DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
18-01-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 18.01.2017 um 10.30 UTC
Meist ruhiges und kaltes Hochdruckwetter, nachts im Süden strenger Frost. Im
Norden und Osten etwas milder und vor allem ab Wochenbeginn leichte
Niederschläge, örtlich gefrierend, möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 25.01.2017
Über den gesamten Mittelfristzeitraum bleibt der antizyklonale Wettercharakter
im Vorhersagegebiet weitgehend erhalten.
Dabei befindet sich am Samstag eine Höhenantizyklone mit ihrem Schwerpunkt (in
300 und 500 hPa) über der Nordsee. Flankiert wird diese einerseits von einem
umfangreichen Höhentrog über Südwesteuropa, andererseits von einem breit
angelegten Langwellentrog über Nordwestrussland.
Bis Sonntagmittag weitet sich der Trog über Südwesteuropa allmählich nordwärts
aus, wobei sich ein eigenständiges Höhentief über dem Süden der Britischen
Inseln abspaltet. Der nordosteuropäische Langwellentrog kommt allmählich
ostwärts voran und weitet sich über dem Westen Russlands weiter nach Süden aus.
Die Höhenantizyklone wird aufgrund dieser Prozesse nach Osten abgedrängt und
schwächt sich ab, bleibt aber als breit angelegter Höhenrücken, der sich von
Südost- über Mitteleuropa bis zur Ostsee erstreckt, erhalten.
Im Bodenfeld erstreckt sich am Samstag eine Hochdruckzone von der Nordsee quer
über Deutschland hinweg bis zum Balkan, wobei die Achse in etwa über die Mitte
des Vorhersagegebietes hinweg verläuft. Diese schwächt sich zum Sonntag hin über
West- und Mitteleuropa zwar etwas ab, bleibt aber erhalten, wobei sich die Achse
etwas nach Norden bzw. Osten verlagert.
Somit bleibt nördlich der Achse die Zufuhr niedertroposphärisch feuchter und
nicht allzu kalter Nordseeluft in den Norden und Nordosten des Landes am Samstag
noch erhalten, wobei gebietsweise etwas Nieselregen fällt, der zur Mitte des
Landes hin auch gefrieren kann. Am Sonntag wird diese mit der leichten
Nordostverlagerung der Achse ein wenig abgedrängt und es ist auch im Norden kaum
mehr mit nennenswerten bzw. gefrierenden Niederschlägen zu rechnen.
Ansonsten bleibt das ruhige, teils neblig trübe, teils - vor allem auf den
Bergen - sonnige Hochdruckwetter erhalten, wobei es im Süden und in der Mitte
weiterhin Dauerfrost gibt.
Am Montag füllt sich der West-/Südwesteuropatrog allmählich auf. Über
Skandinavien kommt es dagegen erneut zu einer Austrogung. Rückseitig wölbt sich
von den Azoren über die Britischen Inseln hinweg bis nach Südostgrönland ein
markanter Höhenrücken auf, der bis Dienstag, 00 UTC auf die Nordsee und das
westliche Mitteleuropa übergreift.
Das mit dem Skandinavien korrespondierende Bodentief zieht über Nordskandinavien
hinweg nach Nordwestrussland. Die Kaltfront überquert am Montag auch den Norden
und Osten Deutschlands, gefolgt von einem Schwall polarer Meeresluft, wobei aber
nur geringe Niederschläge fallen. Mit dem Höhenrücken verstärkt sich im Laufe
der Nacht zum Dienstag von Südwesten her auch am Boden wieder der
Hochdruckeinfluss.
Am Dienstag weitet sich der Höhenrücken nach Mitteleuropa aus. In weiterer Folge
verlagert sich ein Kurzwellentrog vom Europäischen Nordmeer bis Mittwochabend
über die Mitte Skandinaviens hinweg Richtung Baltikum. Dadurch wird der
Höhenrücken ein wenig nach Westsüdwest abgedrängt und nimmt eine zonalere
Struktur an, kann sich am Mittwoch aber verstärken und bildet ein eigenständiges
Höhenhoch mit Schwerpunkt über Nordwestfrankreich bzw. England aus. Somit stellt
sich eine allerdings antizyklonal konturierte nordwestliche Höhenströmung über
dem Vorhersagegebiet ein.
Im Bodenfeld erstreckt sich am Dienstag eine Hochdruckzone über Nord- und
Ostfrankreich hinweg nach Süddeutschland. Diese weitet sich am Mittwoch bis nach
Südosteuropa aus. Mit Passage des oben genannten Kurzwellentrog werden der
Norden und Osten Deutschlands in der Nacht zum und am Mittwoch erneut vom
Frontensystem eines vom mittleren Skandinavien nach Nordwestrussland ziehenden
Tiefs überquert, wobei dort Niederschläge in Form von teils gefrierendem Regen
auftreten können. Im Süden und Westen bleibt der Hochdruckeinfluss erhalten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Für das Wochenende kann dem aktuellen Lauf des ECMWF eine gute Konsistenz zu
seinen Vorgängern bescheinigt werden. Alle vorliegenden Läufe zeigen den
vorübergehenden Abbau des Höhenrückens über Mitteleuropa und die Ausweitung des
Höhentroges über Südwesteuropa nach Norden bzw. Nordosten.
Die Austrogung über Skandinavien und die Regenerierung des Höhenrückens über
West- bzw. dem westlichen Mitteleuropa bis Dienstag haben ebenfalls alle
Modellläufe auf der Karte. Vor allem nach dem gestrigen 12 UTC- Lauf sollte sich
allerdings der Westeuropatrog retrograd zur Biskaya verlagern, wodurch sich
wiederum bereits am Dienstag ein eigenständiges Höhenhoch über den Britischen
Inseln abspalten kann. Für das Wetter im Vorhersagebereich sind diese
Unterschiede aber kaum prognoserelevant.
Am Mittwoch fährt der aktuelle ECMWF-Lauf allerdings eine nicht ganz so
antizyklonale Variante wie seine beiden Vorgänger. Die Kurzwellenpassage über
Skandinavien war in den gestrigen Läufen noch nicht so im Programm. Dadurch ist
das Geopotentialfeld über dem Norden und Osten des Landes sogar leicht
antizyklonal konturiert und auch die Bodentiefentwicklung über Skandinavien wird
stärker simuliert. Die Folge sind Niederschläge über Nordostdeutschland, die vor
allem der gestrige 00 UTC-Lauf noch nicht auf der Karte hatte, der gestrige 12
UTC-Lauf simulierte deutlich geringere Mengen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis zum Sonntag zeigen alle vorliegenden Modelle eine ähnliche
Wetterentwicklung, signifikante bzw. prognoserelevante Unterschiede lassen sich
so gut wie keine ausmachen.
Die erste schwache Trogpassage über Nord- und Ostdeutschland am Montag bzw. in
der Nacht zum Dienstag wird vom ECMWF noch am markantesten simuliert, das
Vordringen polarer Meeresluft in die Nordosthälfte hat GFS schwächer auf der
Karte, ICON so gut wie gar nicht.
Der am Dienstag erneut nach West- und Mitteleuropa vordringende Höhenrücken
nimmt, genauso wie das Bodenhoch, vor allem im GFS, aber auch im GEM eine
zonalere Position ein als im ECMWF und ist auch am Mittwoch über dem
Vorhersagegebiet noch breiter angelegt. Die Trogpassage über Skandinavien findet
nach beiden Modellen wesentlich weiter nordöstlich statt und tangiert den
Vorhersagebereich nicht mehr.
ICON hat ebenfalls eine etwas zonalere Variante auf der Karte, simuliert
allerdings, ähnlich wie das ECMWF, einen über Mittelskandinavien ostsüdostwärts
hinwegziehenden Kurzwellentrog mit Niederschlägen im Norden und Nordosten
Deutschlands.
Eine etwas abweichende Variante hat das brasilianische Modell CPTEC auf der
Karte, das bereits zu Beginn kommender Woche den Übergang zu einer
antizyklonalen, zu Wochenmitte dann zu einer zyklonalen Westlage simuliert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das Cluster Szenario des ECMWF zeigt im Zeitraum 72 bis 96 Stunden drei Cluster
(27, 20 und 4 Member), die sich für Mitteleuropa kaum unterscheiden.
Auch im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden) verteilen sich die 49
Ensembleläufe, Haupt- und Kontrolllauf auf 3 Cluster (jeweils 22, 18 und 11
Member).
Cluster 1, in dem sich auch der Kontrolllauf befindet, und auch Cluster 3
(inklusive Hauptlauf) verfolgen mit dem "Trogstreifschuss" am Montag und in der
Nacht zum Dienstag über Nord- und Ostdeutschland in etwa die Linie des
Hauptlaufes, wenngleich einige Member wohl einen kräftigeren Trogvorstoß auf der
Karte haben.
Cluster 2 tendiert dagegen zu einer etwas zonaleren Struktur, wodurch der Trog
weiter nördlich ostsüdostwärts zieht und das Vorhersagegebiet nicht weiter
tangiert, was vor allem der vom ICON gezeigten Variante ähnelt.
Für die erweiterte Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) ergibt sich dann ein ganzes
Potpourri von Varianten, die sich auf insgesamt 6 Cluster (jeweils 18, 8, 8, 7,
5 und 5 Member) verteilen. Vor allem Cluster 1 (inklusive Haupt- und
Kontrolllauf), leicht abgeschwächt aber auch Cluster 3 und 6 fahren durchgehend
eine antizyklonale Variante (Cluster 1: HM, Cluster 3: HM, Übergang zu Wa,
Cluster 6: SWa). Cluster 2 zeigt den allmählichen Übergang von HM zu einer
antizyklonal, später zyklonal konturierten Westlage, Cluster 4 den Übergang von
HM zu SWz und Cluster 5 den zu einer zyklonalen Westlage.
In der Rauchfahne für Gitterpunkte im Westen Deutschlands verläuft die 850 hPa-
Temperatur der einzelnen Member am Wochenende recht gleichmäßig in einem Spread
zwischen +3 und -1 Grad, wobei sich Haut- und Kontrolllauf im oberen Bereich
bewegen. Der erste Trogvorstoß am Montag wird dann offensichtlich von einigen
Membern etwas intensiver bzw. weiter nach Westen ausweitend simuliert als vom
Haupt- und Kontrolllauf. Niederschlagssignale sind für die Westhälfte
Deutschlands zwar nur wenig auszumachen, dennoch erweitert sich der Spread der
850 hPa- Temperatur vor allem nach unten, auf etwa +3 bis -7 Grad. Den zweiten
Trogvorstoß in der Nacht zum und am Mittwoch hat dann vor allem der Kontrolllauf
stärker auf der Karte als der Hauptlauf und das Gros der Member. Insgesamt
nehmen die Niederschlagssignale zu und nach Wochenmitte zu.
Die 850 hPa- Temperaturen der GFS-ENS zeigen am Wochenende einen ähnlichen
Verlauf wie die des ECMWF. Zu Wochenbeginn simuliert dagegen über dem Westen
Deutschlands kein einziges Ensemblemitglied Niederschläge und im Gegensatz zum
ECMWF auch kaum einen Rückgang der Temperatur in der 850 hPa-Schicht. Etwas mehr
"kalte" Member und Niederschlagssignale gibt es dann beim zweiten Trogvorstoß am
Dienstag bzw. Nacht zu Mittwoch, allerdings weiterhin weniger als beim ECMWF.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Nach wie vor liefert EFI über Süddeutschland bis zu Beginn kommender Woche
Signale für unterdurchschnittliche Temperaturminima. Diese resultieren aus den
vielfach geringen Bedeckungsverhältnissen über Schneedecke bei gleichzeitiger
bodennaher Zufuhr kontinentaler Polarluft. Somit ist in den Nächten im Süden des
Landes abgesehen in Regionen mit beständigem Nebel bzw. Hochnebel - vielerorts
mit strengem Frost zu rechnen, in einigen Mittelgebirgs- und Alpentälern auch
bis nahe -20 Grad.
Zu Beginn kommender Woche steigt im Nordosten Deutschlands mit dem Übergreifen
schwacher Frontensysteme eventuell wieder das Potential für Glatteisregen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff