, angefüllt mit höhenkalter Luft
teilweise unter -35 Grad, verlagert sich am Montag in die Mitte Deutschlands.
Vorderseitig davon überquert die Front eines flachen Bodentiefs über der Nordsee
unser Land von Nordwest nach Südost. Am Montag verlagert sich das Tief nach
Norddeutschland. Mit der Front greift ein Niederschlagsgebiet auf uns über, was
vor allem im Bergland für Schnee, sonst für Regen sorgt. In den Niederungen
steigen die Temperaturen auf positive Werte, nur im Bergland herrscht weiterhin
Dauerfrost. Am Dienstag schwächt sich das Bodentief über Norddeutschland ab und
vor allem in der Nordhälfte muss weiterhin mit etwas Regen gerechnet werden.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch greifen in rascher Folge
Trog-Keil-Strukturen auf unseren Vorhersagebereich über, die für unbeständiges
Wetter mit etwas Regen und im Bergland für Schnee sorgen. Das Temperaturniveau
steigt weiterhin an und zumindest im Nordwesten bleibt es auch in der Nacht
frostfrei.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Samstag besteht zwischen den Modellen gute Übereinstimmung. Das Übergreifen
des Troges am Sonntag wird vom gestrigen Vorlauf noch in abgeschwächter Form
simuliert, beim gestrigen 00UTC Lauf zeigt sich diese Entwicklung überhaupt
nicht. Auch der Abtropfprozess von Sonntag auf Montag findet in keinem der
Vorläufe eine Entsprechung. Danach simulieren die gestrigen Läufe ein
antizyklonal geprägtes Wetterregime, während der aktuelle Lauf die oben
beschriebene zyklonale West- bis Südwestlage prognostiziert.
Ungewöhnlich ist auch die große Streuung bei der automatischen
Großwetterlagen-Klassifikation nach Paul James, die sich vor allem ab Montag
nächster Woche ergibt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Sonntag besteht eine gute Übereinstimmung zwischen EZMW und den anderen
globalen Modellen. Dann simuliert aber GFS den Höhentrog recht flach und lässt
die Struktur rasch über Norddeutschland ostwärts verlagern. Dagegen hat ICON
auch den Abtropfprozess auf der Karte, der allerdings etwas schwächer ausgeprägt
ist und weiter südlich ansetzt als beim EZMW. Danach setzt sich bei ICON, im
Unterschied zum EZMW, allerdings wieder Potentialanstieg durch.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse liefert schon für Freitag und Samstag insgesamt 6 Cluster,
wobei der deterministische Lauf in Cluster 1 liegt. Allerdings ergeben sich für
unseren Vorhersagebereich kaum Unterschiede. Der darauf folgende Zeitraum von
Sonntag bis Dienstag zeigt auch 6 Cluster, wobei sich der deterministische Lauf
im Cluster 6 mit nur 5 Members befindet. Dies ist auch der einzige Cluster, der
explizit eine Abtropfung simuliert. Somit erscheint die Prognose von EZMW und
ICON für Montag und Dienstag insgesamt eher unsicher. Für die erweiterte
Mittelfrist von Mittwoch bis Freitag werden dagegen nur 2 Cluster gerechnet, die
wie auch vom aktuellen deterministischen Lauf eine Westlage andeuten.

Die Rauchfahne für 50N/10E zeigt ab Freitag einen langsamen Rückgang der T850
auf etwa -5 Grad. Signifikant ist, dass vor Sonntag von keinem Member
Niederschlagssignale gegeben werden. Der Trend beim Potential zeigt eine stetige
Abnahme und dem entsprechen wird es unbeständiger.

Die 850er Temperatur in GEFS liegt ab Mittwoch dann zum Teil deutlich über der
Mittel 1981-2010. Allerdings kann sich die Erwärmung am Boden nach GEFS erst ab
Montag richtig durchsetzen. Dann liegt auch die Minimum- bzw. Maximumtemperatur
über dem Mittel. Bis dahin ist es vor allem am Anfang deutlich kälter. Wie schon
beim EZMW- Ensemble werden auch beim GEFS vor Sonntag kein Niederschlag
prognostiziert.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt für den Osten am Freitag und Samstag Signale für ein im Vergleich zur
Modellklimatologie zu kalten Witterungsabschnitt. Für Freitag und Samstag
simulieren die Ensembles und die Statistik im Südosten noch die
Wahrscheinlichkeit für strengen Frost in Nächten. Spätestens ab Sonntag sollte
dann allerdings im Südosten der Dauerfrost enden bzw. nur noch auf die Berglagen
beschränkt sein.
Mit dem Übergreifen der Tiefausläufer auf den Osten am Sonntag besteht dann dort
auch die Gefahr für ein Auftreten von Glatteis.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich