Thema des Tages
19-12-2016 14:40
Die letzte Weihnachtsmarktwoche - oder?
Für einige Menschen gehört sie zur schönsten Zeit des Jahres: die
Advents- oder Vorweihnachtszeit. Auf zahlreichen Weihnachtsmärkten
lassen sich dann teils noch bis Heiligabend regionale Spezialitäten
wie Lebkuchen, Christstollen, Gewürze, Zimtsterne, Glühwein oder
andere Heißgetränke in verschiedensten Farben und Formen erwerben,
die dann ein wahrliches Geschmackserlebnis bieten. Dabei geht die
Tradition des Weihnachtsmarktes auf meist nur wenige Tage andauernde
Verkaufsmärkte im späten Mittelalter zurück. Auf diesen fand man
hauptsächlich die nötige Ausrüstung für die kalte Jahreszeit in Form
von warmer Kleidung und ausreichendem Nahrungsvorrat. Auch das
leibliche Wohl sollte bei den mittelalterlichen Märkten nicht zu kurz
kommen. Neben warmen Getränken wurden auch geröstete Kastanien,
Mandeln oder Nüsse angeboten. Erst nach und nach kam dann der Brauch
auf, in der Vorweihnachtszeit geflochtene Körbe, Gewürze, Spielzeug
oder Süßigkeiten zu verkaufen. So entwickelten sich diese Märkte
allmählich zu den Weihnachtsmärkten, wie wir sie heute kennen.
Allerdings ist Weihnachtsmarkt nicht gleich Weihnachtsmarkt. Je nach
lokaler Tradition besitzen die Weihnachtsmärkte ihre Eigennamen. So
trinkt man in Dresden den Glühwein auf dem Striezelmarkt, in Nürnberg
und Augsburg isst man Lebkuchen auf den Christkindlesmarkt und in
München trifft man sich rund um den Marienplatz auf dem
Christkindlmarkt. Astro-Fans hingegen finden sicherlich Gefallen am
Wiesbadener Sternschnuppenmarkt, wenngleich dort die
Wahrscheinlichkeit reale Sternschnuppen am Himmel erleben zu können
aufgrund einer meist dichten nächtlichen Wolkendecke und der enormen
"Lichtverschmutzung" verschwindend gering ist. Die Tradition der
Weihnachtsmärkte ist übrigens auch ein deutscher Exportschlager. So
kann man mittlerweile von England, Südafrika und den USA bis nach
Japan, China oder Südkorea weihnachtliche Stimmung auf dem "German
Christmas Market" oder dem "Holiday Market" erleben.
Nachdem im gestrigen Thema des Tages bereits ein Ausblick auf das
Weihnachtswetter gewagt wurde, stellt sich natürlich die Frage: Wie
sieht die heutige Vorhersage für das Wetter in den kommenden Tagen
bis Weihnachten aus?
Aktuell (Stand: Montag, der 19.12.2016) befindet sich Deutschland am
Rande von Hoch "XANDER" mit Schwerpunkt über Ungarn. Dabei gelangen
mit einer auf südöstliche Richtungen drehenden Strömung wieder
kältere aber auch trockenere kontinentale Luftmassen zu uns. Tagsüber
steigen somit die Chancen, dass die zähe Nebel- oder Hochnebeldecke
stellenweise angeknabbert wird und die Sonne wieder häufiger zum
Vorschein kommt, wenngleich es bei Tageshöchstwerten im leicht
positiven Bereich mäßig kalt bleibt. Und so kann man sich besonders
in den Abendstunden bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mit einem
Glühwein oder einer ebenfalls leckeren antialkoholischen Alternative
wie Kinderpunsch oder heißem Orangensaft "von innen" aufwärmen. Zudem
bleibt es trocken und überwiegend schwachwindig. Nur in einigen
Alpentälern sowie im Erzgebirgsvorland pfeift zeitweise auch mal der
Wind. Es bieten sich also ideale Voraussetzungen für einen letzten
Weihnachtsmarktbesuch. Falls die Sichtbedingungen in den Abendstunden
einmal schlechter werden sollten, muss das übrigens nicht unbedingt
an einem Glühwein zu viel liegen. Stellenweise besteht durchaus auch
in den kommenden Nächten die Gefahr von teils dichtem Nebel. Seien
Sie also besonders im Straßenverkehr vorsichtig.
In der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag, dem 22.12.16, nähert
sich der Ausläufer eines Nordmeertiefs und bringt besonders für den
Nordwesten des Landes dichte Wolken und etwas Regen. Sonst bleibt es
zunächst noch trocken. Dieser Tiefausläufer verlagert sich dann unter
Abschwächung allmählich in die mittleren Landesteile, allerdings
bestehen aus heutiger Sicht noch größere Unsicherheiten bezüglich des
genauen Timings sowie der Intensität der Niederschläge. Vorübergehend
klingen diese am Freitag und in der Nacht zum Samstag wieder ab,
bevor sich am Samstagvormittag (Heiligabend) bereits der nächste
Tiefausläufer von Westen her mit Regen und einem auffrischenden Wind
ankündigt. Schneefall gibt es an den Weihnachtsfeiertagen jedoch
allenfalls im höheren Bergland. Ansonsten müssen wir uns wohl oder
übel wie bereits im letzten Jahr auf ein eher windiges, grün-graues
Weihnachtsfest bei zunehmend milderen Temperaturen einstellen.
Für diejenigen unter Ihnen, die dem Ende der Weihnachtsmarktzeit mit
einem weinenden Auge entgegen sehen, gibt es abschließend noch einen
kleinen Tipp: Nicht überall endet mit dem Weihnachtsfest auch die
Zeit für Glühwein und leckeres Gebäck. In einigen deutschen Städten,
unter anderem in Mannheim, Schwerin, Chemnitz oder Kaiserslautern,
geht der Weihnachtsmarkt nämlich in die Verlängerung. Dort laden dann
die sogenannten "Silvestermärkte" nach einer hektischen
Vorweihnachtszeit und einem überaus sättigenden Weihnachtsfest für
einen entspannten Glühwein "zwischen den Jahren" ein.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.12.2016
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