DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-12-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.12.2016 um 10.30 UTC



Wechselhaft und windig, an den Küsten und im Bergland stürmisch. Relativ mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 26.12.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Donnerstag stellt sich die
Großwetterlage um hin zu einer Westwetterlage. Der zuvor noch für weite Teile
Mitteleuropas wetterbestimmende Höhenrücken wird durch tiefes Geopotential nach
Osten abgedrängt, das in weiterer Folge weite Teile Nordeuropas überdeckt. Dabei
zieht in der Nacht zum Freitag ein erster Randtrog nebst zugehörigem Bodentief
relativ rasch von der Nordsee über den Norden Deutschlands hinweg ostwärts. Mit
Passage der zugehörigen Kaltfront gelangt ein Schwall etwas kältere Luft zu uns.
Diese gelangt aber rasch unter Zwischenhocheinfluss, bevor sich im Laufe des
Freitags vom Atlantik bereits das nächste Tief nähert. Es handelt sich dabei um
ein kräftiges Sturmtief mit einem Kerndruck von 965 hPa, das sich vom Seegebiet
nördlich von Schottland am Samstag (Heiligabend) nur noch allmählich weiter
nordostwärts verlagert. Mit der Gradientzunahme nimmt der Südwestwind deutlich
zu und weht im Westen und Nordwesten in Böen zeitweise stark, an den Küsten und
im Bergland stürmisch. Zudem sorgt das zugehörige Frontensystem zeitweise für
Niederschläge, die aber allenfalls in der Nacht zum Sonntag in den Gipfellagen
der südöstlichen Mittelgebirge und der Alpen für etwas Schnee sorgen können.

An den Weihnachtsfeiertagen (Sonntag und Montag) ändert sich an der Wetterlage
wenig. Tiefes Geopotential erstreckt sich weiterhin über weite Teile
Nordeuropas. Darin eingelagert ist ein weiteres Sturmtief, das ebenfalls
nördlich an Schottland vorbei Richtung Skandinavien zieht. Es weist
Sonntagmittag einen Kerndruck von 950 hPa auf und ist somit noch etwas kräftiger
als das vorherige Sturmtief. Dadurch bleibt der lebhafte Südwestwind hierzulande
erhalten und nimmt noch etwas weiter zu. Dann muss in der gesamten Nordhälfte
Deutschlands bis in tiefe Lagen mit Windböen gerechnet werden, an der Küste und
im Bergland bleibt es stürmisch. Tiefausläufer sorgen weiterhin für
wechselhaftes Wetter. Insgesamt bleibt relativ milde Luft mit Temperaturen in
850 hPa zwischen 0 und 4 Grad wetterbestimmend, die nur vorübergehend durch
kältere Luft ersetzt wird.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Umstellung der Großwetterlage hin zu einem wechselhaften und windigen
Witterungsabschnitt wurde in den letzten Läufen des EZMW konsistent
vorhergesagt. Allerdings zeigt sich im Detail eine Phasenverschiebung der Trog-
und Keilmuster, wobei diese meist schneller nach Osten vorankommen als im
gestrigen 00 UTC Lauf. Am Wettercharakter ändert sich dadurch aber wenig, sodass
das gestrige Vorhersagekonzept weitgehend beibehalten werden kann.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Wetterlage wird im mittelfristigen Vorhersagezeitraum von den betrachteten
Globalmodellen ähnlich prognostiziert. Vorhandene Unterschiede im Trog-Keil
Muster und im zeitlichen Ablauf der Frontpassagen haben für uns keine
signifikanten Änderungen der Wetterentwicklung zur Folge.

Die kälteste Lösung gegen Ende der Mittelfrist weist GFS auf, bei der die minus
5 Grad Isotherme bis nach Deutschland reicht und die Schneefallgrenze deutlich
absinken lässt. Mit Schnee ist aber aufgrund fehlender oder kaum vorhandener
Niederschläge auch dann kaum zu rechnen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der von den deterministischen Modellen prognostizierte wechselhafte, aber
weitgehend milde Witterungsabschnitt zeigt sich auch in den Ensemblevorhersagen
in der Rauchfahne von Offenbach. So sinkt das Geopotential an Heilig Abend
deutlich ab bei gleichzeitig zunehmenden Niederschlagssignalen. Der Spread des
Geopotentials nimmt etwas zu, was die bereits erwähnten Unterschiede im
Trog-Keil Muster wiedergibt. Auch das "Auf und Ab" im Temperaturverlauf weist
auf einen raschen Wechsel zwischen Tiefdruckgebieten und Zwischenhocheinfluss
hin, wobei die Nacht zum Sonntag den Tiefpunkt der Temperaturentwicklung
darstellt.

Die Clusterung des EZMW besitzt über den gesamten Vorhersagezeitraum hinweg
sechs Cluster. Aber auch hier liegen die Unterschiede in der Ausprägung der
Tröge und Keile. Eine Alternative zu der Westlage gibt es nicht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Zunächst sind abgesehen von stürmischen Böen in einigen Höhenlagen keine
signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten.
An Heiligabend und an den Weihnachtsfeiertagen steigt dann mit der zunehmenden
Zyklonalität die Wahrscheinlichkeit für Sturmböen (Bft 8 bis 9) an den Küsten
und im Bergland, mit schweren Sturmböen in exponierten Lagen. Auf dem Brocken
treten dann Orkanböen aus Südwest auf. EFI zeigt in diesem Zusammenhang nur
leicht erhöhte Signifikanzen für Windböen.
Sonst sind voraussichtlich keine signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger