DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-01-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 14.01.2017 um 10.30 UTC



Hochwinterlich kalt mit häufigem Dauerfrost, aber nur wenig Niederschlag.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 21.01.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Dienstag hat sich nach dem
aktuellen EZMW-Lauf von 00 UTC ein Höhenrücken vom Atlantik mit seiner
Längsachse über die Britischen Inseln in Richtung Skandinavien aufgewölbt. Dem
gegenüber liegt ein Langwellentrog, der ausgehend vom westlichen Russland bis
ins westliche Mittelmeer reicht und der in seinem Südwestteil Abtropftendenzen
aufweist. Diese Konstellation lässt sich auch am Boden wiederfinden. So stützt
der Höhenrücken eine Hochdruckbrücke, die von den Britischen Inseln bis zur
Ukraine reicht. Weiter südlich hat sich über dem zentralen Mittelmeer ein Tief
ausgebildet. Aus dieser Konstellation rührt für Deutschland eine nordöstliche
Strömung, mit der kalte Kontinentalluft einfließt. Bei 850 hPa-Temperaturen von
-5 bis -10 Grad ist mit Ausnahme der Küstengebiete fast überall Dauerfrost
angesagt.

Am Mittwoch wölbt sich der Höhenrücken in Richtung Ostsee auf, wobei seine Achse
ein wenig nach Südosten hin kippt. Gleichzeitig stößt der weiter im
Abtropfprozess befindliche südwestliche Teil des Langwellentrogs weiter zur
Iberischen Halbinsel vor. Er entwickelt mit 2 Kernen eine Dipolstruktur. Der
östliche Kern dieses Dipols stützt weiterhin das Bodentief über dem zentralen
Mittelmeer. Die Hochdruckbrücke ist immer noch vorhanden, bekommt aber auf ihrer
Nordseite eine Schwachstelle. Dort können die Ausläufer eines zur Barentssee
ziehenden Tiefs nach Süden hin an Raum gewinnen und erfassen dabei auch den
Norden Deutschlands mit feuchter und milderer Luft (T850 hPa knapp über 0 Grad).
Leichte Niederschläge sind die Folge, die zunächst meist als Schnee fallen,
später teils als gefrierender Regen. Im Norden steigt die Temperatur knapp über
0 Grad, während sonst weiterhin Dauerfrost herrscht.

Am Donnerstag wandelt sich der Höhenrücken in ein Höhenhoch mit Zentrum über
Schottland um. Gleichzeitig liegt von der Iberischen Halbinsel bis ins zentrale
Mittelmeer das nun abgetropfte Höhentiefsystem mit Kernen über Portugal und
Süditalien. Daraus ergibt sich eine klassische "High-over-Low"-Wetterlage.
Allerdings wird die Schwachstelle an der Nordseite der Hochdruckbrücke noch
größer. So können in Auflösung befindliche Ausläufer des Tiefs über der
nördlichen Barentssee in Kombination eines zum Nordmeer ziehenden Tiefs noch
weiter bis in die Mitte Deutschlands vordringen. Die leichten Niederschläge
lassen unter dem Absinken des Hochs allerdings größtenteils nach. Die etwas
mildere Luft sorgt im Nordwesten für Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt,
in den übrigen Regionen bleibt es beim Dauerfrost.

Am Freitag ändert sich an der Großwetterlage nicht allzu viel. Das Höhenhoch
"kippt" etwas nach Südosten, während das Höhentiefsystem dafür etwas nach
Südwesten abgedrängt wird. Zwar dringt die mildere Luft mit Temperaturen über 0
Grad in 850 hPa bis in den Süden Deutschlands vor (im Norden können sogar über 5
Grad erreicht werden), auf die Temperaturen in der Grenzschicht unterhalb der
Inversion wirkt sich das aber kaum aus. So werden nur im Norden und Nordwesten
leichte Plusgrade erreicht, ansonsten kann weiter von Dauerfrost ausgegangen
werden.

Am Samstag kippt das Höhenhoch weiter nach Südosten hin und wird dabei schmaler,
weil nördlich davon ein Langwellentrog nach Südosten hin durchschwenkt und das
Höhentiefsystem auch von Südwesten dagegen hält. Zudem nimmt das Höhenhoch
wieder mehr die Form eines Rückens an. Am Boden ist die Hochdruckbrücke nun von
den Britischen Inseln bis zur Türkei zu finden. Im Norden Deutschlands weist sie
erneut eine kleine Schwachstelle auf, sodass dort etwas Schnee oder teils
gefrierender Regen fallen kann. Trotz der milderen Luft in 850 hPa macht die
Milderung am Boden nur wenig Fortschritte, in der Mitte und im Süden sollten die
Temperaturen immer noch im negativen Bereich verweilen, im Norden können leichte
Plusgrade erreicht werden.

In der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag löst sich der Höhenrücken auf und das
Höhentiefsystem kann nach Mitteleuropa vorstoßen. Damit nimmt die Zyklonalität
zu und die Temperaturen steigen leicht an, sodass der Dauerfrost in den Südosten
des Landes zurückgedrängt wird. Im Norden ist auch etwas Regen oder Schneefall
möglich, viel Niederschlag ist mit dieser Entwicklung ansonsten aber immer noch
nicht verbunden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Großen und Ganzen wurde am gestern entworfenen Szenario nicht wesentlich
gerüttelt. Dennoch gibt es bereits ab Mittwoch Unterschiede, die für Deutschland
durchaus relevant sind, von daher kann man ab dann nicht mehr von einer guten
Konsistenz sprechen. So greifen Tiefausläufer am Mittwoch von Norden her auf
Deutschland über, damit verbunden treten leichte Niederschläge auf, die der
gestrige 00 UTC-Lauf noch nicht im Programm hatte, der gestrige 12 UTC-Lauf aber
schon (und auch der gestrige 00 UTC-ICON-Lauf). Ab Donnerstag kippt das
Höhentief dann schon nach Südosten hin in Richtung Mitteleuropa ab, um sich dort
anschließend wieder in einen Höhenrücken umzuwandeln und nachfolgend aufzulösen.
In der gestrigen 00 UTC-Variante sollte dies weiter östlich und später
vonstattengehen, womit das Höhentiefsystem von Südwesten her an uns herangerückt
wäre und zumindest gebietsweise leichte Niederschläge aufgekommen wären. Nach
dem heutigen 00 UTC-Lauf scheint das Höhentief erst ab Montag bei uns Fuß zu
fassen, sodass bis Sonntag (außer im Norden) kaum Niederschläge auf dem Programm
stehen. Zwar werden mit der neuen Variante auch um etwa 5 Kelvin höhere
Temperaturen in 850 hPa simuliert, auf die Temperaturen in 2 m wirkt sich das in
der ruhigen Grenzschicht aber kaum aus. Der gestrige 12 UTC-Lauf zeigte ab
Donnerstag sogar eine noch etwas weiter südwestlich gelegene Variante des
Höhenhochs/Höhenrückens. Auch damit wären weniger Niederschläge verbunden
gewesen als mit der gestrigen 00 UTC-Version.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON und GFS belassen die Tiefausläufer und die dadurch auftretenden
Niederschläge an der Nordseite der Hochdruckbrücke am Mittwoch außerhalb von
Deutschland. Interessanterweise war es gestern beim ICON im Vergleich zum EZMW
genau umgekehrt. Anschließend kippt beim ICON das Höhenhoch nicht so deutlich
nach Südosten ab, was auf das Wetter in Deutschland jedoch kaum Einfluss hat.
Beim GFS verbleibt das Höhenhoch ab Donnerstag vor den Britischen Inseln, ohne
nach Südosten hin abzukippen. Aber auch dies ist kaum relevant für das Wetter in
Deutschland. GEM sagt am Mittwoch keine Niederschläge vorher, dafür wird das
Höhenhoch ab Samstag nach Westen herausgedrängt und ein Kurzwellentrog steuert
vom Atlantik auf Mitteleuropa zu. Demzufolge würden am Wochenende Niederschläge
aufkommen (im Norden Regen, im Süden Schneefall). NAVGEM bevorzugt am Mittwoch
die Niederschlagsvariante. Anschließend wölbt sich der Rücken bis nach Polen
auf, sodass die Hochdruckbrücke bei uns wirksam bleibt und kaum mit
Niederschlägen zu rechnen ist. CMA wiederum sagt am Mittwoch Regen und Schnee im
Norden vorher, danach kippt der Höhenrücken nach Bulgarien hin ab, ohne
zwischendurch in die Höhenhochphase überzugehen. Am Nordrand der Hochdruckbrücke
könnten dann im Norden neuerlich Niederschläge zum Wochenende hin aufkommen. Bei
CPTEC gibt es ab Mittwoch von Nordwesten her Niederschläge, weil der Höhenrücken
die ganze Zeit nur westlich von uns verbleibt und so Ausläufer nördlich von uns
gelegener Tiefs im Wochenverlauf auch auf den Süden Deutschlands übergreifen
können (im Nordwesten Regen, im Südosten Schneefall).
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 850 hPa-Temperatur-Rauchfahnen des EZMW-Ensembles zeigen für diverse
deutsche Städte bis zum Dienstag eine enge Bündelung bei auf -9 bis -12 Grad
absinkender Temperatur. Danach erfolgt bis zum Freitag ein Anstieg auf 0 bis 5
Grad, wobei der Spread langsam zunimmt. Anschließend verharrt das
Temperaturniveau auf diesem Plateau unter noch etwas zunehmendem Spread. Ab
Sonntag sind einige deutlich kältere Lösungen präsent. Beim 500 hPa-Geopotenzial
erfolgt bis zum Donnerstag ein Anstieg auf etwa 560 gpdam, danach geht es
langsam wieder abwärts. Der Spread öffnet sich vor allem ab Mittwoch, ab Sonntag
existieren einige deutlich niedrigere Lösungen. Niederschlagssignale sind ab
Dienstag kaum vorhanden. In nördlich gelegenen Städten gibt es am Mittwoch einen
kleinen Peak, sonst sind allgemein ab dem Wochenende wieder kleine Ausschläge
vorhanden.

Die Clusteranalyse liefert für t+120-168h (Donnerstag, 00 UTC bis Samstag, 00
UTC) 2 Cluster (32 und 19 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf in C1). C1
entspricht obiger Lösung, C2 dagegen bringt das Höhenhoch weiter südlich. Damit
würde im Nordosten Deutschlands Tiefdruckeinfluss aufkommen. Bei t+192-240h
(Sonntag, 00 UTC bis Dienstag, 00 UTC) gibt es 3 Cluster (21, 18 und 12
Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf in C1). C1 entspricht erneut der obigen
Lösung. Bei C2 wird das Höhenhoch nach Westen abgedrängt (ähnlich der
GFS-Lösung), womit im Nordosten Tiefdruckeinfluss vorherrscht. C3 lässt das
Höhenhoch nach Südosten abwandern und einen Trog von der Nordsee
hereinschwenken. Diese vollends zyklonale Lösung wäre auch mit der Zufuhr
deutlich milderer Luftmassen aus West bis Südwest verbunden.

Als Fazit lässt sich sagen, dass der Mittwoch Unsicherheiten birgt. Es stellt
sich die Frage, ob der Niederschlag in den Norden Deutschlands kommt oder nicht.
Wie schon gestern tendiert die leichte Mehrheit zur "nassen" Lösung, allerdings
mit umgekehrten Vorzeichen bei EZMW und ICON. Ob dem EZMW mehr Vertrauen zu
schenken ist, bleibt abzuwarten. Anschließend ist ab Donnerstag unsicher, was
mit dem Höhenrücken/Höhentief geschieht. Bis zum Freitag scheint jedoch die
Hochdruckdominanz mit gebietsweisem Dauerfrost relativ sicher, während danach
allmählich wieder Niederschläge möglich sind und der Dauerfrost sich außer im
Nordwesten des Landes vermutlich bis in das Wochenende hinein "rettet".
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI ist bis zum Donnerstag, ab Freitag dann noch im Süden mit Signalen für
unterdurchschnittlich kalte Temperaturen ausgestattet, wobei die Werte zum Teil
sogar 1.0 erreichen. Das bestätigt die hochwinterlich kalte Phase mit
Dauerfrost, die ab Freitag allerdings von Norden her abgebaut werden kann. In
den Nächten ist vor allem im Süden und Osten strenger Frost wahrscheinlich, über
Schnee kann es dort unter -15 Grad kalt werden.

Darüber hinaus ist am Mittwoch im Norden und Nordwesten leichter Schneefall oder
gefrierender Regen möglich.

Zudem muss im höheren Schwarzwald von Dienstag bis Donnerstag mit Sturmböen Bft
8 bis 9 gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-EPS. Am Mittwoch aufgrund der möglichen Niederschläge
hauptäschlich nur EZMW-MOS und EZMW-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler