DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
16-01-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 16.01.2017 um 10.30 UTC
Meist ruhiges Hochdruckwetter. Im Norden und Nordosten allerdings Glatteis durch
gefrierenden Nieselregen möglich. Im Süden nachts strenger Frost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 23.01.2017
Nahezu der gesamte Mittelfristzeitraum ist geprägt durch die Großwetterlagen
"BM" (Brücke Mitteleuropa) bzw. "HB" (Hoch Britische Inseln).
Am Donnerstag befindet sich eine Höhenantizyklone mit ihrem Schwerpunkt über den
Britischen Inseln. Bis Samstag, 12 UTC verlagert sich der Schwerpunkt allmählich
zur Nordsee, wobei eine leichte Abschwächungstendenz erkennbar ist, was wohl
einer beginnenden kräftigen Austrogung über Nordosteuropa geschuldet ist,
während WLA auf der Vorderseite eines Troges mit Drehzentrum westlich von Island
das Höhenhoch weiterhin stützt.
Im Bodenfeld bestimmt eine umfangreiche Hochdruckzone, die sich von den
Britischen Inseln über Mitteleuropa bis nach Osteuropa erstreckt, das Wetter im
Vorhersagegebiet. Die Achse des Hochs verläuft am Donnerstag in etwa über die
Mitte Deutschlands hinweg ostsüdostwärts. Somit kann in die Nordhälfte
Deutschlands am Donnerstag mit einer westnordwestlichen Höhenströmung mildere
Nordseeluft einsickern, wobei es in Verbindung mit der Warmfront eines
Tiefdruckgebietes über der Barentssee gebietsweise leichte Niederschläge in Form
von Nieselregen geben kann. Voraussichtlich wird nicht überall die kalte
Frostluft ausgeräumt, so dass es gebietsweise auch mit Glatteis zu rechnen ist.
In der Mitte und im Süden des Landes dominiert aber teils sonniges, teils neblig
trübes und kaltes Hochdruckwetter.
Im Laufe des Freitags und des Samstags beginnt die Hochdruckbrücke ein wenig zu
"kippen", wobei die Achse am Samstag, 12 UTC quer über die Mitte Deutschlands
hinweg südostwärts Richtung Balkan verläuft. Somit kann die feuchtere und
mildere Nordseeluft auch in die Osthälfte des Landes vordringen, wobei es
weiterhin stellenweise Nieselregen mit Glatteisbildung geben kann. Dabei
verlagert sich eine frontale Welle im Laufe des Freitags und der Nacht zum
Samstag über das mittlere Skandinavien hinweg südostwärts, beeinflusst das
Vorhersagegebiet aber nicht weiter.
Im Südwesten und Süden dominiert weiterhin ruhiges und kaltes Hochdruckwetter,
dort kann es in allen Nächten strengen Frost geben, auch tagsüber herrscht
verbreitet leichter Dauerfrost, während die Temperaturen im Norden, ab Freitag
auch im Nordosten auf leicht positive Werte steigen.
Am Sonntag schwächt sich das Höhenhoch ab, verläuft aber weiterhin als
langgestreckte Hochdruckbrücke in 500 hPa quer über Mitteleuropa hinweg
südostwärts. Weiter westlich wölbt sich auf der Vorderseite eines Troges über
dem mittleren Nordatlantik knapp westlich der Britischen Inseln erneut ein
Höhenrücken nordwärts auf, verlagert sich allmählich ostwärts und erreicht bis
Montag, 12 UTC die Nordsee.
Im Bodenfeld schwächt sich die Hochdruckbrücke über Mitteleuropa am Sonntag
ebenfalls etwas ab, bleibt aber weiterhin wetterbestimmend und kommt mit ihrer
Achse vorübergehend noch einmal etwas nach Nordosten voran. Die Norddeutsche
Tiefebene verbleibt aber wohl im Einflussbereich milderer Nordseeluft. Ansonsten
ändert sich nur wenig am trockenkalten, gebietsweise aber neblig trüben
Winterwetter.
Am Montag verstärkt sich vorderseitig des zur Nordsee vordringenden Höhenrückens
die nordwestliche Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet. Auch im Bodenfeld
wird die Hochdruckbrücke allmählich nach Südwesten abgedrängt und verläuft mit
ihrer Achse am Montag, 12 UTC über Südwestdeutschland hinweg südostwärts. Somit
dreht die Bodenströmung auch in den mittleren und östlichen Landesteilen mehr
und mehr auf Nordwest, bleibt aber nach Süden zu nur schwach ausgeprägt, so dass
sich nach Osten zu nicht überall die mildere Nordseeluft durchsetzen kann. Die
Warmfront eines Tiefdruckgebietes südwestlich bzw. südlich von Island greift am
Montag auf die Nordsee über, vorderseitig kann es auch im Norden Deutschlands
eventuell zu leichten Niederschlägen kommen, wobei in "Frostlöchern" auch
Glatteisnieseln erneut nicht ausgeschlossen ist.
In der erweiterten Mittelfrist, bis Mitte der kommenden Woche, deutet der
deterministische Lauf des ECMWF den Übergang zu einer zyklonalen West- bis
Nordwestlage an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Insgesamt erweist sich der aktuelle Lauf des ECMWF`s als konsistent zu den
beiden Vorgängerläufen. Bis einschließlich Samstag sind auch im Detail kaum
Unterschiede zu erkennen.
Auch für den Sonntag ergeben sich nur marginale Unterschiede, die kaum
Prognoserelevanz aufweisen. Der aktuelle Lauf simuliert, ähnlich wie der
gestrige 00 UTC-Lauf, die Hochdruckbrücke über Deutschland etwas kräftiger
ausgeprägt als der gestrige 12 UTC-Lauf, der in der Nacht zum und am Montag eher
den Übergang zu einer antizyklonalen Südwestlage bzw. zu "Hoch Mitteleuropa" auf
der Karte hatte.
Für den Montag simulierte der gestrige 00 UTC-Lauf den Übergang zu einer
nordwestlichen Boden- und auch Höhenströmung etwas markanter ausgeprägt als der
aktuelle Lauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis Freitag unterscheiden sich alle vorliegenden Modelle nur um Nuancen von der
weiter oben beschriebenen, vom ECMWF simulierten Entwicklung.
Zum Wochenende ergeben sich dann schon etwas größere Unterschiede, die im Norden
eventuell auch von Prognoserelevanz sein könnten. Sowohl GFS als auch das ICON
und GEM simulieren am Samstag ein Höhentief über Südwesteuropa, das sich am
Sonntag über Westeuropa bzw. dem westlichen Mitteleuropa nach Norden ausweitet
und vor allem nach GFS und ICON im Gegensatz zum ECMWF zu einem Aufbrechen der
Höhenhochbrücke über den Britischen Inseln und Benelux führt. GEM simuliert
diesen Prozess nicht ganz so ausgeprägt.
Auch im Bodenfeld schwächt sich die Hochdruckzone über West- und Mitteleuropa ab
und es kommt bis Sonntag zur Ausbildung einer flachen Tiefdruckrinne über
Südwesteuropa und dem westlichen Mitteleuropa. Das Bodenhoch wird nach
Südosteuropa abgedrängt, wobei sich aber weiterhin ein Hochkeil bis ins östliche
Mitteleuropa erstreckt. Im Zuge dieser Entwicklung dreht die Bodenströmung am
Wochenende auch über Nord- und Nordostdeutschland mehr auf Ost bis Südost und
die Zufuhr milderer Nordseeluft wird gekappt. Stattdessen gelangt bodennah recht
kalte, aber höhenmildere und recht trockene Festlandsluft dorthin. Lediglich GEM
simuliert - ähnlich, aber schwächer ausgeprägt als das ECMWF - weiterhin eine
über die Mitte Deutschlands hinweg laufende flache Hochdruckbrücke.
Zu Wochenbeginn haben ICON und GFS den kräftigen, über die Britischen Inseln bis
Dienstag, 00 UTC zur Nordsee ziehenden Höhenrücken und die damit sich etwas
verstärkende, aber antizyklonal konturierte Nordwestströmung über Deutschland so
nicht auf der Karte, sondern simulieren einen Abtropfprozess über Südwesteuropa
(ICON) bzw. über dem westlichen Mittelmeerraum (GFS). Das dadurch entstehende
Trogresiduum über dem nördlichen Mitteleuropa verlagert sich ohne große
Wetterwirksamkeit allmählich ostwärts. Somit stellen sich über Mitteleuropa
sowohl in der Höhe als auch am Boden schwachgradientige Druckverhältnisse ein,
wobei aber vor allem im Bodenfeld leicht antizyklonal konturiert bleibt. GEM
simuliert den Abtropfprozess deutlich schwächer und lässt dagegen den Trog etwas
kräftiger ausgeprägt über Deutschland hinweg ostwärts ziehen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das Cluster Szenario des ECMWF produziert für den Zeitraum 72 bis 96 Stunden
drei Cluster (jeweils 20, 18 und 13 Member), die sich aber bezüglich der
Wetterentwicklung über Mitteleuropa so gut wie gar nicht unterscheiden. Die
Achse der Hochdruckbrücke am Boden verläuft quer über die Mitte Deutschlands
hinweg ostwärts, wobei die Brücke am Freitag nach Cluster 3 etwas stärker
aufgestellt sich als nach Cluster 1 und 2.
Im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden) verteilen sich die 49
ENS-Läufe, Haupt und Kontrolllauf gleichmäßig auf 2 Cluster (jeweils 26 und 25
Member, Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 2). Cluster 1 zeigt in
etwa die von den meisten externen Modellen simulierte Entwicklung mit dem Abbau
der Hochdruckbrücke über Mitteleuropa von Südwesten her im Laufe des Sonntags
und dem beginnenden Abtropfprozess über dem westlichen Mittelmeer in der Nacht
zum Montag. Cluster 2 repräsentiert dagegen die vom Hauptlauf simulierte
Entwicklung.
Vier Cluster (jeweils 15, 12, 12, 12 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster
4) zeigt die erweiterte Mittelfrist (192 bis 240 Stunden). Cluster 2 und 4
markieren den Übergang zu einer antizyklonalen Südwest- bzw. mehr oder weniger
zyklonalen Westlage. Nach Cluster 1 schwenkt ein Trog vor allem über das
östliche Mitteleuropa hinweg südostwärts, dahinter wölbt sich zu Wochenmitte ein
Hochkeil über Westeuropa auf, der zum Donnerstag hin nach Mitteleuropa schwenkt.
Cluster 3 lässt am Dienstag und Mittwoch einen Höhenrücken über Mitteleuropa
hinweg ostwärts schwenken und zeigt danach - ähnlich wie Cluster 2 - den
Übergang zu einer zunächst eher noch antizyklonal geprägten Südwestlage.
Als Resümee kann gezogen werden, dass die Hochdruckdominanz über Mitteleuropa zu
Beginn kommender Woche wieder endet.
Die Rauchfahnen für Gitterpunkte im Westen Deutschlands zeigen etwa bis zur
Nacht zum Samstag einen in einem zunächst schmalen, vor allem ab Freitag etwas
breiter werdenden Spread verlaufenden leichten Anstieg der Temperatur im 850
hPa- Niveau (-4 bis 0 Grad am Donnerstag, -4 bis +4 Grad am Samstag). Danach
stellt sich eine Stagnation ein, wobei der Spread vor allem am Sonntag und
Montag breiter wird (Montag: -5 bis +5 Grad). Niederschlagssignale tauchen ab
Montag, vor allem aber dann ab Mitte kommender Woche auf.
Einen ähnlichen Verlauf zeigen die ENS des GFS, wobei dem bis zum Freitag
(20.1.) leicht ansteigenden Mittel der 850er- Temperatur am Samstag und Sonntag
ein vorübergehender geringer Rückgang folgt. Bis zum 22.1. simuliert für den
Gitterpunkt Frankfurt kein Ensemblemitglied Niederschläge.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Nahezu im gesamten Mittelfristzeitraum ist nachts im Süden Deutschlands recht
verbreitet mit strengem Frost zu rechnen, wobei die Temperaturen bei klarem
Himmel über Schnee auch bis auf unter -15 Grad sinken können. Erst ab Sonntag
bzw. zu Beginn kommender Woche dürfte sich der Frost bei zunehmender Bewölkung
auch dort abschwächen.
Im Norden und Nordosten kommt es im Einflussbereich feuchter Nordseeluft vor
allem am Donnerstag zu leichten Niederschlägen, meist in Form von Nieselregen.
Dabei wird nicht überall die kalte Festlandsluft komplett ausgeräumt und es muss
mit Glatteis gerechnet werden, wobei unwetterartige Entwicklungen nicht
ausgeschlossen sind. Auch am Freitag und Samstag fällt stellenweise noch etwas
Nieselregen und kann zu Glatteis führen.
Vor allem die deterministischen Läufe insbesondere des ICON simuliert am
Donnerstag im Hochschwarzwald noch Sturmböen aus Ost, auf exponierten Gipfeln
auch schwere Sturmböen, mit allerdings abnehmender Tendenz. Die
probabilistischen Verfahren geben allerdings kaum Hinweise dafür.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff