Thema des Tages
13-05-2024 13:20
Wetter aktuell
Wettergegensätze
Deutschland ist in den kommenden Tagen zweigeteilt: Gewitter und
Starkregen im Südwesten, Sonne und Trockenheit im Nordosten. Die
Gefahrenlage könnte nicht unterschiedlicher ausfallen.
Die Großwetterlage über Europa ist eingefahren, die dominierenden
Druckgebilde äußerst immobil. Über Nordeuropa hat sich ein sehr
umfangreiches und kräftiges Hochdruckgebiet etabliert, das von zwei
Tiefdruckgebieten über West- und Osteuropa flankiert wird. Der
Jetstream über Europa wird dabei zu großen "Ausholbewegungen"
gezwungen und zeichnet dabei einen Weg nach, der dem griechischen
Buchstaben Omega ähnelt. Deswegen wird diese sich als sehr stabil
erweisende Großwetterlage in Fachkreisen gerne auch als "Omegalage"
bezeichnet. Solche Omegalagen sind prädestiniert für Extremwetter
unterschiedlichster Couleur. Während sich im Einflussbereich des
Hochs Trockenheit einstellt, sorgen die flankierenden Tiefs für
ergiebige Niederschläge. Deutschland befindet sich in den nächsten
Tagen im Übergangsbereich dieser beiden Wetterregime. Während sich
das trocken-warme und sonnige Wetter der vergangenen Tage im Norden
und Osten fortsetzt, breitet sich in der Südwesthälfte schwül-warme
Gewitterluft aus.
Das verdeutlicht auch die Vorhersage des Gesamtniederschlags von
verschiedenen Modellen bis Samstagabend (18.05.2024). Während die
Modelle für den Norden und Osten wenig bis nichts an Niederschlag im
Angebot haben, werden etwa südwestlich einer Linie Emsland-Erzgebirge
verbreitet 30 bis 50 l/m², vor allem im Südwesten und in der Mitte
gebietsweise sogar 50 bis 80 l/m² und örtlich um 100 l/m² simuliert.
Diese Mengen werden einerseits durch eher kleinräumige, aber mit
teils heftigem Starkregen einhergehende Schauer und Gewitter
bereitgestellt, die vor allem am Montag und Dienstag (13./14.05.) im
Westen und Südwesten auftreten. Andererseits bilden sich ab Mittwoch
(15.05.) wahrscheinlich auch größere, mit Gewittern durchsetzte
Niederschlagsgebiete, die flächigeren, mehrstündigen Stark- oder
Dauerregen bringen. Dann ist neben lokalen Sturzfluten, Überflutungen
und vollgelaufenen Kellern auch Hochwasser an kleineren Flüssen und
Bächen möglich. An dieser Stelle muss aber darauf hingewiesen werden,
dass die Prognose von konvektivem, also zumindest teilweise
schauerartigem und gewittrigem Niederschlag generell größeren
Unsicherheiten unterliegt.
Während in der Südwesthälfte in Laufe der Woche die Überflutungs- und
Hochwassergefahr also ansteigt, wird im Norden und Osten ein ganz
anderes Problem auf den Plan gerufen: Die Waldbrandgefahr! Im Mai hat
es in weiten Teilen des Ostens wenig oder gar nicht geregnet, auch
davor war es mitunter deutlich zu trocken, sodass zumindest in den
oberen Bodenschichten bereits wieder Trockenheit Einzug halten
konnte. In den nächsten Tagen kommt dazu ein in Böen starker bis
stürmischer Wind, der zum einen die Abtrocknung nochmal beschleunigt,
zum anderen potenziell brandfördernd wirkt.
Der Waldbrandgefahrenindex des DWD erreicht bis Ende der Woche in
weiten Bereichen des Nordostens und Ostens die höchste Stufe. In der
Natur ist vor allem dort größte Vorsicht geboten! Jegliche
Zündquellen wie beispielsweise eine weggeschmissene Zigarette,
illegale Lagerfeuer oder auf Wiesen abgestellte Autos sollten
tunlichst vermieden werden! Die allermeisten Waldbrände sind nämlich
auf unachtsames, fahrlässiges oder gar mutwilliges Verhalten von
Menschen zurückzuführen.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.05.2024
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