Thema des Tages

12-12-2016 13:40

Gedämpfte Freude bei allen Sternschnuppenfans

In bestimmten Zeiten des Jahres kann man verstärkt Sternschnuppen am
Himmel beobachten. Nämlich immer genau dann, wenn die Erde auf ihrer
Umlaufbahn um die Sonne einen sogenannten Meteorstrom (auch
Meteorschauer genannt) durchquert. Einen solchen Meteorstrom kann man
sich als Teilchenwolke vorstellen, die aus den Auflösungsprodukten
von Kometen oder seltener Asteroiden wie Staub, Eis und
Gesteinsresten zusammensetzt. Passiert die Erde nun einen solchen
Meteorstrom, können die meist sehr kleinen Teilchen mit Durchmesser
von nur wenigen Millimetern in die Erdatmosphäre eintreten. Durch die
hohe Geschwindigkeit beim Eintritt wird die Luft in der Umgebung
durch Reibung auf mehrere tausend Grad Celsius erhitzt. Aufgrund
dieser starken Hitzeentwicklung verdampft das Teilchen und die
umgebenden Luftmoleküle werden ionisiert. Dies erzeugt den allseits
bekannten hellen Leuchtstreifen am Himmel, den wir als Sternschnuppe
kennen.

Auch in dieser Zeit des Jahres kann man am Nachthimmel, sofern dieser
nicht durch Wolken verdeckt ist, einen der bekanntesten
Sternschnuppenschauer, die sogenannten "Geminiden", bestaunen. Der
Aktivitätszeitraum der Geminiden beginnt bereits am 4. Dezember,
wobei die Aktivität über mehrere Tage hinweg zunimmt. Zwischen dem
morgigen Dienstagabend um 22 Uhr (13.12.2016) und Mittwochfrüh gegen
5 Uhr (14.12.2016) erreichen sie schließlich ihr Aktivitätsmaximum.
Anschließend klingen die Schauer bis zum 17. Dezember wieder rasch
ab.

Entdeckt wurden die Geminiden erstmals im Jahre 1862. Im Vergleich zu
anderen, ebenfalls sehr bekannten Meteorströmen wie den "Perseiden",
deren Entdeckung bereits im Jahre 36 "anno Domini" erfolgte, oder den
"Leoniden", die im Jahre 902 zum ersten Mal gesichtet wurden, handelt
es sich bei den Geminiden also um einen noch recht jungen
Meteorstrom. Allerdings kann man durchaus einige Besonderheiten
finden, die die Geminiden von anderen Sternschnuppenschauern abhebt.
Beispielsweise handelt es sich bei den Staub- und Gesteinspartikeln
womöglich nicht um die Auflösungsprodukte eines Kometen, vielmehr
besteht der Meteorstrom aus den flüchtigen Bestandteilen des als
Asteroiden 1983 TB klassifizierten Himmelskörper, der später auch den
Namen 3200 Phaeton erhielt.

Des Weiteren erhöhte sich die Aktivität der Geminiden in den
vergangenen Jahren stetig und auch in zukünftigen Jahren ist kein
gegenteiliger Trend absehbar. Die Aktivität wird in der Regel
mithilfe der Kennzahl ZHR (zenithal hourly rate, engl.) beschrieben.
Sie gibt die Anzahl der Sternschnuppen an, die an einem sehr dunklen,
wolkenfreien Himmel zu beobachten wären, wenn der Punkt, in dem der
Meteorschauer seinen Anfang zu nehmen scheint, über dem Beobachter im
Zenit steht. Diesen Punkt bezeichnet man übrigens auch als Radiant.
Zu finden ist dieser, indem man die Leuchtspuren bis zu ihrem
gemeinsamen Schnittpunkt zurückverfolgt. Zur Zeit des
Aktivitätsmaximums beträgt die ZHR deutlich über 100, allerdings
schwankt diese Kennzahl teilweise sehr stark. So konnte im Jahr 2014
eine ZHR von sagenhaften 253 festgestellt werden.

Ihren Namen erhalten die Meteorströme von den Sternbildern, in denen
sich der Radiant, also der Punkt, aus dem die Sternschnuppen
scheinbar austreten, befindet. Im Fall der Geminiden nimmt der
Beobachter den Ursprung der "Schnuppen" im Sternbild "Zwillinge"
wahr. Ins Lateinische übersetzt wird das Sternbild Zwillinge übrigens
auch als "gemini" bezeichnet, was den Namen der Geminiden erklärt.
Dieses findet man am Abendhimmel beim Blick in Richtung Osten.
Allerdings muss man nicht unbedingt das Sternbild Zwillinge suchen,
um Sternschnuppen beobachten zu können. Es ist sogar möglich, diese
zu sichten, wenn man in die entgegengesetzte Richtung des Sternbildes
schaut.

Zurzeit sorgen jedoch ungünstige Lichtverhältnisse durch einen sich
einstellenden Vollmond sowie ein meist wolkenverhangener, teils
nebliger Nachthimmel für schlechte Voraussetzungen für die große
"Schnuppenschau". Bereits in der kommenden Nacht zum Dienstag
(13.12.) sowie in der Nacht zum Mittwoch zum Aktivitätsmaximum steht
der Mond nahezu die ganze Nacht am Himmel und zeigt sich in seiner
"vollen" Pracht. Trotzdem sollten einige helle Sternschnuppen
sichtbar sein, wenn nicht die Bewölkung einen Strich durch die
Rechnung macht.

So sind in der Nacht zum Dienstag die Chancen auf Wolkenlücken meist
nur in den höchsten Lagen der Mittelgebirge und in den Alpen gegeben.
In tieferen Lagen bildet sich dagegen rasch dichter Nebel oder
Hochnebel. Im Osten sind dagegen anfangs meist nur wenige Wolken am
Himmel und die Nebelwahrscheinlichkeit ist geringer, im Laufe der
Nacht ziehen aber auch dort dichte Wolken auf. In der Nacht zum
Mittwoch kann man lediglich im höheren Bergland im Südwesten sowie in
den westlichen Alpen oberhalb des Nebels auf gute Sichtbedingungen
hoffen. Sonst verbleibt Deutschland weitgehend unter einer dichten
Wolkendecke.

Auf die Geminiden folgt um die Weihnachtsfeiertage dann bereits der
nächste Meteorstrom, die "Ursiden". Diese sorgen mit ihrem (jedoch im
Vergleich zu den Geminiden deutlich schwächer ausgeprägten)
Aktivitätsmaximum in der Nacht vor Heiligabend für weihnachtliche
Stimmung am Himmel. Bleibt nur zu hoffen, dass in den Nächten dann
bessere Sichtbedingungen vorherrschen.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.12.2016

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst