Thema des Tages
28-12-2016 14:40
Nasskalter Jahreswechsel in Südosteuropa
Während man hierzulande weiter auf den Winter warten muss, so ist es
doch zumindest in Teilen Europas recht winterlich. Dabei sticht
besonders der Südosten des Kontinents ins Auge. Die Konstellation der
Großwetterlage zeigt am heutigen Mittwochmorgen ein umfangreiches
Tief über Westrussland, dessen Einfluss bis zum Schwarzen Meer
reicht. Als "Gegenspieler" fungiert ein Hoch über Westeuropa.
Dazwischen hat sich eine stramme nördliche Strömung eingestellt,
womit Kaltluft polaren Ursprungs aus der Barentssee angezapft und
ohne Umwege über das Baltikum bis zur Ägäis und dem Marmarameer
transportiert werden kann (siehe Grafik oben). Da die Luftmasse auf
diesem immerhin rund 3000 Kilometer langen Weg über vielfach
schneebedeckte Oberflächen streicht, hält sich deren Umwandlung hin
zu einer wärmeren Luftmasse in Grenzen.
Beim Auftreffen der frostigen Luft auf die vergleichsweise warmen
Wassertemperaturen von immerhin noch 13 bis 18 Grad zwischen Adria,
Ägäis und Zypern sowie einer günstigen Höhenströmung kann sich dabei
aktuell im Raum Kreta ein Tief entwickeln. Dieses wird sich in den
kommenden Stunden weiter vertiefen, nordostwärts ziehen und sich für
die letzten Tage des Jahres 2016 über dem westlichen Teil des
Schwarzen Meeres einnisten. Dadurch hält nicht nur der Zustrom der
ehemals polaren Kaltluft an, auch der Wind legt ordentlich zu, sodass
insbesondere am morgigen Donnerstag (29.12.2016) verbreitet mit
Sturmböen um 80 km/h (Bft 9), exponiert in freien Küstenlagen auch
mit orkanartigen Böen um 110 km/h (Bft 11) gerechnet werden muss.
Aufs Wasser sollte man sich also definitiv nicht begeben.
Auch in den Metropolen wird die Silvesternacht nasskalt "über die
Bühne gehen". In Istanbul sind bei Temperaturen nur wenig über dem
Gefrierpunkt einzelne Schneeschauer möglich. Im Vorfeld kann es
zeitweise auch richtig weiß werden. Selbst in der griechischen
Hauptstadt Athen sind zeitweise nasse Flocken möglich, im
Landesinneren wird es in den Hochlagen bei Dauerfrost sogar richtig
winterlich (siehe Grafik unten).
Derweil müssen sich die Winterfans hierzulande weiter in Geduld üben.
Immerhin bekommen die Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge aktuell
ein dünnes weißes "Häubchen". In den kommenden Tagen stellt sich
unter Hochdruckeinfluss wieder sonniges und recht mildes Wetter auf
den Bergen und teils nebliges Wetter im Flachland ein. Während es an
der See weitgehend frostfrei bleibt, kann es in exponierten Tallagen
Süddeutschlands teils strengen Frost um minus 10 Grad geben. Zum
Neujahrstag kündigt sich eine Umstellung der Großwetterlage hin zu
nasskaltem Wetter mit Schneeoptionen bis in tiefe Lagen an. Es wird
also spannend!
Übrigens: "Des einen Leid, des anderen Freud". Spätestens dann findet
das winterliche Intermezzo in Südosteuropa sein Ende, sodass das
Thermometer bei zeitweiligem Sonnenschein in Istanbul wieder auf 10
Grad und in Athen 15 Grad ansteigt.
Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.12.2016
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