Thema des Tages

21-01-2017 14:40

Extreme Niederschläge im Mittelmeerraum


Während Hoch "Brigitta" derzeit in Deutschland für ruhiges
Winterwetter sorgt, hält der Tiefdruckeinfluss im westlichen und
zentralen Mittelmeerraum mit teils extremen Niederschlägen weiter an.


Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Tiefdrucktätigkeit in den Herbst-
und Wintermonaten im Mittelmeerraum zunimmt. Wäre das nicht der Fall,
bliebe es in dieser Region extrem trocken. Bemerkenswert ist aber,
dass diese Entwicklungen oft mit teils extremen Starkniederschlägen
verbunden sind. Die Tiefdruckgebiete nehmen auf ihrer Zugbahn über
das auch zu dieser Jahreszeit im Vergleich zum Festland warme
Mittelmeer reichlich Feuchtigkeit auf, die dann in Form enormer
Regenmengen wieder zu Boden fällt. Kommen dann noch eine langsame
Verlagerung der Tiefs und Staueffekte an Gebirgen hinzu, sind die
Auswirkungen entsprechend stärker. In den Wintermonaten kommt es dann
insbesondere in höheren Lagen zu heftigen Schneefällen.

Wie aus zahlreichen Medienberichten zu entnehmen war, sorgen enorme
Schneemassen derzeit insbesondere in Mittelitalien für teils
katastrophale Zustände. Hervorgerufen wurden diese Niederschläge
durch Tief Finjas, das sich am letzten Wochenende über dem
Ligurischen Meer gebildet hat. Es verlagerte sich anschließend unter
leichter Intensivierung südwärts, wo es einige Tage relativ ortsfest
über dem Tyrrhenischen Meer verharrte. Am vergangenen Mittwoch begann
sich das Tief zwar allmählich wieder abzuschwächen, endgültig
aufgelöst hatte es sich aber erst am gestrigen Freitag. Aufgrund der
Ortsfestigkeit des Tiefs kam es von der algerischen und tunesischen
Mittelmeerküste über Teile Italiens bis zur Balkanhalbinsel zu länger
anhaltenden Niederschlägen. Dabei betrugen die Tagessummen vielerorts
zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter. Über drei Tage hinweg
summierten sich die Niederschlagsmengen stellenweise auf über 100
Liter pro Quadratmeter. Am meisten Niederschlag gefallen ist in der
italienischen Region der Abruzzen. So meldete die Station Pescara 187
Liter pro Quadratmeter innerhalb von 72 Stunden. Da der Niederschlag
in höheren Lagen als Schnee fiel, kamen im Apennin enorme
Neuschneemengen zusammen, gebietsweise sogar über 2 Meter. Dabei
hatte es dort bereits Anfang Januar heftige Schneefälle gegeben,
sodass höher gelegene Bergdörfer mittlerweile regelrecht in den
Schneemassen versinken und von der Außenwelt abgeschnitten sind.

Ein weiteres Tief entwickelte sich etwa über der Straße von Gibraltar
und sorgte vor allem an der spanischen Mittelmeerküste und auf den
Balearen für hohe Niederschlagsmengen, die mancherorts zu
Überschwemmungen führten. So wurden beispielsweise in Valencia 131
Liter pro Quadratmeter in 48 Stunden gemessen. Teilweise fiel auch in
Spanien bis in tiefe Lagen Schnee. So konnte man in Alicante laut
Berichten zum ersten Mal seit 90 Jahren einen Strandspaziergang im
Schnee machen.

Eine Entspannung der Wetterlage ist in den nächsten Tagen nicht zu
erwarten. Interessant wird die Entwicklung eines weiteren Tiefs, das
sich vor der Küste Algeriens gebildet hat. Laut den aktuellen
Prognosen wird auch dieses Tief ortsfest verharren und sich erst im
Laufe der nächsten Woche allmählich auflösen. Somit muss rund um das
westliche Mittelmeer mit weiteren Starkniederschlägen gerechnet
werden. Dabei sind bis Mittwoch in einigen Regionen
Niederschlagsmengen über 100, teilweise sogar über 200 Liter pro
Quadratmeter möglich. Aus jetziger Sicht sind solche extremen Mengen
insbesondere an der spanischen und algerischen Mittelmeerküste, auf
Korsika und Sardinien sowie auf Sizilien und in Kalabrien zu
erwarten. Auch in Mittelitalien kommt es zu weiteren Niederschlägen,
die im höheren Bergland als Schnee fallen. Sie werden aber
voraussichtlich nicht so heftig ausfallen wie zuletzt.


Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.01.2017

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